Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
lächeln. Der Kutscher und Herr Weller verschwinden auf fünf Minuten, um Grog zu sich zu nehmen; als sie zurückkehren, riechen sie sehr stark danach. Der Kutscher besteigt den Bock, Herr Weller schwingt sich hinten hinauf; die Pickwickier schlagen ihre Mäntel um die Beine und ihre Halstücher über die Nasen: die Handlanger nehmen den Pferden die Decken ab: der Kutscher ruft ein lustiges »All right!« und sie fahren ab.
Der Wagen ist über das Steinpflaster weggerasselt, und die Insassen sind gehörig durchgerüttelt. Endlich erreicht er das freie Feld: die Räder gleiten über den hartgefrorenen Boden hin. Die Pferde, durch einen kräftigen Peitschenknall in kurzen Galopp gesetzt, sprengen die Straße entlang, als wäre die Last hinter ihnen, die Kutsche, die Passagiere, der Weihnachtsfisch, die Austernfäßchen und der übrige Inhalt des Wagens nur eine Feder für ihre beschwingten Beine. Sie sind eine unbedeutende Anhöhe hinabgefahren und gelangen jetzt auf eine zwei Meilen lange Ebene, die so fest und trocken ist, wie ein Marmorblock. Ein zweiter Peitschenknall, und sie fliegen in vollem Galopp dahin. Sie schütteln die Köpfe und rasseln mit dem Geschirr, als freuten sie sich selbst über die Schnelligkeit, während der Kutscher, Peitsche und Zügel in einer Hand haltend, mit der andern seinen Hut abnimmt. Dann legt er diesen auf die Knie, zieht sein Taschentuch hervor und wischt sich das Gesicht ab, teils, weil es in seiner Gewohnheit liegt, teils, weil er den Passagieren zeigen will, wie furchtlos er ist und wie wenig Mühe es kostet, ein Viergespann zu regieren, wenn man soviel Übung hat wie er. Nachdem er das mit aller Gemächlichkeit ausgeführt hat – denn sonst würde die Wirkung bedeutend abgeschwächt worden sein –, steckt er sein Taschentuch wieder ein, setzt seinen Hut auf, zieht seine Handschuhe an, bringt seine Ellbogen in eine rechtwinklige Lage, knallt wieder mit der Peitsche, und die Pferde laufen noch munterer als vorher.
Einige auf beiden Seiten der Straße zerstreute Häuschen verraten die Nähe irgendeiner Stadt oder eines Dorfes. Die fröhlichen Töne des Posthorns zittern durch die reine kalte Luft und wecken den alten Herrn im Innern des Wagens. Er läßt sorgfältig das Fenster halb nieder, sieht ein wenig hinaus, um das Wetter zu beobachten, zieht das Fenster sorgfältig wieder zu und benachrichtigt seinen Nebenmann, daß man im Augenblick umspannen werde, worauf sich dieser ermuntert und den Entschluß faßt, die Fortsetzung seines Schläfchens solange zu verschieben, bis man wieder abfahren werde. Wieder ertönt das Posthorn in lustigen Weisen und ruft die Familie des Hausbewohners vor die Tür. Weib und Kinder blicken der Kutsche nach, bis sie um die Ecke biegt, und scharen sich dann wieder um das hellauflodernde Feuer und legen für den Vater, der bald nach Hause kommt, neuen Brennstoff auf. Der Vater aber, noch eine volle Meile vom Hause fern, wechselt eben einen freundlichen Blick mit dem Kutscher und wendet sich zurück, um dem dahinrollenden Wagen noch lange nachzusehen.
Nun bläst das Posthorn eine lustige Weise, als der Wagen über das schlechte Pflaster eines Landstädtchens rasselt. Der Kutscher löst die Schnalle, die seine Leine zusammenhält. Denn er will sie im Augenblick, wo er anfährt, über die Pferde werfen. Herr Pickwick taucht aus seinem Mantelkragen empor und sieht sich mit großer Neugierde um, worauf der Kutscher, der das merkt, Herrn Pickwick den Namen des Städtchens mitteilt und ihm sagt, es sei gestern Markt hier gewesen, beides Mitteilungen, die wiederum Herr Pickwick seinen Reisegefährten weitergibt, worauf auch diese aus ihren Mantelkragen auftauchen und sich umsehen. Herr Winkle, der auf dem äußersten Ende des Bockes sitzt, so daß das eine Bein in der Luft schwebt, wird beinahe auf die Straße hinabgeworfen, als der Wagen um die scharfe Ecke an dem Käseladen biegt und in den Marktplatz einlenkt. Aber ehe noch Herr Snodgraß, der ihm zunächst sitzt, sich von seinem Schrecken erholen kann, fahren sie beim Wirtshause vor, wo die frischen Pferde, mit Decken bedeckt, bereits harren. Der Kutscher wirft die Leine ab und schwingt sich dann herunter. Die Passagiere auf dem Bock steigen ebenfalls ab, nur die, die kein großes Zutrauen in ihre Geschicklichkeit, wieder hinaufzusteigen, setzen, bleiben wo sie sind und stoßen ihre Füße gegen die Kutsche, um sie zu wärmen, wobei sie das helle Feuer im Schenkstübchen und die Stechpalmenzweige mit
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