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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Gerichtspraxis und verschiedenen großen, darin erfahrenen Autoritäten handelt.
     
    In verschiedene Höhlen und Winkel des Temples   sind gewisse dunkle und schmutzige Zimmer zerstreut. Dort findet man den ganzen Morgen während der Freistunden, sowie den halben Abend während der Kanzleistunden, ständig eine unabsehbare Reihe von Schreibern, die mit Papierstößen unter dem Arm und in den Taschen, daraus sie hervorragen, eiligst ab- und zugehen.
    Es gibt verschiedene Klassen von Schreibgehilfen. Da ist ein Praktikant, der bezahlt hat und ein Rechtsanwalt in spe ist. Er macht eine lange Schneiderrechnung, erhält Einladungen in Privatzirkel, kennt eine Familie in der Gowerstraße und eine andere in Tavistocksquare, besucht in den Feiertagen jedesmal seinen Vater in der Stadt, der eine Menge Pferde hält, und ist, kurz gesagt, der eigentliche Aristokrat unter den Schreibern. Da ist ferner der salarierte Schreiber – außer der Gerichtsstube oder in der Gerichtsstube, je nachdem es ausgemacht ist –, der den größten Teil der dreißig Schilling, die er wöchentlich bezieht, seinem Privatvergnügen und seiner Bekleidung widmet, wenigstens dreimal wöchentlich auf den Olymp im Adelphitheater geht, darauf in den Mostkellern einen großartigen Aufwand macht und eine Schmutzkarikatur der vor einem halben Jahre abgekommenen Mode ist. Dann ist ferner der Kopist von mittlerem Alter mit einer zahlreichen Familie: immer schäbig gekleidet und öfters betrunken. Und dann kommen die Anfänger in ihren ersten Überröcken, die auf die Schulknaben mit Verachtung herabsehen, wenn sie abends die Schreibstube verlassen und in die Kneipe rennen, wobei sie denken, es gehe doch nichts übers »Leben«.
    Doch die Spielarten der Gattung sind zu zahlreich, um sie alle anzuführen; aber wie zahlreich sie auch sein mögen, so kann man sie zu gewissen festgesetzten Kanzleistunden an den vorerwähnten Orten hin- und hereilen sehen.
    Diese abgelegenen Winkel sind die Werkstätten des Gesetzes, wo Insinuationen ausgefertigt, Gutachten unterzeichnet, Klagen eingeleitet und eine Menge anderer sinnreicher Einrichtungen zur Marter der getreuen Untertanen Seiner Majestät und zu Nutz und Frommen der Gerichtspersonen in Bewegung gesetzt werden. Die meisten dieser Stuben sind niedere, dumpfe Gemächer, worin zahllose Pergamentrollen, die schon im vergangenen Jahrhundert beschaulich stanken, einen angenehmen Geruch verbreiten, mit dem sich den Tag über das Arom der Trockenfäule und abends die verschiedenen Ausdünstungen der dampfenden Mäntel, der triefenden Regenschirme und der schlechtesten Talglichter verbinden.
    Eines Abends, ungefähr zehn bis vierzehn Tage nach der Rückkehr des Herrn Pickwick und seiner Freunde, rannte gegen halb acht Uhr in eine dieser Gerichtsstuben ein Jemand in braunem Überrock mit messingenen Knöpfen. Der Betreffende trug langes Haar unter dem Rande eines abgetragenen Hutes sorgfältig gescheitelt. Seine beschmutzten groben Hosen lag so straff über den Blücherstiefeln an, daß die Knie jeden Augenblick aus ihrer Verhüllung hervorzuplatzen drohten. Dieser junge Mann zog aus seiner Rocktasche einen langen, schmalen Pergamentstreifen, auf den der amtierende Schreiber einen unleserlichen schwarzen Stempel drückte. Dann legte er vier Papierschnitzel von gleicher Größe vor, deren jeder eine gedruckte Abschrift des Pergamentstreifens enthielt und unten noch freien Raum für einen Namen hatte. Nachdem diese freien Räume ausgefüllt waren, steckte er die fünf Dokumente wieder in die Tasche und eilte fort.
    Der Mann mit dem braunen Rock und den geheimnisvollen Dokumenten war kein anderer als unser alter Freund, Herr Jackson, von dem Hause Dodson und Fogg Freemans-Court-Cornhill. Statt in die Schreibstube zurückzukehren, aus der er gekommen, lenkte er seine Schritte gerade auf Sun Court zu und ging in den »Georg und Geier«, wo er nach Herrn Pickwick fragte.
    »Rufe Herrn Pickwicks Diener Tom«, sagte das Kellermädchen im »Georg und Geier«.
    »Bemühen Sie sich nicht«, sagte Herr Jackson; »ich komme in Geschäftsangelegenheiten. Wenn Sie mir Herrn Pickwicks Zimmer zeigen wollen, will ich selbst hinaufgehen.«
    »Ihr Name, Sir?« fragte der Kellner.
    »Jackson«, erwiderte der Schreiber.
    Der Kellner eilte die Treppe hinauf, um Herrn Jackson zu melden; aber Herr Jackson überhob ihn dieser Mühe, indem er ihm auf dem Fuße nachfolgte und ins Zimmer trat, ehe jener eine Silbe hervorbringen konnte. Herr Pickwick

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