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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Männer des Geschwaders, einen Mann, der viel älter aussah, als er wirklich war.
    »Also, Thomas, was denken Sie?«
    »Kriegsschiffe, Sir, ohne Frage!«
    Adam nahm sein Teleskop vom Rücken. Mast und Rahen zitterten, die Leinwand flappte und knallte. Das Schiff weit unten zeigte seine ganze Kraft. Er mußte doch noch etwas warten, sich an die schwankende Höhe gewöhnen. Auch der kornische Akzent des Ausgucks hatte ihn wieder überrascht.
    Dann hielt er sein Teleskop ruhig auf die feindlichen Schiffe.
    Das kleinere der beiden konnte jedes beliebige Schiff sein, eine Slup, eine Brigg – noch nicht zu erkennen. Über das andere hatte er keine Zweifel.
    Als ob es erst gestern geschehen war: In der großen Kajüte der U.S.S.
Unity
sprach er mit dem Kommandanten Nathan Beer, der seinen Vater während der amerikanischen Revolution kennengelernt hatte.
    »Yankee!« sagte er nur.
    »Dachte ich mir, Sir!«
    »Sehr gut, Thomas. Ich sorge für eine Extraration Rum für Sie!«
    Der Mann sah ihn fragend an. »Aber wir sind mit denen doch nicht im Krieg, Sir, oder?«
    Adam lächelte und bewegte sich wie ein trainierter Toppgast nach unten.
    Ihn erwarteten Hudson und die anderen mit fragenden Gesichtern, doch schweigend.
    Knapp sagte er: »Eines der beiden ist die große Yankee-Fregatte
Unity.
Sie hat sicherlich vierundvierzig Kanonen, jetzt vielleicht sogar noch mehr!« Er schaute auf die nächststehenden Kanonen. Die
Unity
hatte 24-Pfünder. Er erinnerte sich, daß der Amerikaner davon gesprochen hatte – aus Stolz oder um zu drohen? Wahrscheinlich aus beiden Gründen.
    Er schaute zum Himmel. In zwei Stunden wäre sie hier. Und erst sieben Stunden nach dem Treffen mit der
Anemone
könnte der Konvoi sich in der Dunkelheit auflösen.
    Vorsichtig wollte Hudson wissen: »Was ist deren Absicht, Sir?«
    Adam erinnerte sich, wie prachtvoll die
Unity
ausgesehen hatte, als sie höher an den Wind gelaufen war und das Begleitschiff auf eine schnelle Folge von Signalen reagiert hatte.
    Ein solches Mannöver war jetzt unnötig. Ihr Kommandant konnte seinen Kurs weitersegeln, und weder der Konvoi noch seine Begleitschiffe brauchten ihn zu kümmern. Er hatte den Wind auf seiner Seite, und den Vorteil würde er nützen, bis es soweit war.
    »Ich glaube, er wird angreifen, Dick. Nein, ich bin ganz sicher.«
    Mit seinem Vornamen angeredet zu werden, überraschte Hudson genauso wie die Sicherheit des Kommandanten.
    »Kennen Sie das Schiff, Sir?«
    »Ich war an Bord und habe ihren Kommandanten getroffen. Ein beeindruckender Mann. Aber das Schiff kennen? Das ist etwas ganz anderes!«
    Adam starrte über die wartenden stummen Gestalten hinweg bis in den Bug. Die vollendete Schulter, das güldene Haar der Galionsfigur:
Tochter des Windes.
    Er murmelte: »Wir sind eine Mannschaft, Dick. Einige sind gute Leute, andere schlechte. Doch gelegentlich müssen wir solche Unterschiede vergessen. Wir werden ein Werkzeug, das man falsch oder richtig einsetzt.«
    »Ich verstehe, Sir!«
    Er berührte Hudson am Arm, so wie sein Onkel es oft getan hatte.
    »Bitte ein Signal an Commander Eames auf der
Woodpecker.
Er soll es an unsere fetten Schiffe im Geleitzug übermitteln. ›Setzen Sie mehr Segel. Lösen Sie den Konvoi auf!‹« Er zögerte ein paar Sekunden.
Und wenn ich jetzt einen Fehler begehe? Doch
er war plötzlich sicher, absolut richtig zu handeln. »Und dann fügen Sie bitte hinzu: ›Feind in Sicht in Nordwest.‹«
    Er hörte Männer rufen, als der verantwortliche Midshipman und seine Signalgasten an die Fallen liefen, während Hudson ihnen seinen Befehl wiederholte. Leutnant Vicary starrte ihn an, war unter der Gesichtsbräune bleich geworden.
    Leise fragte: »Schaffen wir die mit unserer Reichweite, Sir?«
    Adam drehte sich um, sah ihn an und durch ihn hindurch. »Heute sind wir das Werkzeug, Mr. Vicary. Wir kämpfen, damit andere überleben können.«
    Hudson sah die Flaggen auswehen. »Weitere Befehle, Sir?«
    Adam versuchte, sich über seine Gefühle klarzuwerden. Aber er fand nur Leere. Bedeutete das das nahe Ende?
    »Befehle? Setzen Sie die Bestrafung fort.« Er lächelte plötzlich und sah sehr viel jünger aus. »Dann machen Sie Klar-Schiff-zum-Gefecht. Den Rest kennen Sie!«
    Er drehte sich um, als die Trommeln wieder zu rasseln begannen und Leben in die starren Gesichter zurückkehrte.
    Während die Peitsche krachte, rief jemand: »Die
Woodpecker
hat bestätigt, Sir!«
    Adam beobachtete die Bestrafung ohne jedes Gefühl. Sie hatten jetzt

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