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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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das sonst auch täten. Denn wir sehen ja nicht jeden Tag ein wahres Symbol der Freiheit!«
    Joseph Pineo, der alte Master, knurrte einen seiner drei Rudergänger an. Sonst sprach und bewegte sich niemand.
    Adam zog seine Uhr heraus und klappte den Deckel auf. Er sah einen jungen Midshipman schwer atmen. Mit feuchten Augen starrte er auf das heransegelnde Schiff.
    Und wenn ich mich nun geirrt habe?
Er hatte von keiner Kriegserklärung gehört, obwohl er und viele andere Krieg erwarteten. Wenn jetzt lediglich zwei Schiffe aneinander vorbeisegelten?
    Er sagte: »Mit diesem Extrahauch von Wind möchte ich wenden und ihn an Steuerbord bekämpfen. Er mag das vorhersehen, aber er kann es nicht verhindern.« Plötzlich lachte er. »Wir werden jetzt ganz schnell merken, ob unser Drill und unser Exerzieren uns nutzen werden.«
    Wieder beobachtete er das Schiff, lauernd – wie es Hudson schien – und mit vielen Fragen im Gesicht. Wohl auch mit Erinnerungen. Ihm fehlten manche Männer. Stolz und Furcht fanden sich in seinen Zügen und natürlich Kameradschaft. Er biß sich auf die Lippen. Schlimmstenfalls würden ein paar der gepreßten Männer versuchen, sich zu ergeben. Plötzlich merkte er, daß er fast unbewaffnet war. Er trug nur den kurzen Degen, den sein Vater ihm geschenkt hatte, als er auf die
Anemone
ging.
    »Das wird dir nützen und ebenso deinem guten jungen Kapitän«, hatte sein Vater gesagt. Was er wohl jetzt denken würde?
    Er sah, wie der Kapitän wieder sein Glas hob und das andere Schiff beobachtete. Er schätzte sicher ab, wie schnell es sich im Augenblick der Wahrheit nähern würde.
    Adam sagte: »Ich erkenne ihn jetzt, Dick. Es ist wirklich Nathan Beer. Schicken Sie den besten Schützen nach oben. Viel Zeit werden wir nicht haben.« Hudson wollte gerade davoneilen, als ihn irgend etwas in der Stimme des Kommandanten zurückblicken ließ.
    »Wenn ich fallen sollte, bekämpfen Sie das Schiff mit allem, was wir haben.« Er schaute auf die weiße Kriegsflagge, die im Topp auswehte.
    Bei seinem Gang über das Deck fiel Hudson statt der erwarteten allgemeinen Anspannung eine Art Resignation auf. Die
Anemone
war schnell. Wenn sie sich lösen würde, könnte sie dem Yankee in der Dämmerung leicht entkommen. Warum sollte man wegen ein paar träger Handelsschiffe kämpfen und sein Leben riskieren? Hudson war jung, doch diese Meinung hatte er schon häufig gehört.
    Vicary, der jetzt neben ihm stand, bemerkte: »Sie ist wirklich groß!«
    »Ja. Aber Kapitän Bolitho ist genauso erfahren wie dieser Commodore Beer, von dem ich schon öfter gehört habe.« Er klopfte ihm auf den Arm, worauf der andere fast in die Luft sprang.
    Vicary betrachtete die nächste Mannschaft an ihrer Kanone, die sich im Gang hinter der geschlossenen Geschützpforte duckte. »Haben Sie keine Angst?«
    Hudson dachte darüber nach, ohne die näher kommende Pyramide weißer Segel aus dem Blick zu verlieren. »Ich habe noch mehr Furcht, meine Angst zu zeigen, Philip.«
    Vicary streckte seine Hand aus, als hätten sie sich gerade auf einer Straße oder auf einem Landweg getroffen.
    »Dann lasse ich Sie nicht im Stich, Richard.« Er schaute durch die vibrierenden Wanten hindurch auf den leeren blauen Himmel. »Doch ich fürchte, ich werde den nächsten Tag nicht mehr erleben.«
    Hudson kehrte auf das Achterdeck zurück. Die Worte des Freundes verfolgten ihn wie ein Nachruf.
    Adam beauftragte ihn: »Lassen Sie alle wissen, was wir besprochen haben. Wir werden wenden und sie auf Steuerbordbug legen. Verstehen das alle?«
    »Alle, auf die es ankommt!«
    Adam grinste überraschend. Seine Zähne blinkten weiß im gebräunten Gesicht. »Bei Gott, Dick, wir werden jeden brauchen, selbst diesen Schurken Baldwin, der nach Rum stinkend auf der Krankenstation liegt.«
    Hudson lockerte seinen Degen. »Viel Glück, Sir!«
    Adam fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich bin trocken wie Zunder.« Er beugte sich leicht nach vorn und blickte über die Reling des Achterdecks, benutzte sie wie ein Lineal, als zum ersten Mal der lange Bugspriet der
Unity
über den Finknetzen erschien.
    »Klar zum Wenden! Ruder nach Lee!«
    Als das Schiff unter dem Druck von Wind und Ruder krängte, entdeckte Adam einen Seesoldaten, der neben den Hängematten kniete. Seine lange Muskete hielt er neben sich und starrte seinen Kommandanten an.
    »Geschützpforten auf!«
    Auf beiden Seiten des Schiffes klappten gleichzeitig alle Geschützpforten auf. An den Zugseilen warteten die

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