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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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hatte an diesem Tage seine drei Freunde zu Tisch geladen, und sie saßen alle vor dem Feuer beim Weine, als, wie gesagt, Herr Jackson hereintrat.
    »Wie geht’s, Sir?« fragte Herr Jackson, Herrn Pickwick zuwinkend.
    Dieser verbeugte sich und sah ihn etwas verblüfft an; denn Herrn Jacksons Züge waren seinem Gedächtnisse nicht mehr gegenwärtig.
    »Ich komme von Dodson und Fogg«, bemerkte Herr Jackson im Tone eines Dolmetschers.
    Bei diesem Namen stieg Herrn Pickwick das Blut zu Kopf.
    »Ich verweise Sie an meinen Anwalt, Sir: Herrn Perker, Grays-Inn«, sagte er. »Kellner, begleiten Sie diesen Herrn hinaus.«
    »Bitte um Verzeihung, Herr Pickwick«, fiel Jackson ein, indem er unbefangen seinen Hut ablegte und den Pergamentstreifen aus der Tasche zog. »Aber persönliche Einhändigung durch einen Schreiber oder Agenten; in solchen Fällen – Sie wissen ja, Herr Pickwick, bei Rechtsgeschäften geht nichts über die Vorsicht – wie?«
    Hier warf Herr Jackson einen Blick auf das Pergament, stützte sich mit den Händen auf den Tisch, sah sich mit einem gewinnenden und beredten Lächeln ringsum und sagte:
    »Nun, lassen Sie uns über eine solche Kleinigkeit nicht viel Worte machen. Wer von diesen Herren heißt Snodgraß?«
    Auf diese Frage machte Herr Snodgraß eine so unzweideutige und unwiderstehliche Geste, daß es keiner ferneren Erklärung bedurfte.
    »Ah, ich habe mir’s doch gedacht«, sagte Herr Jackson noch freundlicher als zuvor. »Ich habe hier eine Kleinigkeit, womit ich Sie belästigen muß, Sir.«
    »Mich?« rief Herr Snodgraß.
    »Es ist nur eine Vorladung in der Prozeßsache Bardell gegen Pickwick, im Namen der Klägerin zu erscheinen«, erwiderte Jackson, einen von den Papierschnipseln aussondernd und einen Schilling aus seiner Westentasche hervorziehend. »Sie wird dem anberaumten Termin zufolge am 14. Februar fällig; wir haben ein Spezialgericht beantragt, aber es sind erst zehn Zeugen angesetzt. Hier ist Ihre Vorladung, Herr Snodgraß.«
    Während Jackson so sprach, zeigte er Herrn Snodgraß das Pergament und drückte ihm das Papier und den Schilling in die Hand.
    Herr Tupman hatte dem Auftritt mit stummem Erstaunen zugesehen, als sich Jackson mit einem scharfen Blicke an ihn wandte.
    »Ich irre wohl nicht«, sagte er, »wenn ich glaube, Sie heißen Tupman?«
    Herr Tupman sah auf Herrn Pickwick, aber da er in den weitgeöffneten Augen dieses Herrn keine Aufforderung zur Verleugnung seines Namens entdeckte, sagte er:
    »Ja, ich heiße Tupman.«
    »Und dieser andere Herr ist vermutlich Herr Winkle?« fuhr Jackson fort.
    Herr Winkle stotterte eine bejahende Antwort hervor; und beiden Herren wurde sofort von dem gewandten Herrn Jackson je ein Papierstreifen und ein Schilling zugesteckt.
    »Ich besorge«, sagte Jackson, »Sie werden mich für aufdringlich halten, aber ich muß noch nach jemand fragen, wenn Sie es nicht anmaßend finden. Ich habe hier auch den Namen Samuel Weller, Herr Pickwick.«
    »Schicken Sie nach meinem Diener, Kellner«, sagte Herr Pickwick. Der Kellner entfernte sich äußerst erstaunt, und Herr Pickwick bot Herrn Jackson einen Stuhl an.
    Es trat eine ziemliche Pause ein, die endlich von dem unschuldig Beklagten unterbrochen wurde.
    »Ich vermute, Sir«, bemerkte Herr Pickwick mit steigendem Unwillen; »ich vermute, Sir, Ihre Prinzipale haben die Absicht, mich durch das Zeugnis meiner eigenen Freunde zu stürzen?«
    Herr Jackson legte seinen Zeigefinger mehrere Male an die linke Seite seiner Nase, um dadurch anzudeuten, daß er nicht aus der Schule schwatzen dürfe, und bemerkte: »Kann’s nicht sagen.«
    »Wozu werden denn meine Freunde vorgeladen, wenn es nicht aus diesem Grunde geschieht?« fuhr Herr Pickwick fort.
    »Eine verfängliche Frage, Herr Pickwick«, erwiderte Jackson mit langsamem Kopfschütteln. »Aber es geht nicht. Sie mögen es anstellen, wie Sie wollen; aus mir sollen Sie wenig herausbringen.«
    Hier lächelte Herr Jackson die Gesellschaft wieder an, und seinen linken Daumen an die Nasenspitze setzend, ahmte er mit der rechten Hand die Bewegung nach, als drehe er eine Kaffeemühle – eine höchst graziöse Pantomime, die damals sehr beliebt war, aber jetzt leider beinahe ganz abgekommen ist und mit dem vertraulichen Namen »das Schleiferdrehen« bezeichnet wurde.
    »Nein, nein, Herr Pickwick«, bemerkte Jackson noch schließlich: »Perkers Leute müssen den Zweck dieser Vorladungen selbst erraten. Wenn ihnen das nicht gelingt, so müssen sie eben warten,

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