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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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werden, sich zurückzuziehen und besagte Männer alle nacheinander hierher zu bescheiden.«
    Nachdem er diese Aufforderung mit sehr geläufiger Zunge vorgebracht hatte, schlug Herr Weller mit der geballten Faust heftig in die offene Handfläche und gab Miß Tomkins einen freundlichen Wink: allein diese war durch seine Voraussetzung, als läge es in den Grenzen der Möglichkeit, daß sich im Bereiche ihrer Schule für junge Damen irgendein Mann fände, über alle Maßen erschrocken.
    Herrn Pickwicks Sache war bald abgemacht, da sie nun schon so weit in Ordnung gebracht war. Aber weder auf dem Rückwege mit seinen Freunden, noch nachher vor einem knisternden Feuer und vor dem für ihn so notwendig gewordenen Nachtessen war ein Wort aus ihm herauszubringen. Er schien ganz vertattert und der Empfindung beraubt. Einmal, und nur ein einziges Mal, wandte er sich an Herrn Wardle mit der Frage:
    »Wie kommen Sie hierher?«
    »Trundle und ich sind eigentlich in der Absicht hier, eine lustige Jagdpartie zu machen«, antwortete Wardle. »Wir kamen heute abend an, und waren erstaunt, von Ihrem Diener zu hören, daß Sie auch hier wären. Aber jedenfalls, es freut mich. Sie zu treffen«, sagte der lustige Alte, ihn auf den Rücken klopfend. »Es freut mich. Sie zu treffen. Vor allem werden wir eine lustige Partie haben und Herrn Winkle zugleich Gelegenheit geben, auch sein Glück zu probieren – nicht wahr, alter Knabe?«
    Herr Pickwick gab keine Antwort. Er fragte nicht einmal nach seinen Freunden zu Dingley Dell und zog sich bald in sein Schlafzimmer zurück, nachdem er Samuel befohlen hatte, das Licht zu holen, wenn er läuten würde.
    Die Glocke ertönte zweimal und Herr Weller trat ein.
    »Sam«, sagte Herr Pickwick, unter seiner Decke hervorblickend.
    »Herr«, antwortete Weller.
    Herr Pickwick schwieg, und Herr Weller putzte das Licht.
    »Sam«, sagte Herr Pickwick wieder, als ob er sich bis zur Verzweiflung anstrenge.
    »Herr«, antwortete Herr Weller abermals,
    »Wo ist Trotter?«
    »Hiob, Herr?«
    »Ja.«
    »Fort, Herr.«
    »Mit seinem Herrn vermutlich.«
    »Freund oder Herr, oder was er immer sein mag, er ist fort mit ihm«, erwiderte Herr Weller. »Das ist ein Pärchen, Sir.«
    »Jingle vermutete wahrscheinlich meine Absicht und schickte seinen Diener mit dieser Geschichte hinter dich her«, sagte Herr Pickwick, halb erstickend.
    »So ist’s, Sir«, versetzte Herr Weller.
    »Es war natürlich alles erlogen?«
    »Alles, Sir«, antwortete Herr Weller. »Der Spitzbube hat uns pfiffig hinters Licht geführt.«
    »Nun, ich denke, das nächste Mal entwischt er uns nicht wieder so leicht, Sam«, sagte Herr Pickwick.
    »Ich denk’s auch, Sir.«
    »Wann und wo ich auch diesen Jingle wieder antreffen mag«, fuhr Herr Pickwick fort, indem er sich im Bette aufrichtete und einen schrecklichen Hieb nach seinem Kissen führte, »es soll ihm eine persönliche Züchtigung zuteil werden, abgesehen davon, daß ich ihn der Welt in seinem wahren Lichte zeige. Ja, das soll geschehen, »der ich will nicht Pickwick heißen.«
    »Und wo ich auch diesen melancholischen Schuft mit seinem schwarzen Haar erwische«, sagte Sam, »wenn ich ihm nicht wirkliches Wasser in die Augen treibe, so will ich nicht Weller heißen. – Gute Nacht, Sir.«

Achtzehntes Kapitel
    Woraus zu ersehen, daß ein erfindsamer Geist unter Umständen durch einen Rheumatismus zu erhöhter Tätigkeit angespornt werden kann.
     
    Herr Pickwick hatte eine starke Natur, die Strapazen und Anstrengungen aller Art ertragen konnte; allein in der denkwürdigen Nacht, wovon das letzte Kapitel handelt, war ihr doch gar zu viel zugemutet worden. In der Nachtluft gewaschen und sodann in einer dumpfen Ecke getrocknet zu werden, ist ein ebenso gefährlicher, wie eigenartiger Prozeß. Kurz, Herr Pickwick hatte sich eine Erkältung zugezogen, die ihn in das Bett bannte.
    Obgleich indessen die körperlichen Kräfte des großen Mannes dadurch ziemlich geschwächt waren, so behielten doch die Fähigkeiten seines Geistes durchaus ihre ursprüngliche Stärke. Er besaß viel Elastizität, und seine gute Laune stellte sich in Bälde wieder ein. Selbst der Arger über sein letztes Abenteuer hatte sich nicht lange in seinem Gemüt zu behaupten gewußt, und er stimmte mit herzlicher Unbefangenheit in das schallende Gelächter ein, das Wardle bei jeder Anspielung aufschlug.
    Ja, noch mehr. Während der zwei Tage, die Herr Pickwick das Bett hüten mußte, war Sam sein beständiger Wärter. Am ersten

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