Dem Sieger eine Handvoll Erde
Bewegung!« sagte eine tiefe Stimme hinter ihnen. »Dreht euch nicht um. Laß die Waffe fallen.«
Harlow gehorchte. Der Seemann trat durch die Hintertür in den Salon.
Tracchia lächelte entzückt. »Gut gemacht, Pauli.«
»Es war mir ein Vergnügen, Mr. Tracchia.« Er ging an Rory vorbei, versetzte ihm verächtlich einen Stoß, daß er in die Ecke einer Sitzbank flog und bückte sich, um Harlows Waffe aufzuheben.
»Jetzt lassen Sie bitte die Waffe fallen! Sofort!« Rorys Stimme zitterte merkbar.
Pauli fuhr herum. Er war völlig überrascht. Rory hielt die Waffe mit beiden Händen umklammert. Sie zitterten noch mehr als seine Stimme.
Pauli grinste breit. »Na, sieh mal einer an. Was für ein tapferer kleiner Kampfhahn.« Er brachte seine Waffe in Anschlag.
Rorys Hände und Arme zitterten wie Espenlaub in einem Herbststurm. Er preßte die Lippen aufeinander, kniff die Augen zu und drückte ab. In dem kleinen Raum war der Knall ohrenbetäubend, aber nicht laut genug, um Paulis Schmerzensschrei zu übertönen. Pauli starrte wie betäubt auf seine zerschmetterte rechte Schulter. Zwischen den Fingern seiner linken Hand, die er auf die Wunde preßte, quoll ein Blutstrom hervor. Tracchia machte ein ähnlich verdattertes Gesicht, aber sein Ausdruck änderte sich unvermittelt, als Harlow einen tückischen linken Haken in seinen Magen landete. Tracchia fiel vornüber. Harlow ließ seine Handkante auf Tracchias Nacken heruntersausen, aber Tracchia war hart im Nehmen. Immer noch vornübergebeugt, stolperte er durch die Hintertür auf das Achterdeck hinaus. Auf seinem Weg kam er an Rory vorbei, der sehr blaß und geschwächt aussah und dem man deutlich anmerkte, daß er für diese Nacht genug von Schießübungen hatte. Und das war gut so, denn Harlow war seinem Opfer so dicht auf den Fersen, daß Rory mit seinen merkwürdigen Zielmethoden durchaus ihn hätte treffen können.
Rory schaute den verwundeten Pauli an und blickte dann auf die beiden Waffen hinunter, die vor seinen Füßen lagen. Er stand auf und richtete seine Waffe auf Pauli. »Setzen!« kommandierte er.
Obwohl Pauli vor Schmerzen halb benommen war, beeilte er sich, zu gehorchen. Man konnte nicht sagen, wo Rorys nächster Schuß hingehen würde. Als er in eine Ecke des Salons schlurfte, hörte man von draußen plötzlich das Geräusch von Schlägen und Schmerzenslaute. Rory hob die beiden Waffen auf und rannte hinaus.
Der Kampf hatte seinen Höhepunkt erreicht. Tracchia lag mit dem Rücken auf der Reling und strampelte wie ein Wilder mit den Füßen. Sein Oberkörper hing über dem Wasser. Harlows Hände lagen um seinen Hals. Tracchia seinerseits bearbeitete Harlows zerschundenes Gesicht, aber er hatte damit keinen sichtbaren Erfolg. Unerbittlich stieß Harlow ihn immer weiter hinaus. Plötzlich änderte er die Taktik, nahm seine linke Hand von Tracchias Kehle, griff damit unter Tracchias Oberschenkel und wollte ihn über Bord werden.
»Ich kann nicht schwimmen«, krächzte Tracchia. »Ich kann nicht schwimmen.« Seine Worte waren kaum zu verstehen.
Wenn Harlow ihn verstanden hatte, merkte man ihm jedenfalls nicht das geringste an. Mit einem letzten Ruck schob er Tracchia über die Reling, die strampelnden Beine verschwanden, und Tracchia klatschte mit einer solchen Wucht auf dem Wasser auf, daß es bis zu Harlows Gesicht hochspritzte. Die Wolkenbank hatte den Mond schließlich doch noch erreicht. Harlow starrte etwa fünfzehn Sekunden lang aufmerksam auf das Wasser hinunter, holte schließlich seine Taschenlampe heraus und ließ ihren Strahl über die Wasserfläche gleiten, die das Boot umgab. Noch einmal spähte er über die Reling und wandte sich dann, schwer atmend, an Rory: »Vielleicht hat er die Wahrheit gesagt, vielleicht kann er wirklich nicht schwimmen.«
Rory riß sich das Jackett herunter. » Ich kann schwimmen. Ich kann sogar ausgezeichnet schwimmen, Mr. Harlow.«
Harlow packte ihn mit eisernem Griff am Hemdkragen. »Du bist doch tatsächlich übergeschnappt, Rory MacAlpine!«
Rory blickte ihn lange unverwandt an, dann nickte er, zog sein Jackett wieder an und sagte: »Vernichtungsaktion?«
»Ja.« Sie gingen in den Salon zurück. Pauli saß zusammengekrümmt auf einem Sofa und stöhnte vor sich hin. »Den Schlüssel zu Mrs. MacAlpines Kabine, wenn ich mal bitten darf.«
Pauli nickte in Richtung auf ein kleines Schränkchen. Harlow fand den Schlüssel, nahm den Erste-Hilfe-Kasten vom Haken, schob Pauli mit gezückter Pistole vor sich her
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