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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Cleonyma den Wirt dazu, für alle Getränke zu servieren. Selbst Sertorius Niger schaute dankbar. Da sie bezahlte, half sie den lustlosen Kellnern aus, trug selbst bis zum Rand gefüllte Becher an unseren Tisch, sechs auf einmal, und stellte sie geschickt ab.
    »Nicht ein Tropfen verschüttet. Das machen Sie nicht zum ersten Mal, Cleonyma.«
    »Große Götter, in manchen dieser Kaschemmen kann man warten, bis man stirbt.« Sie setzte sich zu uns. »Wie gefällt Ihnen meine Abendgarderobe?«
    »Äh … sie ist jedenfalls ein Blickfang!«
    »Dieser Fiesling Volcasius meinte, sie sei zu enthüllend. Spielverderber. Sie sehen wunderschön aus, Helena.« Cleonyma schien den Gegensatz zwischen ihrem lebhaften Gazekostüm und Helenas eleganter Schlichtheit gar nicht zu bemerken. Helena trug aquamarinblaue Seide mit diskreter Silberstickerei; sie sah aus wie eine Nymphe, eine, die wusste, wo die guten Haine zu finden sind. In der Hoffnung auf ein Herumtollen im Mondlicht wäre ich ihr durch jedes Dornengestrüpp gefolgt.
    Ich trug Ocker, schimmelig von zu viel schlechtem Waschen. Ich hatte die Stiefel an, die ich am Nachmittag gesäubert hatte, und einen recht neuen Gürtel, die Wirkung abgerundet durch lässige Locken, eine gerade römische Nase und eine schlechte griechische Rasur. Ich war sauber; selbst meine Neffen waren sauber, obwohl ihre Festkleidung einfach war. Albia war in Blau, wie gewöhnlich, mit einer Halskette, die Helena ihr geliehen hatte. Nux war gekämmt und entfloht worden. Sie hatte gleich darauf versucht sich im Dreck zu wälzen, aber Cornelius hatte sie rechtzeitig erwischt. Als Gruppe waren wir durchaus präsentabel, wenn auch nicht modisch.
    Helena fragte Cleonyma, wie sie zurechtkäme. »Das ist meine letzte Nacht in Griechenland. Ich habe eine Schiffspassage nach Hause gebucht und reise morgen ab. Minucia wird mitkommen, um mich an Bord des Schiffes vom Grübeln abzuhalten. Amaranthus hat sich eingeredet, dass sie zurückkehren und sich der Gruppe später in Troja wieder anschließen wird, aber unter uns gesagt, das kann er vergessen. Ich habe ihr die Ausrede geliefert, heimzukehren. Das ist es, was sie möchte.«
    »Könnte Amaranthus sie nicht begleiten, wenn sie ein Paar sind?«, fragte Helena.
    »Könnte er!«, stimmte Cleonyma zu. »Hat aber keiner von beiden vorgeschlagen. Soll doch der Mann mit seinem Sport allein bleiben. Mehr will er nicht vom Leben. Er will im nächsten Jahr die Olympischen Spiele besuchen. Ich sehe ihn endlos weitermachen und von einem Stadion zum anderen ziehen.«
    »Hat Minucia Kinder?«
    »Sie müssen inzwischen erwachsen sein, aber ja, sie hat Kinder. Sie pflegte Tiere zu halten. Sie hat auch einen nutzlosen Ehemann – sie vermisst sogar ihn, glaube ich. Seltsam, an was man sich gewöhnen kann!«
    Mir war immer noch bewusst, dass ich der von Cleonyma ausgewählte männliche Vertreter bei der Bestattung ihres Ehemanns gewesen war, und daher fragte ich sie vorsichtig, welche Vorkehrungen sie getroffen hatte, um die Asche heimzubringen. Sie war überhaupt nicht beleidigt, dass ich es erwähnt hatte, und brach in Lachen aus. »Oh, das ist bereits erledigt, Falco! Zuerst habe ich ihn in eine wertvolle Urne getan. Parischer Marmor, mit Goldeinlagen – wunderschön. Aber dann fiel mir ein, dass sie mir für die Asche des lieben Jungen Hafenzoll abknöpfen würden. Den können sie sich sonst wo hinstecken! Der Zoll für Luxusgüter beträgt fünfundzwanzig Prozent. Cleonymus hat sich jedes Mal aufgeregt, wenn wir heimkamen und sich der Zoll auf uns stürzte. Aus irgendeinem Grund beschlossen die immer, wir wären Leute, bei denen es sich lohnt, sie anzuhalten und zu durchsuchen … Ich war nicht bereit, ihn in einen hässlichen Kasten zu tun und durchzuschmuggeln – obwohl ich weiß Juno genügend Übung darin habe. Also habe ich ihn ein bisschen verstreut, als wir in Marathon waren.«
    »Das wäre ihm bestimmt recht«, versicherten wir ihr. Ich verbarg ein Grinsen bei der Vorstellung, wie mein Schwager Gaius Baebius, der Zollbeamte, Cleonyma mit ihren Andenken am Kai entlangstöckeln sah – ein Geschenk, das seine Pflichtziele für den nächsten Monat auf einen Schlag erfüllen würde.
    Cleonyma wurde still. »Ich vergoss ein paar Tränen, als ich ihn dort ließ. Ihm hätte Marathon gefallen; er mochte schon immer Orte, die eine Geschichte haben.«
    Auch wir wurden still. In Erinnerung an Cleonymus’ ungezwungene Großzügigkeit hoben wir unsere Becher zu seinem

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