Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
wälzte ihm einen Stein vom Herzen, denn er hatte nur sehr unbestimmte und mangelhafte Begriffe vom Laden einer Pistole.
    »So können wir, denke ich, jetzt unsere Duellanten aufstellen«, bemerkte der Offizier mit einer Gleichgültigkeit, als wären die beiden Gegner Schachfiguren und die Sekundanten die Spieler.
    »Ich denke es auch«, erwiderte Herr Snodgraß, der, weil er nichts von der ganzen Sache verstand, zu jedem Vorschlage Ja gesagt haben würde.
    Der Offizier verfügte sich zum Doktor Slammer, und Snodgraß trat an Herrn Winkles Seite.
    »Es ist alles im reinen«, sprach er, indem er seinem Freunde die Pistole einhändigte. »Geben Sie mir Ihren Mantel.«
    »Sie haben doch das Paket in treue Verwahrung genommen, mein lieber Freund?« sagte der arme Winkle.
    »Alles in Ordnung«, versetzte Herr Snodgraß. »Zielen Sie ruhig und schießen Sie Ihren Feind in den Arm.«
    Herr Winkle dachte, dieser Rat wäre etwa der gleiche, den man gewöhnlich bei einem Gassengefecht den kleinsten Knaben zu geben pflegt – nämlich: »Geh’ hin und prügle ihn tüchtig durch« –, etwas, was sich recht gut hören läßt, wenn man nur wüßte, wie es anzugreifen wäre. Er legte jedoch schweigend seinen Mantel ab – er brauchte eine geraume Weile, bis er damit zustande kam – und ergriff die Pistole. Die Sekundanten traten zurück, der Mann auf dem Feldstuhle tat ein Gleiches, und die Duellanten gingen aufeinander los.
    Herr Winkle stand in dem Rufe einer außerordentlichen Humanität. Vermutlich war auch sein Wunsch, keinen Menschen absichtlich zu verletzen, die einzige Ursache, warum er, sobald er an der verhängnisvollen Stelle angelangt war, die Augen schloß und daher das außerordentliche und unerklärliche Benehmen des Doktor Slammer nicht gewahren konnte. Dieser Herr stutzte nämlich, sah seinen Gegner an, trat zurück, rieb sich die Augen, sah wieder hin und rief endlich: »Halt! Halt!«
    »Was soll das?« sagte Doktor Slammer, als die beiden Sekundanten herzutraten. »Das ist nicht der Mann.«
    »Nicht der Mann?« versetzte Doktor Slammers Freund.
    »Nicht der Mann?« sagte Herr Snodgraß.
    »Nicht der Mann?« rief der Gentleman mit dem Feldstuhle in der Hand.
    »Gewiß nicht«, entgegnete der kleine Doktor. »Das ist nicht die Person, die mich gestern nacht beleidigte.«
    »Höchst sonderbar!« rief der Offizier.
    »Gewiß sonderbar!« sagte der Gentleman mit dem Feldstuhle. »Es handelt sich indes jetzt darum, ob dieser Herr, da er auf dem Kampfplatz erschien, nicht formell als das Individuum betrachtet werden muß, das gestern nacht unsern Freund, Doktor Slammer, beleidigte, mag es nun dieselbe Person sein oder nicht.«
    Nachdem der Mann mit dem Feldstuhle diese Ansicht mit einer gar weisen und geheimnisvollen Miene abgegeben hatte, nahm er eine starke Prise Tabak und blickte wie ein Mann umher, der in einer solchen Angelegenheit als Autorität gilt. Herr Winkle hatte jetzt die Augen geöffnet – und die Ohren dazu, als er seinen Gegner von Einstellung der Feindseligkeiten sprechen hörte. Er sah nun ein, daß – wie er später gleich am Anfang gewußt haben wollte – ohne Frage ein Mißverständnis stattfinden mußte, und daß er sein Ansehen ungemein steigern könnte, wenn er den wahren Grund seines Erscheinens auf dem Kampfplatze verschwieg. Er trat daher kühn vorwärts und sprach:
    »Nein, ich bin’s nicht. Ich weiß es.«
    »Dann ist es eine Verhöhnung des Doktor Slammer«, sagte der Mann mit dem Feldstuhl. »Grund genug, in der Sache fortzufahren.«
    »Bitte, beruhigen Sie sich, Payne«, entgegnete ihm der Sekundant des Doktors. »Warum haben Sie mir das nicht heute morgen mitgeteilt, Sir?«
    »Ja, ja; warum – warum?« fügte der Mann mit dem Feldstuhle unwillig zu.
    »Ich bitte, lassen Sie mich machen, Payne«, sagte der Offizier. »Muß ich meine Frage wiederholen, Sir?«
    »Weil Sie, Sir« – entgegnete Herr Winkle, der inzwischen Zeit gehabt hatte, über eine passende Antwort nachzudenken – »weil Sie, Sir, eine betrunkene und alles Anstandes bare Person als den Träger eines Rockes bezeichneten – den ich nicht nur zu tragen, sondern sogar erfunden zu haben die Ehre habe – der angenommenen Uniform des Pickwick-Klubs in London, Sir. Ich fühlte mich verpflichtet, die Ehre dieser Uniform zu verteidigen, und aus keinem andern Grunde, Sir, habe ich diese Herausforderung ohne weitere Nachfrage angenommen.«
    »Mein lieber Herr,« sagte der gutmütige kleine Doktor, der mit ausgestreckter

Weitere Kostenlose Bücher