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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Glanz, seine Backenknochen traten stark hervor und sein Unterkiefer war so lang und hager, daß man hätte glauben können, seine Züge wären durch Muskelanstrengung für einen Augenblick zusammengepreßt, wenn nicht der halbgeöffnete Mund und der unbewegliche Ausdruck angezeigt hätten, daß dies das natürliche Aussehen des Mannes sei. Um seinen Hals war eine dichte grüne Binde geschlungen, deren breite Enden über die Brust herunterhingen und sogar noch durch die Knopflöcher seiner alten Weste hervorsahen. Außerdem trug er noch einen langen schwarzen Überrock, weite braune Beinkleider und große, ziemlich schadhafte Stiefeln.
    Herrn Winkles Blick fiel zuerst auf diese nicht sehr einladende Erscheinung, als Herr Pickwick mit ausgestreckter Hand auf ihn zuging und ihm den Fremden mit der Meldung: »Ein Freund unseres Freundes hier«, vorstellte.
    »Wir haben diesen Morgen in Erfahrung gebracht,« fuhr er fort, »daß unser Freund mit dem hiesigen Theater in Verbindung steht, obgleich er nicht wünscht, daß es allgemein bekannt werde, und gegenwärtiger Herr ist gleichfalls ein Schauspieler. Er war eben im Begriff, uns mit einer kleinen Theateranekdote zu erfreuen, als Sie eintraten.«
    »Ein wahres Anekdotenbuch«, sagte der Grünrock von gestern in leisem, vertraulichem Tone, indem er auf Herrn Winkle zuging. »Possierlicher Bursche – bloß ein Spieler stummer Rollen – kein eigentlicher Schauspieler – wunderlicher Mensch – Unglück aller Art; wir kennen ihn nur unter dem Namen: trübsinniger Jemmy.«
    Herr Winkle und Herr Snodgraß begrüßten den Herrn, der ihnen als der trübsinnige Jemmy bezeichnet war, höflich, riefen nach Branntwein und Wasser, um es der übrigen Gesellschaft gleich zu tun, und setzten sich an den Tisch.
    »Nun, Sir,« begann Herr Pickwick, »wollen Sie uns das Vergnügen machen, in dem, was Sie uns zu erzählen beabsichtigten, fortzufahren?«
    Der Trübsinnige nahm eine schmutzige Papierrolle au« seiner Tasche und wandte sich mit einer Grabesstimme, die zu seiner äußeren Erscheinung ganz und gar paßte, an Herrn Snodgraß, der eben sein Notizenbuch zur Hand genommen hatte.
    »Sind Sie der Dichter?«
    »Ich – ich versuchte mich bisweilen in poetischen Leistungen«, versetzte Herr Snodgraß etwas verblüfft über diese plötzliche Frage.
    »Ach, Poesie ist für das Leben, was die Lichter und Musik für die Bühne. Nimmt man dem einen seinen falschen Glanz und der andern ihre Illusionen – bleibt dann in der Wirklichkeit noch etwas, für das man sich abmühen möchte?«
    »Sehr wahr, Sir«, versetzte Snodgraß.
    »Vor den Lampen des Proszeniums sitzen,« fuhr der Trübsinnige fort, »heißt soviel, als ein großartiges Hofgepränge schauen und die seidenen Gewänder der prachtliebenden Menge bewundern – hinter ihnen sein ist gleichbedeutend mit dem Verfertigen all dieses Prunks, wobei man unbeachtet bleibt und wo niemand sich darum kümmert, ob die armen Unglücklichen schwimmen oder sinken, leben oder Hungers sterben, wie es gerade das Schicksal fügt.«
    »Sie haben da wohl recht«, entgegnete Herr Snodgraß, denn das eingesunkene Auge des Trübsinnigen ruhte auf ihm, und er fühlte die Notwendigkeit, etwas zu sagen.
    »Weiter, Jemmy,« sagte der spanische Reisende, »nicht alles ins Tragische – kein Lamentieren – frisch – munter!«
    »Wollen Sie sich nicht ein Glas einschenken, ehe Sie anfangen, Sir?« fragte Herr Pickwick.
    Der Trübsinnige faßte diesen Wink auf, mischte sich ein Glas Grog, schluckte langsam die Hälfte herunter, öffnete dann seine Papierrolle und begann die folgende Geschichte, die sich in den Klubakten mit der Aufschrift ›Erzählung des wandernden Schauspielers‹ findet, halb lesend, halb aus dem Gedächtnis vorzutragen.

Viertes Kapitel
    Die Erzählung des wandernden Schauspielers.
     
    »Es ist nichts Außerordentliches – ja, nicht einmal etwas Ungewöhnliches an dem, was ich jetzt erzählen will«, begann der Trübsinnige. »Mangel und Krankheit sind in manchen Lebenslagen etwas zu Alltägliches, um mehr Aufmerksamkeit zu verdienen, als ihnen bei den gewöhnlichsten Wechselfällen des menschlichen Lebens gezollt wird. Ich habe die folgenden kurzen Notizen gesammelt, weil ich den Mann, von dem ich rede, vor einigen Jahren sehr gut kannte. Ich war Augenzeuge, wie er immer tiefer und tiefer sank, bis er zuletzt jenes Übermaß von Elend erreichte, aus dem er sich nicht wieder erhob.
    Der Mann, von dem ich erzähle, war ein Schauspieler,

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