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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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in der Chatamkaserne, diesem Duelle vorzubeugen. Ich sage Ihnen, tun Sie es nicht .«
    Herr Snodgraß ergriff die Hand seines Freundes mit Wärme und versetzte mit Begeisterung:
    »Nein, nicht um die Welt!«
    Ein Schauder überlief Herrn Winkles Körper, als er die schreckliche Überzeugung gewann, daß er von der Furcht seines Freundes nichts zu hoffen habe, und daß er bestimmt sei, das lebendige Ziel einer Feuerwaffe zu werden.
    Nachdem die Lage der Dinge mit allen Umständen Herrn Snodgraß mitgeteilt worden war, verfügten sich die beiden Freunde nach einem Kaufladen, um sich mit Pistolen, Pulver, Blei und Zündhütchen zu versehen, und kehrten sodann nach ihrem Gasthofe zurück – Herr Winkle, um über den bevorstehenden Kampf nachzudenken, und Herr Snodgraß, um die Waffen für den augenblicklichen Gebrauch instandzusetzen.
    Es war ein trüber, unfreundlicher Abend, als sich beide für das unangenehme Geschäft auf den Weg machten. Herr Winkle hatte sich, um der Beobachtung zu entgehen, in einen ungeheuren Mantel gehüllt, und Herr Snodgraß trug unter dem seinigen die Werkzeuge der Zerstörung.
    »Haben Sie alles bei sich«, fragte Herr Winkle mit erstickter Stimme.
    »Alles«, versetzte Herr Snodgraß. »Auch Munition die Fülle, wenn die ersten Schüsse kein Resultat liefern sollten. Ich habe ein viertel Pfund Pulver in der Schachtel und zwei Zeitungen   zu Pfröpfen in der Tasche.«
    Das waren Freundschaftsproben, für die sich jeder ungemein verpflichtet fühlen mußte. Wir vermuten daher, daß Herrn Winkles Dankesgefühle zu übermächtig waren, um sich in Worten ausdrücken zu lassen, denn er sagte nichts, sondern ging – freilich ziemlich langsam – weiter.
    »Wir kommen ganz zur rechten Zeit«, sagte Herr Snodgraß, als sie über die Umzäunung des ersten Feldes wegkletterten. »Die Sonne ist eben im Untergehen begriffen.«
    Herr Winkle blickte auf den sich senkenden Feuerball und dachte mit Schmerz an die Möglichkeit seines eigenen »Untergangs«, der ihn in so kurzer Frist treffen konnte.
    »Dort ist der Offizier«, rief Herr Winkle, nachdem sie wieder einige Minuten gegangen waren.
    »Wo?« fragte Herr Snodgraß.
    »Dort! Der Herr im blauen Mantel.«
    Herr Snodgraß blickte in die Richtung, die ihm der Finger seines Freundes anzeigte, und gewahrte eine in der beschriebenen Weise verhüllte Gestalt. Der Offizier gab durch ein Winken mit der Hand zu erkennen, daß er ihrer gleichfalls ansichtig geworden, und die Freunde folgten ihm in einiger Entfernung, während er auf den Ort des Stelldicheins losging.
    Der Himmel wurde mit jedem Augenblick trüber, und ein melancholischer Wind heulte über die einsamen Felder, ähnlich einem fernen Reisenden, der nach seinem Hunde pfeift. Das Düstere der Umgebung versetzte Herrn Winkle in eine noch schwermütigere Stimmung. Er fuhr zusammen, als er an dem Winkel des Laufgrabens vorbeikam – der Graben sah aus wie ein ungeheures Grab.
    Der Offizier bog plötzlich vom Fußpfade ab, klomm über ein Pfahlwerk, stieg über eine Hecke und gelangte auf ein abgeschlossenes Feld. Dort warteten zwei Herren, der eine ein kleiner wohlbeleibter Mann mit schwarzem Haar, der andere eine stattliche Gestalt in einem militärischen Überrock – letzterer mit vollkommenem Gleichmut auf einem Feldstuhle sitzend.
    »Die Gegenpartei und ein Wundarzt, wie ich denke«, sagte Herr Snodgraß. »Nehmen Sie einen Tropfen Branntwein.«
    Herr Winkle ergriff die Feldflasche, die ihm sein Freund hinreichte, und holte sich einen tiefen Schluck von der belebenden Flüssigkeit.
    »Mein Freund, Herr Snodgraß, Sir«, sagte Herr Winkle, als der Offizier herantrat.
    Doktor Slammers Freund verbeugte sich und brachte ein ähnliches Futteral, wie Herr Snodgraß eines bei sich führte, zum Vorschein.
    »Ich denke, wir haben uns nichts weiteres zu sagen«, begann er kaltblütig, als er den Waffenbehälter öffnete, »da eine Abbitte entschieden abgelehnt wurde.«
    »Nichts, Sir«, versetzte Herr Snodgraß, dem es jetzt bei der Sache etwas unwohl zu werden anfing.
    »Wollen Sie vortreten?« sagte der Offizier.
    »O ja«, entgegnete Herr Snodgraß.
    Die Mensur wurde bestimmt und die weiteren Einleitungen getroffen.
    »Sie werden diese besser als Ihre eigenen finden«, sagte der Sekundant der Gegenpartei, indem er seine Pistolen anbot. »Sie haben beim Laden zugesehen. Oder haben Sie etwas gegen deren Benutzung einzuwenden?«
    »Nicht das mindeste«, entgegnete Herr Snodgraß.
    Dieses Anerbieten

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