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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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beiden Häusern hatte er dieselbe Rolle; es war deshalb, auch wenn ihm Zeit dazu geblieben wäre, unnötig sich umzukleiden, sondern er nahm in der Regel eine Droschke und ließ sich gleich im Clown-Kostüme von dem einen Theater zum andern fahren.
    Eines Abends ließ sich aber keine Droschke auftreiben, weil es wie mit Mulden vom Himmel goß, und kein Mensch auf den Straßen laufen konnte. Grimaldi blieb keine Zeit zum Besinnen. Als er noch ein Weilchen gewartet hatte, in der Hoffnung, der ausgeschickte Bote werde noch mit einer Droschke vorgefahren kommen, blieb ihm schließlich nichts übrig, als den Weg durch die Stadt zu Fuße zu machen.
    Da es stockfinster war, ging in der ersten Zeit alles ganz gut. Kaum aber war er nach Clerkenwall gekommen, wo die Kaufläden hell erleuchtet waren, als er auch durch sein Kostüm schnell Aufsehen erregte. An einer Ecke lief er einem Manne in den Weg, der ihn sogleich erkannte und mit dem Rufe: »Oho, Joe Grimaldi! Joe Grimaldi!« begrüßte.
    Mehr war nicht nötig. Grimaldi beeilte sich zwar, in die nächste Straße zu schlüpfen. Es half ihm aber nichts. Schon war ihm ein dichter Schwarm auf den Fersen unter Geschrei und Gejohle. Die einen ließen seinen Namen erschallen, andere warfen die Mützen und Hüte in die Luft oder drückten ihren Jubel aufandere Weise aus. In Holborn fand er endlich einen Mietswagen. Der Menschenschwarm wurde aber immer zahlreicher und folgte ihm unermüdlich und unter verdoppeltem Geschrei und Jubel.
    Da ließ er, den Kopf zum Wagen heraussteckend, sein weitbekanntes, man kann dreist sagen, berühmtes Gelächter erschallen. Der Haufe stimmte ein, schrie ihm Beifall zu, und hunderte von Stimmen wurden laut, daß er wohlbehalten nach Covent-Garden gebracht werden müsse.
    Gesagt, getan. Eine Leibwache bildete sich um ihn, freilich von einer so urwüchsigen Sorte, wie sie wohl kaum jemand begleitet haben dürfte, und das Geschrei und Gejohle wollte, als er vor dem Theater aus dem Wagen stieg, kein Ende nehmen. Ein Teil seiner Geleitschaft eilte auf die Galerie und begrüßte ihn, als er sich auf der Bühne zeigte, zum endlichen Ergötzen aller Anwesenden, denen der Vorfall bekannt geworden war, durch den Jubelruf: »Wir haben ihn wieder, wir haben ihn wieder!« und ein nicht enden wollendes Hurra erklang wieder im Theater, alle Räume desselben durchbrausend.
    In der Saison des Jahres 1811 wurde in Sadlers-Wells der »Große Teufel« wieder in Szene gesetzt. Grimaldi spielte darin eine Rolle, in der er unermeßlichen Beifall erntete. Im Juli stürzte er auf ein gespanntes Seil und trug einen nicht unerheblichen Brustschaden davon, der ihn mehrere Wochen ans Haus fesselte.
    Im Oktober trat er wieder in Covent-Garden und zwar in »Asmodi«, in »Mutter Gans«, »Valentine und Orson« und »Raymond und Agnes« auf, in welch letzterem Stücke er den Robert gab. Am 26. Dezember wurde die neue Pantomime gebracht. Sie hieß: »Harlekinund Padmanaha, oder der goldene Fisch« und gefiel außerordentlich.
    Im Juni 1812 trat er, was bis dahin erst einige Male geschehen war, im eigentlichen Drama auf. Er spielte nämlich den »Acres« in Sheridans erstem Lustspiele »Der Nebenbuhler« und machte an diesem einen Abend eine Einnahme von 200 Pfund.
    Im Laufe des Jahres 1812 entstanden ihm einige finanzielle Verdrießlichkeiten, und zwar einerseits dadurch, daß er zugleich eine Wohnung in der Stadt und eine auf dem Lande hatte, anderseits aber auch durch die Verschwendung seiner Frau, die, so vortrefflich sie sonst war, doch auch ihren Fehler hatte, der in stark übertriebener Putzsucht bestand. Er sagte sich, daß Einschränkungen notwendig seien, gab sein Landhaus auf, schaffte seinen Diener ab, verkaufte Pferd und Gig und übergab die Ordnung seiner Angelegenheiten demselben Mr. Harmer, den er vor ein paar Jahren unter so sonderbaren Umständen kennen gelernt hatte. Nach Verlauf von sieben bis acht Monaten waren alle seine Gläubiger bis auf den letzten Heller befriedigt.
    Im Jahre 1812 gab es in Sadlers-Wells nichts Bemerkenswertes. Sein zweites Benefiz im Oktober brachte ihm 225 Pfund ein. Man nahm an, daß die Einnahme eines Abends 200 Pfund nicht übersteigen könne, Grimaldi hatte jedoch nie eine Benefiz-Einnahme unter 210 Pfund, einmal sogar, wovon sogleich die Rede sein soll, eine Einnahme von annähernd 270 Pfund; indessen können wir nicht behaupten, daß sich sämtliche Personen, die zu dieser Einnahme beigesteuert hatten, auch, wirklich im

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