Dem Winde versprochen
angesehenen Heiler, nicht mehr rufen müssen. Denn Don Diogo war unsterblich in Miss Melody verliebt und tat alles, was sie wollte. Und sie setzte sich immer für die Sklaven ein und rettete sie vor den Schlägen, die ansonsten mit Sicherheit auf sie niedergegangen wären.
Diogo Coutinho war zu einer lang angekündigten Auktion bei den Lagerhäusern im Süden der Stadt an den Ufern des Riachuelo aufgebrochen. Die Anweisung seines Schwagers war klar gewesen: Zuchthengste und fruchtbare Frauen. Hinter ihm war mit langsamerer Geschwindigkeit der Karren gefolgt, den er mit gesunden, jungen Sklaven beladen zurückzubringen hoffte.
»Als wenn das so einfach wäre«, klagte er laut.
Aber er hatte ein gutes Auge entwickelt, und unter all den erbärmlichen Gestalten würde er diejenigen herauspicken, die für Blackravens Zwecke taugten. Er holte die kleine Dose mit der Terpentinsalbe, die der Apotheker ihm zubereitet hatte, heraus und rieb seine Nasenlöcher damit ein. Dann stieg er ab und ging zu Fuß zum Sitz der von Martín de Sarratea geleiteten Real Compañía de Filipinas. Er fasste sich an die Brust, der prall gefüllte Münzbeutel war noch da. Sein Blick wanderte über die Reihe ausgestellter Schwarzer, die das Podium einnahmen, auf
dem sich der Auktionator befand. Er brauchte keinen Arzt, um zu erkennen, dass nur zwei von ihnen infrage kamen: ein großer, schlanker Mann und eine Frau, die kaum zwanzig Lenze zählte.
»Bieten Sie, Herrschaften!«, rief der Auktionator. »Heute werden von der Real Compañía de Filipinas diese dreiundzwanzig Sklaven versteigert.«
Don Diogo wartete mit dem Bieten, bis die von ihm ausgewählten Sklaven an die Reihe kamen. Obwohl mehrere Bieter um sie stritten, bekam er den Zuschlag.
»Beide Stücke für tausend Pesos verkauft an Herrn Alcides Valdez e Inclán!« Ein kleines Vermögen.
Die Sklaven kletterten auf den Karren. Der Mann kam direkt von der afrikanischen Küste. Er konnte kein Spanisch und verstand nicht, was mit ihm geschah. Aber er war ein Prachtexemplar: groß, schlank, drahtig und mit tiefschwarzer Haut – Diogo wusste sofort, dass er vom Stamm der Wolof war.
Er fuhr mit einem feuchten Lappen über den Arm des Sklaven, um sicherzustellen, was er bereits wusste: Er war nicht eingepudert worden, damit er besser aussah, die gesunde Hautfarbe seiner Glieder war echt. Alcides würde zufrieden sein. Diogo würde es sich verkneifen, ihm zu sagen, dass es sich um einen Wolof handelte, denn diese galten als hochmütig, kriegerisch und aufständisch. Es war eine Gruppe Wolofs gewesen, die den ersten Sklavenaufstand 1522 auf La Española angeführt hatte. Und obwohl man ihn schnell niedergeschlagen hatte, versuchten sie es doch immer wieder, bis eine königliche Verordnung die Einführung von Sklaven dieser Rasse verbot, da »diese Kaste hochmütiger, ungehorsamer, aufrührerischer und unverbesserlicher Neger der Grund für die Negeraufstände und den Tod von Christen ist«. Aber die Verordnung galt nicht mehr, weil man bei dem Sklavenmangel nicht wählerisch sein konnte.
Bevor sie aus dem Hafen von Benin ausgelaufen waren, hatte sie ein Priester getauft, indem er rechts und links Weihwasser
versprengte und ihre neuen Namen gerufen hatte. Der Wolof hieß jetzt Servando.
Das Mädchen hingegen hatte schon Kontakt mit Christen gehabt und sprach Portugiesisch, Diogos Muttersprache. Sie hieß Miora, war in Afrika geboren und schon als ganz kleines Mädchen in der nach dem gleichnamigen Fluss benannten Provinz Cuanza in Angola gefangen worden. Schließlich war sie in einer Hazienda in Minas Gerais im Südosten Brasiliens gelandet. Diogo war von ihrer Schönheit überwältigt, die so ganz anders war als die der Damen aus seinem Umfeld: exotisch und verführerisch zugleich.
Als Diogo nach Buenos Aires zurückkehrte, war Valdez e Inclán hinausgegangen, um seinen Schwager zu empfangen. Er sah Miora, die im Begriff war, vom Wagen abzusteigen. Sie hob den Rock, und die glänzende Haut ihrer Beine schimmerte im Sonnenlicht. Sie sprang. Ihre festen Muskeln bebten. Alcides Blick wanderte zu den üppigen Brüsten und hielt bei ihren anmutigen Gesichtszügen inne. Ihre Blicke trafen sich, und die Sklavin schaute sofort zu Boden.
Servando und Miora gingen durch das Tor hinein. Eine Gruppe von Sklaven wartete im dritten Hof auf sie. Sie flüsterten und musterten die Neuankömmlinge neugierig. Valdez e Inclán fasste seinen Schwager am Arm und nahm ihn beiseite.
»Das neue Mädchen
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