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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Hand herantrat, »ich ehre Ihren ritterlichen Mut. Erlauben Sie mir, Sir, Ihnen zu sagen, daß ich Ihr Benehmen höchlich bewundere und daß ich außerordentlich bedauere, Sie für nichts und wieder nichts hierher bemüht zu haben.«
    »Ich bitte, sprechen Sie nicht davon«, versetzte Herr Winkle.
    »Ich werde stolz darauf sein, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, Sir«, sagte der kleine Doktor.
    »Auch mir gewährt es das größte Vergnügen, Sie kennengelernt zu haben«, entgegnete Herr Winkle.
    Und nun drückten sich der Herr Doktor und Herr Winkle die Hände; ein gleiches taten dann Herr Winkle und Leutnant Tappleton (der Sekundant des Doktors), dann Herr Winkle und der Mann mit dem Feldstuhl, und endlich Herr Winkle und Herr Snodgraß – der letztgenannte in einem Übermaße von Bewunderung über das noble Benehmen seines heldenmütigen Freundes.
    »Ich denke, wir können jetzt wieder nach Hause gehen«, sagte Leutnant Tappleton.
    »Gewiß«, erklärte der Doktor.
    »Wenn nicht etwa« – fügte der Mann mit dem Feldstuhle hinzu – »wenn nicht etwa Herr Winkle sich durch die Herausforderung beleidigt fühlt, in welchem Falle er natürlich das Recht hat, Genugtuung zu verlangen.«
    Herr Winkle erklärte mit großer Selbstverleugnung, daß ihm bereits hinlängliche Satisfaktion geleistet sei.
    »Vielleicht fühlt sich aber der Sekundant des Gentleman durch einige Bemerkungen, die ich fallen ließ, verletzt«, fuhr der Mann mit dem Feldstuhl fort. »Wäre dies der Fall, so würde ich mich glücklich schätzen, ihm auf der Stelle Genugtuung zu bieten.«
    Herr Snodgraß äußerte sogleich, er wäre dem Gentleman für sein schönes Anerbieten sehr verbunden, sehe sich im übrigen veranlaßt, es abzulehnen, da er durch den ganzen Verlauf der Sache sehr befriedigt worden. Die beiden Sekundanten schlossen ihre Waffenfutterale, und alle verließen den Kampfplatz heiterer, als sie sich diesem genähert hatten.
    »Bleiben Sie lange hier?« fragte Doktor Slammer den Herrn Winkle, als sie ganz freundschaftlich nebeneinander hergingen.
    »Ich denke, wir werden übermorgen Rochester verlassen«, lautete die Antwort.
    »So hoffe ich, das Vergnügen zu haben, Sie und Ihren Freund auf meinem Zimmer zu sehen, damit wir nach diesem widerwärtigen Mißverständnis noch einen vergnügten Abend miteinander zubringen«, sagte der kleine Doktor. »Sie sind doch nicht für heute versagt?«
    »Wir haben noch einige Freunde hier«, versetzte Herr Winkle, »von denen wir uns ungern trennen möchten. Vielleicht besuchen Sie und Ihre Freunde uns im Ochsen?«
    »Mit vielem Vergnügen«, entgegnete der kleine Doktor. »Wird zehn Uhr zu spät sein, um noch ein halbes Stündchen bei Ihnen vorzusprechen?«
    »Durchaus nicht«, erwiderte Herr Winkle. »Ich werde mich glücklich schätzen, Sie meinen Freunden, Herrn Pickwick und Herrn Tupman, vorzustellen.«
    »Wird mir eine große Ehre sein«, meinte Doktor Slammer, der sich nicht träumen ließ, wer wohl Herr Tupman wäre.
    »Wir dürfen also auf Sie zählen?« sagte Herr Snodgraß.
    »Gewiß.«
    Inzwischen hatten sie die Landstraße wieder erreicht. Sie nahmen herzlichen Abschied voneinander und trennten sich. Doktor Slammer begab sich mit seinen Freunden nach der Kaserne, und Herr Winkle kehrte, von Herrn Snodgraß begleitet, nach dem Gasthofe zurück.

Drittes Kapitel
    Eine neue Bekanntschaft. Die Erzählung des wandernden Schauspielers. Eine unangenehme Störung und ein unerfreuliches Zusammentreffen.
     
    Herr Pickwick war in Sorgen wegen des ungewöhnlich langen Ausbleibens seiner zwei Freunde, und ihr geheimnisvolles Benehmen während des ganzen Morgens trug keineswegs dazu bei, sie zu vermindern. Um so größer war seine Freude, als er sie wieder ins Zimmer treten sah; und nun ging es an ein Fragen, was ihn so lang ihrer Gesellschaft beraubt hätte. Herr Snodgraß schickte sich eben zur Beantwortung dieser Fragen an, eine getreue, umständliche Erzählung der Ereignisse des Tages zu beginnen, als er plötzlich innehielt, denn er bemerkte, daß außer Herrn Tupman auch noch ihr Reisegefährte von gestern und ein zweiter Fremder von gleich wunderlichem Äußeren zugegen waren. Der letztere war ein Mann, dessen fahles Gesicht und eingesunkene Augen die Spuren von Kummer trugen, während das straffe schwarze Haar, das ihm wirr über die Stirn herunterhing, die von Natur schon genug ausgeprägten Züge nur noch auffallender machte. Seine stechenden Augen hatten einen fast unnatürlichen

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