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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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sie hatten sich dem Sheriff gegenüber als »Gentlemen« bezeichnet, man hätte aber mit dem jungen »Mirabel« in dem Lustspiele »Der Unbeständige« ausrufen können: »Wie Gurgelabschneider sehen Sie aus, und nicht wie Gentlemen – dergleichen feine Herren sah ich fürwahr noch nie – wie Sie – wie Sie!«
    Hamilton benahm sich mit der größten Kaltblütigkeit und Geistesgegenwart. Er trat Grimaldi mit der größten Ruhe entgegen und sagte:
    »Ei, wie geht es Ihnen denn, mein lieber Herr Grimaldi? Ist es nicht kurios, daß man mich, einem alten guten Bekannten von Ihnen, anschuldigen will, Sie räuberisch angefallen zu haben. Aber es passieren wirklich Dinge in der Welt, über die man sich erschrecken, nicht bloß verwundern könnte!«
    So viel Ruhe und Geistesgegenwart er aber auch bewies, so waren bei Grimaldi doch die letzten Besorgnisse verschwunden, daß er sich doch vielleicht irren könnte. Das geübte Auge eines alten Bühnenkünstlers ließ sich so leicht nicht irre führen. Augenscheinlich hatte Hamilton all seine Kraft zusammengenommen, um über die Situation hinwegzukommen, die,wie er sich nicht eine Sekunde im Zweifel war, für sein Leben im höchsten Grade gefährlich war.
    »Sie kennen ihn, Herr Grimaldi?« fragte der Sheriff.
    »Jawohl, recht gut«, antwortete Grimaldi.
    »Dann werden Sie wohl auch sagen können, ob er einer von den Räubern ist, die Sie gestern überfallen haben?«
    Hamilton nahm eine Miene an, wie wenn er Grimaldis Erklärung mit der allergrößten Ruhe entgegensähe. Der anwesende Polizist und der Grenzwächter traten ein wenig beiseite, um ein paar leise Worte zu wechseln. Grimaldi hob unterdes die linke Hand so empor, daß er nur zwei Finger davon sehen ließ, und schüttelte mit ernster Miene den Kopf.
    Hamilton erkannte auf der Stelle, daß er erkannt war. Seine ganze erzwungene Selbstbeherrschung und Festigkeit verließ ihn, er wurde leichenblaß und zitterte an allen Gliedern. Er sah ganz so aus, wie wenn er umsinken wollte; es gelang ihm indes, sich noch einmal zu sammeln. Er warf Grimaldi einen flehenden Blick zu, legte einen Finger auf den Mund und heftete die Augen auf den Boden.
    »Nun, Sir, da haben wir ja die sauberen Vögel«, sagte der Streifwächter, »können Sie eidlich erhärten, daß es die drei gewesen sind, die Ihnen gestern nacht Ihr Geld abgenommen haben?«
    Tausend Gedanken schwirrten Grimaldi durch den Kopf; aber noch immer beherrschte ihn der Wunsch, den jungen Menschen, der seiner festen Überzeugung nach noch ein Neuling im Verbrechen war, zu retten. Nach kürzer Überlegung erklärte er, daß er sich seiner Sache nicht so gewiß wäre, um eine eidliche Aussage geben zu können.»Dann bist Du entweder auf falscher Fährte«, meinte der Polizist zu dem Grenzwächter, »oder die Kerle haben mehr Glück als Ihnen zukommt.«
    Grimaldi erklärte dem Sheriff noch einmal, daß er sein Gewissen nicht mit einem Eide beschweren wolle, da er, wie gesagt, seiner Sache nicht völlig sicher sei, und empfahl sich so schnell, wie es die Umstände irgend gestatteten.
    Noch am nämlichen Tage wurden die drei Arrestanten aus der Haft entlassen.
    Ein paar Tage später erschien Hamilton in Grimaldis Wohnung, erklärte sich offen und ehrlich als des Verbrechens schuldig, setzte aber hinzu, er sei dazu nicht bloß durch die Begier, schneller und leichter als durch seiner Hände Arbeit zu Gelde zu kommen, sondern hauptsächlich durch seinen guten Freund Archer verführt worden, gelobte aber bei seinem Seelenheile, daß dies Verbrechen sein erstes gewesen sei, und auch sein letztes sein solle.
    Er nannte Grimaldi einmal über das andere seinen Wohltäter, dankte ihm auf das innigste und wollte gehen. Aber Grimaldi hielt ihn noch einige Augenblicke zurück, erzählte ihm, wie Archer sich an jenem Abende, als er im »Sir Widdleton« beim Biere eingeschlummert war, gegen seine Frau benommen, und hielt ihm eindringlich die Verwerflichkeit seines bisherigen Lebenswandels vor, ließ ihn auch über die Folgen nicht im unklaren, die derselbe unweigerlich nach sich ziehen müßte. Hamilton wiederholte hierauf die Versicherungen seiner Reue und sein Gelübde, sich zu bessern, und ging dann.
    Grimaldi hatte allen Grund, sich seiner edelmütigen Handlungsweise in dieser Sache von Herzen zu freuen, denn Hamilton blieb dem ihm gegebenen Versprechentreu und wohnte noch beinahe zwanzig Jahre in Clerkenwell als redlicher Mann und tüchtiger Goldschmied.
    In diesem ganzen letzten

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