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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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auszusehen. Nachdem die ganze Gesellschaft eingetreten, verschloß Muzzle sorgfältig die Tür und stellte sich hinter den Stuhl seines Herrn, um seine Befehle zu erwarten. Herr Nupkins lehnte sich mit feierlicher Würde zurück und betrachtete die Gesichter seiner unfreiwilligen Gäste mit durchbohrenden Blicken.
    »Wer ist die Person, Grummer?« sagte Herr Nupkins, auf Herrn Pickwick deutend, der als Sprecher mit dem Hut in der Hand dastand und sich mit der äußersten Höflichkeit und Ehrerbietung verneigte.
    »Ihr Gestrengen, das ist der Pickwick«, erwiderte Grummer.
    »Keinen solchen Ton, alte Lichtschere«, fiel Herr Weller ein, sich mit Ellbogenstößen in die vorderste Reihe drängend – bitt’ um Verzeihung, Sir, aber dieser – Ihr dienstbarer Geist in den Stulpenstiefeln – würde als Zeremonienmeister nirgends ein anständiges Auskommen finden. Dies, Sir«, fuhr Herr Weller, Grummer zurückdrängend, mit launiger Vertraulichkeit gegen den Oberbeamten fort – »dies ist Pickwick, Esquire; dies Herr Tupman; jener Herr Snodgraß, und der andere neben ihm Herr Winkle, lauter vortreffliche Ehrenmänner, deren Bekanntschaft zu machen Sie sich sehr glücklich schätzen werden. Je schneller Sie übrigens Ihre Amtsdiener auf einen Monat oder zwei ins Kittchen schicken, desto schneller und besser werden wir uns verständigen. Zuerst das Geschäft, dann das Vergnügen, wie König Richard der Dritte sagte, als er den andern König im Tower erstach, und ehe er die Kleinen erwürgte.«
    Am Schlusse dieser Anrede bürstete Herr Weller seinen Hut mit dem rechten Ellenbogen und nickte Jinks huldvoll zu, der ihn mit unaussprechlichem Entsetzen zu Ende gehört hatte.
    »Wer ist dieser Mensch, Grummer?« fragte der Oberbeamte.
    »Ein ganz verzweifelter Kerl, Ihr Gestrengen«, erwiderte Grummer. »Er suchte die Gefangenen zu befreien und griff die Diener des Gesetzes an – wir nahmen ihn deswegen fest und brachten ihn hierher.«
    »Daran habt ihr ganz recht getan«, entgegnete der Oberbeamte. »Es ist augenscheinlich ein ganz unglaublicher Halunke.«
    »Es ist mein Diener, Sir«, sagte Herr Pickwick zornig.
    »So, es ist Ihr Diener – so?« fragte Herr Nupkins. – »Also eine Verschwörung, dem Ansehen der Gesetze zu trotzen und die Boten des Gerichts zu ermorden. Pickwicks Diener! – Schreiben Sie das nieder, Herr Jinks.«
    Herr Jinks schrieb.
    »Euer Name, Bursche«, donnerte Herr Nupkin«.
    »Weller«, antwortete Sam.
    »Ein sehr hübscher Name für die Liste von Newgate «, bemerkte Herr Nupkins.
    Das war ein Scherz; folglich brachen Jinks, Grummer, Dubbley, sämtliche Gerichtsboten und Muzzle in ein Gelächter aus, das fünf Minuten lang dauerte.
    »Notieren Sie den Namen, Herr Jinks«, sagte der Beamte.
    »Zwei L, alter Knabe«, rief Sam.
    Hier lachte ein unglücklicher Gerichtsbote wieder, worüber ihm der Beamte alsbald mit Verhaftung drohte. Es ist in solchen Fällen etwas Gefährliches, über den Unrechten zu lachen.
    »Wo seid Ihr zu Hause?« fragte der Oberbeamte.
    »Überall und nirgends«, erwiderte Sam.
    »Notieren Sie das, Herr Jinks«, sagte der Beamte, der in eine förmliche Wut geriet.
    »Unterstreichen Sie es auch«, bemerkte Sam.
    »Er ist ein Landstreicher, Herr Jinks«, rief der Beamte, »ein Landstreicher nach seinem eigenen Geständnis – nicht wahr, Herr Jinks.«
    »Ganz gewiß, Sir.«
    »Ich will ihn einsperren lassen – ich will ihn einsperren lassen, als einen Landstreicher«, sagte Herr Nupkins.
    »Das ist mir eine saubere Justiz hierzulande«, bemerkte Sam; »da gibt es keinen Beamten, der nicht zwei Streiche macht, wenn er andere Leute wegen eines einsperrt.«
    Über diesen Witz lachte ein anderer Gerichtsdiener und machte dann eine so krampfhafte Anstrengung, eine ernste Miene zu erzwingen, daß der Beamte den Täter augenblicklich entdeckte.
    »Grummer«, rief der Beamte, vor Wut ganz karfunkelrot werdend, »wie können Sie es wagen, einen so unverantwortlichen Taugenichts zum Gehilfen der Gerechtigkeit zu machen? Wie können Sie es wagen, Sir?«
    »Es tut mir herzlich leid. Euer Gestrengen«, stammelte Grummer.
    »Herzlich leid?« rief der wütende Beamte. »Sie sollen mir büßen für diese Pflichtvergessenheit, Herr Grummer; ich will ein Exempel an Ihnen statuieren. Nehmen Sie dem Burschen den Stab ab. Er ist betrunken. Ihr seid betrunken, Kerl.«
    »Ich bin nicht betrunken. Euer Gnaden«, erwiderte der Mann.
    »Ihr seid betrunken«, entgegnete der Beamte. »Wie könnt Ihr Euch

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