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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Folgen Grimaldi sehr schwer hätten treffen können. Er gab in der genannten Teufelskomödie den Unterhauptmann einer Räuberbande. In der einen Szene hielt er im Stiefel ein Pistol versteckt, das er plötzlich, – um einen Bühneneffekt zu bewirken – hervorziehen und abfeuern mußte. Bei der Vorstellung am 14. August entlud sich das Pistol beim Herausziehen und zerriß den Stiefel, wodurch Grimaldi einen recht possierlichen Räuberhauptmann abgab. Um aber den Auftritt nicht zu gefährden, verbiß er sich die Schmerzen, die er litt, und als er abtreten konnte, stellte sich heraus, daß der Strumpf in Brand geschossen war und die ganze Zeit über gebrannt hatte, die Grimaldi auf der Bühne weilte. Ja sogar der Pfropfen brannte noch unter dem Fuße.
    Volle vier Wochen mußte Grimaldi das Zimmer hüten als Strafe für seine Standhaftigkeit.
    In dieser Zeit nahm sich eine Schauspielerin vom Drury-Lane, Miß Bristow, seiner hingebungsvoll an, half ihm alle Morgen beim Verband der schmerzhaften Wunde und verkürzte ihm durch ihre Gesellschaft die Stunden, die ihm sonst gar eintönig verflossen wären. Aus Dankbarkeit nahm er sie am nächstfolgenden Weihnachtsabend zu seiner Frau und lebte mit ihr über dreißig Jahre im glücklichsten Einvernehmen, bis zu ihrem Ableben.
    Im Drury-Lane nahmen die Vorstellungen am 30. September mit »Wie es euch gefällt« und »Blaubart«wieder ihren Anfang. Im letzten Stücke trat Grimaldi erst im vorletzten Akte auf, in einem Schwertkampfe, der nur zu dem Zwecke eingeschoben war, um zu den Vorbereitungen für den letzten Akt Zeit zu gewinnen. Das hatte Kemble außer acht gelassen und, statt für einen Ersatzmann zu sorgen, angeordnet, daß die Kampfszene wegfallen solle, wodurch für ihn wie für die Zuschauer recht unangenehme Folgen entstehen sollten.
    Das Haus war dicht gefüllt. Alles ging gut bis zur letzten Szene. Sie gleich an die vorletzte anzuschließen, war unmöglich, und das Publikum, statt durch den Zweikampf abgelenkt zu werden, mußte die leere Bühne angaffen. Erst wurde gezischt, dann wurde die Schwertszene laut gefordert, und da keine Anstalt dazu getroffen wurde, schrien die einen, Kemble solle sie, wenn er keinen Darsteller dafür hätte, selbst spielen, während von anderer Seite gefordert wurde, er möge sich wenigstens sehen lassen und sich durch, ein paar schickliche Worte entschuldigen.
    Schließlich war die nötige Zeit gewonnen worden, so daß die letzte Szene gespielt werden konnte; aber der Lärm nahm nicht ab, sondern zu, so daß der Vorhang unter Zischen und Pfeifen fallen mußte.
    Sheridan hatte während der Vorstellung mit einigen guten Freunden in seiner Loge gesessen und sich wiederholt zu dem vollen Hause gratuliert, auch seiner Freude, daß alles so gut klappe, Kemble gegenüber Ausdruck gegeben und war nun nicht wenig alteriert über die Wandlung, die in der Stimmung des Publikums vor sich ging, und geriet in heftigen Zorn, als er die Ursache davon erfuhr.
    Kaum fiel der Vorhang, so stürzte er auf die Bühne, wo die Schauspieler standen, und rief, esmöchte sich niemand entfernen. Dann postierte er sich mit dem Rücken gegen den Vorhang und bat um Auskunft über die Ursache des Lärms, den das Publikum zwischen dem vorletzten und letzten Auftritt gemacht. Keiner traute sich zuerst mit der Sprache heraus, endlich faßte sich Barrymore, der den Blaubart spielte, ein Herz und sagte, es läge wohl nur daran, daß Roffey und Joe früher die Pause zwischen dem vorletzten und letzten Akte durch einen Schwertkampf ausgefüllt hätten, der aber jetzt hätte ausfallen sollen.
    »Und weshalb ist er ausgefallen?« fragte Sheridan strengen Tones. »Mr. Kemble, warum fällt der Schwertkampf aus?«
    Aber Kemble war, was Sheridan in seinem Zorne gar nicht bemerkt hatte, nicht auf der Bühne, statt seiner nahm wieder Barrymore das Wort.
    »Weshalb die Szene ausfallen sollte, weiß ich nicht, Sir. Ich kann nur soviel sagen, daß meines Wissens die Direktion Mr. Grimaldi gekündigt und gleich entlassen hat.«
    Da geriet Sheridan in hellen Zorn und rief, in seinem Hause wolle er selbst Herr sein, er lasse nicht über seinen Kopf hinweg disponieren, und was dergleichen Redensarten mehr waren. Auf der Stelle schickte er den Theaterdirektor zu Joe und Grimaldi und ließ ihn für den nächsten Tag Punkt zwölf Uhr um seinen Besuch bitten. Dann verließ er das Theater ohne sich auf weitere Auseinandersetzungen mit Kemble einzulassen, der inzwischen auf die Bühne gekommen

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