Dem Sieger eine Handvoll Erde
gerollt. Nur sein Standlicht war eingeschaltet. Und als er anhielt, verlosch auch das. Keine Sirene heulte, und kein Blaulicht blitzte, aber dennoch war es offensichtlich, daß es sich um einen Polizeiwagen handelte. Die Türen des Wagens öffneten sich, und vier uniformierte Polizisten sprangen heraus. Tracchia drückte die Tür der Zelle so weit auf, daß die automatische Beleuchtung ausging, preßte sich so eng wie möglich in die Dunkelheit und betete, daß er nicht bemerkt würde. Sein Gebet wurde erhört. Die vier Polizisten gingen mit eingeschalteten Taschenlampen direkt zu der Stelle hinter den Fässern, an der Yonnie gelegen hatte. Zehn Sekunden später erschienen sie wieder, und einer von ihnen hatte etwas Undefinierbares in der Hand. Tracchia mußte es nicht sehen, um zu wissen, was es war: die Schnur und das Klebeband, die Yonnie für einige Zeit außer Gefecht gesetzt hatten. Die vier Polizisten hielten eine kurze Besprechung ab und gingen dann auf die Landungstreppe zu. Zwanzig Sekunden später glitt ein Ruderboot auf die ›Chevalier‹ zu.
Tracchia trat mit geballten Fäusten aus der Telephonzelle. Sein Gesicht war dunkel vor Wut, und er fluchte leise, aber durchaus verständlich vor sich hin. Das einzige Wort, das man hier wiedergeben kann und das immer wieder in seiner Schimpfkanonade auftauchte, war ›Harlow‹. Tracchia hatte erkannt, daß er sich geirrt hatte: Harlow hatte nicht in Vignolles angerufen, sondern die Ortspolizei alarmiert.
In ihrem Zimmer in Vignolles machte sich Mary gerade für das Abendessen zurecht, als es klopfte. Sie öffnete die Tür und sah sich Jacobson gegenüber. »Kann ich Sie einen Moment unter vier Augen sprechen, Mary? Es ist sehr wichtig.«
Sie musterte ihn erstaunt und trat dann zur Seite, um ihn ins Zimmer zu lassen. Jacobson schloß die Tür.
»Was ist los?« fragte sie neugierig. »Was gibt es denn so Wichtiges?«
Jacobson zog eine Pistole aus seinem Gürtel. »Sie! Ich bin in Schwierigkeiten und ich brauche sozusagen eine Versicherung, um nicht noch mehr in Schwierigkeiten zu kommen. Und diese Versicherung sind Sie. Packen Sie ein paar Sachen zusammen und stecken Sie Ihren Paß ein.«
Jacobson trat ans Bett und ließ die Schlösser ihres Koffers zuschnappen. »Wunderbar. Dann können wir ja gleich gehen.«
»Wo bringen Sie mich hin?«
»Los, los, wir gehen!« Er hob drohend die Waffe.
»Wenn Sie mir nicht sagen, wohin die Reise geht, müssen Sie mich erschießen, um mich mitnehmen zu können. Das wäre dann Nummer acht.«
»Nach Cuneo. Und noch ein Stück weiter.« Seine Stimme klang zwar grob, aber was er sagte, klang ehrlich: »Ich bringe keine Frauen um. In vierundzwanzig Stunden sind Sie wieder frei.«
»In vierundzwanzig Stunden bin ich tot.« Sie nahm ihre Handtasche. »Darf ich noch schnell ins Bad? Mir ist schlecht.«
Jacobson öffnete die Tür des Badezimmers, und ließ seinen Blick durch den kleinen Raum wandern. »Kein Fenster. Kein Telephon. Okay.«
Mary ging ins Bad, machte die Tür hinter sich zu, nahm einen Kugelschreiber aus ihrer Handtasche, schrieb ein paar Worte auf ein Blatt Papier, legte das Papier mit der beschriebenen Seite nach unten auf den Boden hinter der Tür und verließ das Badezimmer wieder. Jacobson erwartete sie, in der einen Hand ihren Koffer, in der anderen seine Pistole. Die Hand mit der Waffe hatte er tief in seiner Jackettasche vergraben.
An Bord der ›Chevalier‹ stopfte Yonnie gerade die letzten Papiere aus den beiden Schubladen des Kartentisches in eine große Aktentasche. Er kehrte in den Salon zurück, legte die Aktentasche auf ein Sofa und ging den Seitengang entlang zu den Kabinen. Er trat in seine eigene Kabine und verbrachte fünf Minuten damit, seine Habseligkeiten in einer Segeltuchtasche zu verstauen. Dann durchsuchte er hastig die anderen Kabinen. Seine Suche erwies sich als erfolgreich, und seine Beute wanderte ebenfalls in seine Tragtasche. Er zog den Reißverschluß der Tasche zu und machte sich auf den Weg nach oben. Vier Schritte vor dem Ziel blieb er plötzlich stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen. Eigentlich hätte sein Gesicht Unglauben und Entsetzen zeigen sollen, aber nichts dergleichen war der Fall. Yonnie hatte keine Gefühle mehr, also konnte er auch keine zeigen.
Auf den Sofas im Salon saßen völlig entspannt vier sehr große, bewaffnete Polizisten. Ein Sergeant, der die Aktentasche auf den Knien hatte und sie mit einem Ellenbogen festhielt, hielt seine
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