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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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flüsterte sie ihm leise zu.
    “Das musst du doch nicht.” Die kleinen Aufmerksamkeiten, mit denen die Frauen des Vogel-Centers ihn und seine Tochter häufig bedachten, rührten ihn immer wieder. Es schien, als hätten sie eine heimliche Abmachung getroffen, ein Auge auf ihn und Marion zu werfen, die sich ohne Mutter zurechtfinden mussten.
    “Natürlich muss ich das. Vergiss nicht, dass ich morgen nicht da sein werde. Und Maggie auch nicht. Aber am 26. werde ich in aller Frühe kommen.”
    “Uns wird es schon gut gehen. Hab du nur ein schönes Weihnachtsfest mit deiner Familie. Und fahr vorsichtig. Es schneit ja noch immer.”
    “Mach dir um mich keine Sorgen. Sei morgen einfach nur für deine Tochter da. Die Vögel werden einen Tag allein überleben”, rief Sherry über die Schulter, während sie voller Vorfreude auf ihr Zuhause und ihre Familie zum Ausgang lief.
    Harris drehte sich zu Elijah um, der geduldig lächelnd wartete, so als hätte er keine Eile, an diesem verschneiten Heiligabend irgendwohin zu müssen. Eigentlich vermied es Harris, sich mit Fremden zu unterhalten oder Smalltalk zu machen, aber die Gelassenheit und Ruhe, die von dem Mann ausgingen, reizten ihn.
    “Lijah, ich will Sie nicht aufhalten, aber es gibt etwas, das ich nicht verstehe.”
    Er hob den Kopf, und in seinen dunklen Augen blitzte Interesse auf.
    “Wie kann der Adler
Ihnen
gehören? Halten Sie ihn irgendwo?”
    “Ihn
halten?
Meinen Sie in einem Käfig oder so?” Sein runzeliges Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. “Nein, Sir. Niemand kann einen Adler halten. Erstens ist es verboten, und zweitens ist es nicht richtig. Adler sind edle Geschöpfe, sie müssen frei sein.”
    “Wie meinten Sie dann, dass der Vogel Ihnen
gehört?”
    “Ich denke, sie hat mich adoptiert.” Lijah bemerkte, wie Harris verwirrt die Stirn runzelte, und erklärte: “Vor Jahren, als sie noch ein schwarzes Federkleid trug, flog sie einmal ganz niedrig neben mir her. Sie wissen, wie die Tiere sind … Sie schwebte dahin, neugierig, und ließ sich auf einem Ast nieder, keine drei Meter von mir entfernt. Sie beobachtete mich. Wahrscheinlich dauerte es nur einige Minuten, aber mir kam es vor, als würden wir uns eine Ewigkeit anschauen.” Er schüttelte den Kopf und lachte leise bei der Erinnerung daran. Dann zuckte er mit den Schultern: “Seitdem halten wir immer Ausschau nach einander. Ich nannte sie Santee, nach dem Fluss, an dem wir uns zum ersten Mal begegneten.”
    Harris musterte den alten Mann und wusste nicht, was er von der Geschichte halten sollte. Noch nie hatte er eine derart fantastische Erzählung gehört, aber er konnte auch nicht leugnen, was er mit seinen eignen Augen gesehen hatte. Lijah hatte den Adler mit bloßen Händen in die Klinik getragen.
    “Erzählen Sie mir, was heute Morgen passiert ist.”
    “Also, Sir, ich lief die große Straße entlang, um Santee zu sehen. Meinen Wagen hatte ich in der Nähe abgestellt, weil ich wusste, dass sie nicht weit entfernt ein Nest hat. Sie würde früher oder später kommen, um zu jagen – das war mir klar. Und sie kam. Dann habe ich sie gerufen.”
    “Sie haben sie gerufen?”
    “Mmm-hmm. Etwa so.” Er hob die Hände, legte sie um den Mund, ließ sie aber wieder sinken und schüttelte mit einem bedauernden Lächeln den Kopf. “Das lasse ich lieber, sonst hört sie es und versucht zu kommen.”
    Harris konnte die Verwunderung kaum unterdrücken. “Sie rufen, und der Adler kommt?”
    “Das stimmt. Wie ich schon sagte, wir suchen und erwarten einander. Und sie weiß genau, dass ich immer etwas zu essen für sie dabeihabe. Na ja, heute Morgen habe ich sie also gerufen. Sie drehte eine Runde und kam auf mich zu.” Seine Miene verdunkelte sich. “In dem Moment hörte ich den Schuss. Sie haben sie angeschossen.” Er blickte gequält. “Was sind das nur für Menschen, die so etwas tun? Warum sollte jemand diese wundervollen Geschöpfe verletzen?”
    “Das weiß ich nicht”, erwiderte Harris ernst. Diese Frage stellte er sich selbst immer wieder, wenn er Schrotkugeln aus Vogelkörpern operieren musste. “Haben Sie gesehen, wer auf das Tier geschossen hat?”
    Lijah schwieg einen Augenblick, bevor er antwortete: “Ja, Sir, ich habe die Täter gesehen. Zumindest habe ich zwei Männer mit Gewehren im Wald erkannt, als ich Santee holen wollte. Sie standen genau dort, von wo das Geräusch des Schusses kam, und ich nehme an, dass sie es waren, die geschossen haben. Aber ich bin nicht zu

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