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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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war ganz wie bei einem Appell in ihrer Kaserne. Ihre Gesichter glänzten in der Hitze so rot wie ihre Uniformjacken.
    George Starr, Bootssteuerer des Kapitäns, brachte den alten Bootsmantel und den Hut, damit der Kommandant Autorität ausstrahlte.
    »Alle Mann, alle Mann. Achtern sammeln, um einer Bestrafung beizuwohnen.«
    Der Matrose Baldwin kam zwischen dem Waffenmeister und dem Schiffskorporal nach achtern. Er war ein großer bulliger Mann, der seine Kameraden mit nackter Gewalt im Zaum hielt.
    Ein Bootsmannsgehilfe und ein zweiter Matrose zogen ihm das karierte Hemd aus und banden ihn an Handgelenken und Knien an der Gräting fest. Selbst vom Achterdeck aus sah man die alten Narben auf seinem kräftigen Rücken.
    Adam nahm den Hut ab und holte das abgegriffene Büchlein mit den Kriegsartikeln aus der Tasche. Er hatte Hudsons Kritik ebenso bemerkt wie Vicarys deutliche Ablehnung. Irgendwann wären beide gute Offiziere. Er fühlte Wut aufsteigen. Aber noch hatten sie kein eigenes Kommando.
    Er beobachtete den Arzt, der seinen Platz einnahm, und erinnerte sich an sein Eintreten für den Gefangenen. Doch Cunningham war ein Heuchler. Er würde nicht mal über die Straße laufen, um einem Kind zu helfen, das ein durchgebranntes Pferd niedergeworfen hatte.
    Aus dem Augenwinkel sah er, daß der Bootsmann seinen berüchtigten Neunschwänzer aus dem roten Stoffbeutel holte.
    Adam haßte die Peitsche genauso wie sein Onkel. Aber wenn nur sie Ungehorsam von Ordnung trennen konnte, dann mußte es sein.
    Er schob eine Hand in die Tasche und preßte seine Faust so heftig zusammen, daß der Schmerz ihm Halt gab.
    Er spürte, wie sein Bootssteuerer Starr ihn anschaute. Bedrückt und sehr bemüht war er die letzten Monate gewesen. Ein guter Mann, natürlich kein Allday, aber wie sollte es je einen zweiten geben?
    Langsam lockerte er seine Finger und fühlte wieder ihren Handschuh in seiner Tasche. Wie oft hatte er ihn herausgenommen und ihn sich angeschaut und dabei an ihre Augen gedacht, als er ihn ihr überreicht hatte. Sie waren durch den Garten des Hafenadmirals spaziert, ihre Gegenwart hatte ihn bezaubert wie eine schöne wilde Blume.
    Was soll ich tun? Warum hast du mich verlassen?
    Erschreckt stellte er fest, daß er den entsprechenden Kriegsartikel unbewegt mit lauter Stimme bereits vorlas.
Unbewegt? Ich zerstöre mich gerade selber!
    Und dann hörte er sich sagen: »Fahren Sie fort, Mr.
    M'Crea. Zwei Dutzend!«
    Laut begannen die Trommeln zu rasseln. Der Bootsmann holte mit kräftigem Arm aus. Eine Ewigkeit schien die Peitsche in der Luft zu hängen, bis sie sich mit scharfem Krachen in den nackten Rücken des Gefangenen grub. M'Crea war ein kraftvoller Mann, ein gerechter Kerl, und dennoch schien ihm dieses Tun Freude zu bereiten.
    Er sah, wie aus roten Linien blutige Tropfen liefen.
    Doch er fühlte dabei keine Abscheu, und das bereitete ihm plötzlich Angst.
    »An Deck!«
    Es schien, als habe der Ruf sie alle versteinert. Die Peitsche hing am ausgestreckten Arm des Bootsmanns, die Trommelstöcke blieben wie in schwerer Luft stehen. Der Gefangene, gegen die Gräting gepreßt, holte wie ein Ertrinkender schwer atmend Luft.
    Hudson hob das Sprachrohr: »Was ist los, Mann?«
    »Segel an Backbord voraus.« Ein Zögern. Die Hitze war dort sicherlich genauso unerträglich. »Zwei Segel, Sir!«
    Hudson wußte, daß jetzt alle Augen auf den Offizieren auf dem Achterdeck ruhten, die des Gefangenen ausgenommen. Doch als er den Kapitän anschaute, war er ziemlich verblüfft. Adam zeigte keinerlei Überraschung. Es schien, als sei ihm endlich die Frage, die ihn lange beschäftigt hatte, beantwortet worden.
    »Was denken Sie, Sir?«
    »Egal, wer sie sind, sie gehören sicher nicht zu uns. Soviel ist ganz sicher.« Er dachte laut nach, als gäbe es außer ihm niemand an Deck. »Sie müssen die Windward Passage westlich von Port au Prince genommen haben. Da fanden sie den Wind, den wir brauchten!«
    Hudson nickte, verstand aber nichts.
    Adam sah über sich die Rahen des Großmasts, die flappende Leinwand.
    »Ich enter selber auf!«
    Der Mann an der Gräting versuchte seinen Kopf zu drehen. »Und was geschieht mit mir, du Bastard?«
    Adam gab M'Crea Hut und Mantel und fuhr den Gefangenen an: »Geduld, Mann. Und für diese Impertinenz ein zweites Dutzend Hiebe, Mr. M'Crea!«
    Er stand schnell neben dem Ausguck und war überrascht, wie leicht ihm das gefallen war. Er atmete nicht mal schwer. Er erkannte im Ausguck einen der besten

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