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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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unnütze Zärtlichkeit in jenen harten Jahren, derer ich mich seitdem teils mit Freude, teils mit Grauen erinnere, haben auf mich einen solchen Einfluß ausgeübt, daß ich auf diese Zeit der Unterdrückung meiner Gefühle meine jetzige Zurückhaltung zurückführen muß, die sicherlich nicht ein Teil meiner ursprünglichen Natur ist, aber die mich jetzt abhält, meine Gefühle zu zeigen, selbst meinen Kindern gegenüber, außer wenn sie noch ganz klein sind … Dies alles sind Dinge, die ich in meiner Brust verschlossen hielt und von denen ich nie glaubte, daß ich sie einmal sehen lassen würde. Aber jetzt, wo ich wieder an Sie schreibe, … an Sie ganz allein … wie könnte ich es unterlassen, Sie in mich hineinsehen zu lassen, um Ihnen zu zeigen, daß sie immer noch da sind . Wenn die reinsten, die glühendsten und die selbstlosesten Tage meines Lebens Sie als Sonne hatten … und es war wirklich so … und wenn ich weiß, daß der Traum, in dem ich damals lebte, mir gut tat, mein Herz läuterte und mich geduldig und standhaft machte, und wenn der Traum nur Sie kannte .. Gott weiß, daß es so war … wie kann ich von Ihnen Vertrautes erfahren und Sie Vertrautes von mir hören, wenn ich Ihnen vorheuchelte, daß dies alles bei mir ausgelöscht wäre?« Später einmal schreibt Dickens an Mrs. Winter:
    »Sie sind und bleiben immer dieselbe in meiner Erinnerung. Und wenn Sie sagen, daß Sie ›zahnlos, dick, alt und häßlich‹ geworden seien (was ich nebenbei nicht glaube), dann eile ich in Gedanken zu dem Hause in Lombard Street, das ebenso wie meine Luftschlösser verschwunden ist und dessen Backsteine und Mörtel zerfallen sind, und ich sehe Sie in einem himbeerfarbigen Kleide, mit einer kleinen schwarzen Einfassung oben … aus schwarzem Plüsch, scheint es … in Zackenspitzen geschnitten … in unzähligen Zackenspitzen … und mich mit meinem jugendlichen Herzen wie ein gefangener Schmetterling auf jeder Spitze aufgespießt.«
    Von Käthe selbst hören wir erst aus der amerikanischen Reise (1842) etwas ausführlicher. Er schildert ihr Wesen dort recht humoristisch. Käthe hat allerdings die ständige Neigung anzustoßen: aus jeder Droschke zu fallen, sich den Fuß zu verstauchen, mit der Stirn an alle Laternenpfähle anzurennen. Doch gibt ihr Dickens das Zeugnis einer in jeder Hinsicht bewundernswürdigen Reisegefährtin. Sie ist nie müde, nie verstimmt, klagt nie und beklagt sich über nichts, obgleich er ihr starke Anstrengungen zumutet; sie ist immer willig und heiter: »kurz« – so schließt Dickens – »sie hat mir sehr gut gefallen.« Selbst seinem Wunsche, gleich ihm eine Rolle auf dem Theater zu übernehmen, gibt sie nach, obwohl nicht gerne. »Ich spielte das ganze Stück hindurch unter lautem Gelächter; was sagst Du aber dazu,« schreibt Dickens aus Montreal an Forster, »daß Käthe spielte, und zwar verteufelt gut, wie ich Dir versichern kann?«
    Mit der Parlamentssession von 1836 endete übrigens seine Tätigkeit als Berichterstatter, und einige Früchte seiner vermehrten Muße zeigten sich noch vor dem Schlusse dieses Jahres. Die musikalischen Talente und Verbindungen seiner ältesten Schwester hatten ihn mit vielen Freunden und Professoren dieser Kunst bekanntgemacht. So kam es, daß er sich lebhaft für Brahams Unternehmen an dem St. James-Theater interessierte. Braham war ein damals bekannter englischer Sänger und Komponist, der in diesem Jahre den Versuch machte, im St. James-Theater eine englische Oper zu begründen. Dickens schrieb zu seinem Besten eine auf einer seiner Skizzen beruhende Posse und das Textbuch für eine Oper, zu der sein Freund Hullah die Musik komponierte. Sowohl die Posse, die unter dem Titel »Der fremde Herr« im September, als die »Die Dorfkoketten« betitelte Oper, die im Dezember 1836 aufgeführt wurden, hatten einen guten Erfolg.
    Das Aussehen von Dickens war in jenen Tagen sehr verschieden von dem Antlitz, wie es die Photographien der späteren Generation bekanntgemacht haben. »Zuerst wurde man (so schreibt sein Biograph John Forster) durch ein Aussehen von kindlicher Jugend angezogen und dann durch einen Freimut und eine Offenheit des Ausdrucks, die ein sicheres Zeugnis ablegten für die inneren guten Eigenschaften. Die Züge waren sehr edel. Er hatte eine prächtige Stirn, eine feste Nase mit vollen weiten Flügeln, Augen, die wunderbar glänzten von Geist, und die überströmten von Humor und Heiterkeit, und einen ziemlich hervortretenden, von

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