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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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den roten Beeren, die das Fenster verzieren, mit sehnsüchtigen Blicken und roten Nasen betrachten.
    Der Kutscher hat im Magazin des Kornhändlers das braune Paket abgegeben, das er aus der kleinen, an Lederriemen ihm über die Schulter hängenden Tasche hervorgezogen hatte. Dann hat er nach den Pferden gesehen, daß sie gut versorgt würden. Den Sattel, der auf dem Kutschdache von London mitgebracht worden, hat er auf das Pflaster geworfen und an der Unterhaltung zwischen dem zweiten Kutscher und dem Hausknecht über den Grauschimmel teilgenommen, der sich am letzten Dienstag den Vorderfuß verstauchte. Er und Herr Weller sitzen bereits hinten und der zweite Kutscher auf seinem Bock.
    Der alte Herr im Wagen, der die ganze Zeit über das Fenster zwei volle Zoll offen gehalten, hat es wieder zugezogen. Den Pferden sind die Decken abgenommen und alles ist zur Abfahrt bereit, mit Ausnahme der »zwei dicken Herren«, nach denen der Kutscher ungeduldig fragt. Hierauf rufen Kutscher, zweiter Kutscher, Sam Weller, Herr Winkle, Herr Snodgraß, sämtliche Hausknechte und Müßiggänger, die hier der Zahl nach stärker sind als alle übrigen zusammengenommen, nach den vermißten Herren, so laut sie nur können. Aus dem Hofe läßt sich von fern eine Antwort vernehmen, und Herr Pickwick und Herr Tupman laufen atemlos herbei; denn sie haben jeder ein Glas Ale getrunken, und Herrn Pickwicks Finger sind so steif vor Kälte, daß es volle fünf Minuten dauert, bis er die sechs Pence findet, die er dafür zu bezahlen hat. Der zweite Kutscher ruft ein ermahnendes »Rasch, rasch, meine Herren«, der erste wiederholt es – der alte Herr im Wagen findet es gar nicht in Ordnung, daß man absteigt, wenn man doch weiß, daß man keine Zeit dazu hat – Herr Pickwick klimmt auf der einen, Herr Tupman auf der andern Seite hinauf, Herr Winkle ruft »alles in Ordnung!«, und der Wagen rollt von dannen. Die Halstücher werden hinaufgezogen, die Mäntel hochgeschlagen. Das Pflaster nimmt ein Ende, die Häuser verschwinden. Wieder gleiten sie über die offene Straße hin, und die frische reine Luft bläst ihnen ins Gesicht und erquickt sie bis tief in die Brust.
    Also fuhren Herr Pickwick und seine Freunde auf der Eilpost von Muggleton ihres Weges nach Dingley Dell dahin, und um drei Uhr nachmittags standen sie alle frisch und gesund, fröhlich und wohlgemut auf der Schwelle des Blauen Löwen. Sie hatten unterwegs eine ziemliche Menge Ale und Branntwein zu sich genommen, um dem Froste Trotz bieten zu können, der den Erdboden in ziemliche eiserne Fesseln schlägt und Bäume und Hecken mit seinem schönen Netzwerk umspannt. Herr Pickwick ist eifrig mit der Musterung der Austernfäßchen und der Aufsicht über die Ausladung des Weihnachtsfisches beschäftigt, als er sich sachte beim Rockzipfel gezupft fühlt. Als er sich umsieht, entdeckt er, daß das Individuum, das sich ihm auf diese Art bemerkbar machen will, kein anderes ist, als Herrn Wardles Lieblingspage, der den Lesern dieser schlichten Erzählung besser unter der bezeichnenden Benennung »der fette Junge« bekannt ist.
    »Aha«, rief Herr Pickwick.
    »Aha«, rief der fette Junge.
    Und als der Junge das sagte, beäugelte er zuerst den Weihneichtsfisch, dann die Austernfäßchen und lachte voller Vergnügen. Er war fetter als je.
    »Nun, du siehst ja recht blühend aus, junger Freund«, sagte Herr Pickwick.
    »Ich habe eben vor dem Feuer im Schenkstübchen geschlafen«, antwortete der fette Junge, der sich durch ein Stündchen Schlaf bis zur Farbe eines neuen Kochtopfes erhitzt hatte. »Mein Herr hat mich mit dem Karren herübergeschickt, um Ihr Gepäck abzuholen. Er hätte einige Reitpferde geschickt, aber er dachte. Sie würden bei dem kalten Wetter lieber gehen.«
    »Ja, ja«, sagte Herr Pickwick hastig, denn er erinnerte sich, wie er bei einer früheren Gelegenheit beinahe über dasselbe Feld gegangen war. »Ja, wir wollen lieber gehen. – Sam!«
    »Sir«, rief Herr Weller.
    »Hilf Herrn Wardles Diener das Gepäck in den Karren schaffen und fahre dann mit ihm. Wir wollen gleich vorangehen.«
    Nachdem er diese Befehle erteilt und mit dem Kutscher ins reine gekommen, schlugen Herr Pickwick und seine drei Freunde den Fußpfad über die Felder ein und gingen munter ihres Weges, Herrn Weller und den fetten Jungen vorderhand beieinander lassend. Sam sah den fetten Jungen recht verdutzt an, sagte jedoch nichts. Er begann die Sachen eiligst in den Karren zu schaffen, während der fette Junge

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