Dem Feuer zu nah
Bilder in dein Büro hängen?”
„Ja, das sagte ich doch bereits.”
Einen Schritt nach dem anderen, ermahnte Savannah sich. Jared durfte nicht merken, wie viel ihr das bedeuten würde. „Würdest du dich mit einigen hübschen Aquarellen nicht wohler fühlen?”
„Du willst mich provozieren, was? Mir gefallen deine Bilder.”
Sie lachte. „Warten wir doch erst einmal ab, was deine Schwägerin sich einfallen lässt. Danach reden wir weiter.” Sie kehrte in die Küche zurück, um Wasser für die Nudeln aufzusetzen.
„Einverstanden. Komm doch einfach mal im Gasthaus vorbei und sieh dir an, was sie und Rafe daraus gemacht haben”, schlug er vor.
„Ich würde es mir wirklich gern ansehen”, gab sie freimütig zu.
„Ich könnte nach dem Essen mit dir hinfahren.”
„Die Hausaufgaben.” Bedauernd schüttelte sie den Kopf. „Ich fürchte, ich werde den Rest des Abends mit Rechenaufgaben verbringen müssen.”
„Wenn das so ist”, er nahm die Flasche und füllte ihre Gläser auf, „solltest du dir vielleicht etwas Mut antrinken.”
Savannah hatte nicht erwartet, dass Jared nach dem Abendessen blieb. Erst recht nicht, dass er jetzt neben ihrem Sohn am Küchentisch saß und ihm bei den Aufgaben aus dem aufgeschlagen, vor ihnen liegenden Mathematikbuch half.
Sie servierte Jared Kaffee, während er die Probleme auf die Baseball-Statistik anwandte, um sie interessanter zu machen. Bryan war begeistert bei der Sache. Warum hatte sie nicht selbst daran gedacht?
Weil, so gestand sie sich ein, Zahlen ihr Angst einflößten. Jede Form von Schule ängstigte sie. Der Gedanke, dass ihr Sohn eines Tages viel mehr lernen würde, als man ihr beigebracht hatte, erfüllte sie mit Scham und Stolz zugleich. Nicht einmal Bryan selbst wusste, dass sie nachts, wenn er schlief, oft über seinen Schulbüchern saß, um sicher zu sein, ihm helfen zu können, wann immer er Hilfe brauchte.
„Also, du teilst das Gesamtergebnis durch die Anzahl der Schläge”, schlug Jared vor und rückte seine Hornbrille auf eine Weise zurecht, die Savannah Herzklopfen verursachte.
„Ja, genau!” Bryan kam die Erleuchtung. „Das ist wirklich cool.”
Mit der Zunge zwischen den Zähnen schrieb er die Zahlen auf und betrachtete sie fast andächtig. Schließlich handelte es sich jetzt um Baseball-Spieler. „Sieh dir das an, Mom.”
Sie beugte sich über das Heft und vollzog mühsam nach, was er gerechnet hatte. „Gut gemacht.” Sie küsste ihren Sohn auf das zerzauste Haar. „Das habt ihr beide gut gemacht.”
„Wieso bekomme ich keinen Kuss?”, fragte Jared.
Sie gab ihm einen, ganz züchtig, aber Bryan verzog trotzdem das Gesicht. „Mom, musst du das unbedingt hier machen?”
„Schließ einfach die Augen”, schlug Jared ihm vor und küsste Savannah noch einmal.
„Ich verschwinde.” Bryan klappte sein Buch zu.
„Ab in die Badewanne”, befahl seine Mutter.
„Muss das sein?” Der Junge warf Jared einen flehentlichen Blick zu.
„Ehrlich gesagt”, begann Jared, „ich finde, mein Mandant hat eine Erholungspause verdient.”
„Ach, wirklich?” Savannahs trockener Kommentar ging in Bryans Freudenschrei unter.
„Ja, eine Pause. Zum Beispiel eine Stunde Fernsehen”, rief er.
„Mit Erlaubnis des Gerichts.” Jared warf Bryan einen warnenden Blick zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Was mein Mandant meint, ist, dass er dreißig Minuten Fernsehunterhaltung für angemessen hält. Er hat seine Strafe verbüßt und gelobt Besserung. Nach dem Fernsehen wird er freiwillig und ohne Protest die Entscheidung des Gerichts akzeptieren.”
Savannah seufzte. „Um halb zehn machst du das Licht aus, klar?”
„Klar!” Bryan ballte triumphierend die Faust. „Sie hätten eine Stunde beantragen sollen”, sagte er zu Jared und grinste dabei spitzbübisch.
„Mehr lag nicht drin. Glaub mir, ich bin dein Anwalt.”
Bryan grinste. „Cool. Danke, Mr. MacKade. Gute Nacht, Mom.”
„Ganz schön raffiniert”, sagte Savannah leise, als ihr Sohn nach oben rannte, um sich vor den kleinen Fernseher in ihrem Schlafzimmer zu setzen.
„Ich konnte nicht anders.” Verlegen schob Jared die Hände in die Taschen. „Er hat mich einfach zu sehr daran erinnert, wie ich mit neun Jahren war. Ich wollte auch nie ins Bett. Bestrafst du mich jetzt wegen Missachtung des Gerichts?”
Sie stellte die leeren Kaffeetassen ins Spülbecken. „Nein. Es war nett von dir, dich für ihn einzusetzen. Außerdem hätte er mir die halbe Stunde
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