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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Zeitraume hatte Grimaldi jährlich immer drei Benefiz-Abende, nämlich zwei im Sadlers-Wells- und eines im Covent-Garden-Theater. Eine lange Reihe von Jahren hindurch erschien an jedem Morgen solchen Tages ein vornehmer Herr bei ihm in der Wohnung und ließ sich, gegen sofortige Bezahlung zehn Logenbillets geben, ging aber immer schleunigst wieder weg, als wenn ihm alles daran gelegen sei, mit keinerlei Frage, wer er sei und wie er heiße, behelligt zu werden.
    Grimaldi bekam auch öfter Geldsendungen von unbekannten Personen für Theaterbilletts zugeschickt. Was ihm dabei auffiel, war der Umstand, daß in der Regel Leute, die seinen Benefiz-Abend in Sadlers-Wells besuchten, im Covent-Garden-Theater fehlten, und umgekehrt. Er achtete deshalb auf den Herrn, der an jedem Benefizmorgen sich die Logenbilletts abholte, nicht besonders; vielfach traf es sich auch, daß er selbst nicht zu Hause war; aber seine Frau und seine Mutter hatten sich an den Besuch des Herrn so gewöhnt, daß sie, wenn am Abend vorher die Billetts zurechtgelegt wurden, regelmäßig sagte:
    »Vergiß nicht, zehn auf den Kaminsims für den Herrn zu legen, damit der Herr nicht zu warten braucht, der morgen in aller Frühe ganz bestimmt kommen wird.«
    Zwölf Jahre oder länger war der Herr schon pünktlich zur gleichen Stunde erschienen, als Grimaldi einmal das Hausmädchen, das die Billetts gewöhnlich aus der Stube herausholte, um sie dem fremden Herrn zu geben, nach seinem Aussehen fragte.
    »Was besonderes ist ja nicht an ihm«, erwiderte das Mädchen, »außer daß…«»Nun, was willst Du sagen?« fragte Grimaldi.
    »Außer daß er an der linken Hand bloß zwei Finger hat«, sagte das Mädchen.
    Nun hatte sich das Geheimnis auf einmal aufgeklärt.
    Mr. Hamilton sollte noch auf sehr beklagenswerte Weise sein Leben verlieren. Im Hause eines Nachbars von ihm war Feuer ausgebrochen. Mit ein paar anderen Männern stürzte er in das Haus hinein, mitten in den Qualm und Rauch, um einige Kinder zu retten, deren Leben aufs äußerste gefährdet war. Bis in das zweite Stockwerk drang er hinauf, da aber gaben die Dielen nach, unten stand schon alles in Flammen, er verbrannte selbst elendiglich, und sein zu Kohle verbrannter Leichnam wurde erst nach einigen Tagen unter dem Schutt ausgegraben.

Siebzehntes Kapitel
     
    Eröffnung des neuen Covent-Garden-Theaters. – Die großen Tumulte wegen des sogenannten »alten Preises«. – Grimaldis erste Auftreten als Clown in den Straßen. – Augenblickliche Verlegenheiten. – Triumphe in Cheltenham und Gloucester. – Besuch in Berkeley Castle und Bekanntschaft mit Lord Byron. – Fischbrühe und Apfelstrudel. – Abreise nach Bath.
     
    Am 18. September wurde das neue Theater in Covent-Garden mit Shakespeares »Macbeth« und dem musikalischen Nachspiele »Der Quäker« eröffnet, und gleichzeitig hiermit hob der große Lärm an, der um den sogenannten »Alten Preis« sich drehte, und aus der Entrüstung hervorging, die durch die Erhöhung der Eintrittspreise in das Publikum getragen wurde. Es kam infolgedessen im Theater zu Auftritten, wie sie wohl kaum je einmal in einem Theater erlebt worden sein dürften. Der Lärm wurde manchmal so laut, daß die Schauspieler gar nicht spielen konnten. Um den Lärm zu erhöhen, brachten die schlimmsten unter den Tumultanten allerhand Instrumente mit ins Theater,Pfeife, Klappern ec. Ein adeliger Herr, der einen Stammsitz im Parterre hatte, schwang den ganzen Abend über eine jener Glocken, mit denen die Kehrichtleute ihr Erscheinen anzeigten, und die damals das Entsetzen von ganz London waren, und ließ sich durch die höflichsten Vorstellungen nicht bewegen, mit dieser gräßlichen Musik Einhalt zu tun. Ein paar andere Leute, denen es auch nicht darauf ankam, wie sie ihren Empfindungen Luft machten, wenn sie es nur tun konnten, schleppten ein paar lebendige Ferkelchen in ihren Taschen mit, denen sie im geeigneten Augenblick so lange das Schwänzchen kniffen, bis sie jämmerlich zu quieken anfingen.
    Aber man begnügte sich nicht mit solchem Höllenlärm, sondern zürnte alle Augenblicke den Direktor, John Kemble, auf die Bühne, und wenn es ihm schließlich gelang, sich ein paar Sekunden Gehör zu verschaffen, mußte er doch immer unverrichteter Sache wieder abtreten. Allabendlich waren Scharen von Polizisten im Theater. Versuchten sie aber einmal, ein paar der Hauptschreier zu verhaften, so wurden sie vom ganzen Publikum in Schutz genommen, versteckt oder rechtzeitig durch

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