Dem Feuer zu nah
Jared. „Und was kommt jetzt?”
„Das sollte ich dich fragen. Warum essen wir zusammen und unterhalten uns, anstatt ins Bett zu gehen?”
Er schluckte nicht, sondern blies nur den Rauch aus. „Du bist ganz schön direkt, was?”
„Anwälte brauchen zwanzig Worte, obwohl eins ausreicht”, entgegnete sie. „Ich nicht.”
„Sagen wir einfach, du hast damit gerechnet, dass ich mit dir schlafen werde. Aber ich bin nicht gern berechenbar.” Sein Blick drang durch den Rauch und fand ihre Augen mit einer Eindringlichkeit, die ihr unter die Haut ging. „Ich kann noch nicht sagen, wann es geschehen wird. Aber wenn wir so weit sind, Savannah, wirst du wissen, mit wem du es zu tun hast, und du wirst es nicht vergessen.”
Er hatte recht, sie würde es bestimmt niemals vergessen, und vielleicht war es das, was sie beunruhigte. „Sie bestimmen, Anwalt MacKade? Ort und Zeit?”
„Ganz genau.” Sein Blick veränderte sich, und er lachte. „Ich bin ein altmodischer Mann.”
5. KAPITEL
E in altmodischer Mann, dachte Savannah. Einen Tag nach dem Abendessen mit Jared stand sie in der Küche, stemmte die Hände in die Seiten und starrte auf den Karton, den der Florist geliefert hatte.
Jared hatte ihr Rosen geschickt. Ein Dutzend langstieliger, roter Schönheiten.
Altmodisch, gewiss, das war er. Und auf seine Art wohl doch berechenbar. Es sei denn, sie zog in Betracht, dass ihr in ihrem ganzen Leben noch niemand einen langen, glänzend weißen Geschenkkarton voller roter Rosen geschickt hatte.
Sie war sicher, dass Jared das wusste.
Und dann war da noch die beigefügte Karte. „Bis es in deinem Garten blüht.”
Woher wusste er, dass sie Blumen über alles liebte? Dass sie sich in all den Jahren, die sie in winzigen Zimmern in lauten Städten verbracht hatte, immer nach farbenprächtigen, herrlich duftenden Blüten gesehnt hatte? Dass sie sich damals geschworen hatte, eines Tages einen Garten zu besitzen, den sie mit eigenen Händen anlegte und pflegte?
Er weiß es, weil er zu viel sieht, dachte sie und umkreiste die Blumen wie ein Hund einen Fremden. Sie war so versunken in ihren Anblick, dass sie erschrak, als das Telefon läutete. Wütend auf sich selbst, riss sie den Hörer von der Gabel.
„Ja? Hallo?”
„Ungünstiger Zeitpunkt?”, fragte Jared.
Stirnrunzelnd sah sie zu den Blumen hinüber, die wunderhübsch auf dem grünen Seidenpapier lagen. „Ich bin beschäftigt, falls du das meinst.”
„Dann will ich dich nicht lange aufhalten. Ich dachte nur, du würdest vielleicht gerne mit Bryan zum Abendessen auf die Farm kommen.”
Sie nahm eine Rose aus dem Karton. „Warum?”
„Warum nicht?”
„Nun ja, erst einmal habe ich schon die Sauce für die Spaghetti aufgesetzt.” Sie schwieg. Er auch. „Ich nehme an, du erwartest jetzt, dass ich dich zum Abendessen hierher einlade.”
„Genau.”
Sie drehte die Rose zwischen den Fingern und versuchte sich eine geeignete Ausrede einfallen zu lassen. „Na schön. Aber Bryan hat nach der Schule Baseball-Training. Ich muss ihn um sechs abholen, also …”
„Ich werde ihn abholen. Es liegt auf meinem Weg. Also bis heute Abend.”
Sie hatte das Gefühl, als würde ihr etwas aus den Händen genommen. „Ich habe dir schon gesagt, dass dies alles wirklich nicht nötig ist”, sagte sie fast zu leise. „Die Blumen.”
„Gefallen sie dir?”
„Natürlich. Sie sind wunderschön.”
„Das freut mich”, erwiderte er zufrieden. „Wir sehen uns kurz nach sechs.”
Verwirrt legte sie auf. Nach einem weiteren langen, nachdenklichen Blick auf die Rosen beschloss sie, nach einer Vase zu suchen. Um Viertel nach sechs hörte Savannah einen Wagen die Einfahrt heraufkommen. Sorgfältig beendete sie ein Detail ihrer bösen Königin für die Neuausgabe alter Märchen und stand vom Zeichentisch auf. Bryan stürmte bereits die Treppe herauf, als sie aus dem kleinen Atelier in die Küche ging.
„… und dann fiel er wie ein Stein vom Himmel, und dieser dämliche Tommy bekam den Handschuh nicht rechtzeitig hoch. Seine Mom ist fast durchgedreht, als der Ball ihn mitten im Gesicht traf. Seine Nase fing an zu bluten. Es war so cool. Hi, Mom.”
„Bryan.” Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete sie seine Kleidung, die voller rotem Staub war. „Ihr habt heute Gleiten geübt, was?”
„Ja.” Er ging an den Kühlschrank, um den Saftkrug herauszuholen.
„Tommy Mardson hat eine blutige Nase”, warf Jared ein. Savannah hatte große Mühe, sich ein Lächeln
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