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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Schlechtes im Schilde führte und dass es für sie kein Entrinnen gab.
    Don Alcides stellte mit einem Gesichtsausdruck, der einem Lächeln ähnelte, den Kerzenleuchter neben dem Bett auf den Boden. In dieser Position verharrte er und sah Miora aufmerksam an. Sie begann zu wimmern, aber er legte einen Finger auf ihren Mund und befahl ihr, still zu sein.
    »Ich bin gut zu dir gewesen, oder Miora?« Das Mädchen nickte. »Und jetzt bin ich gekommen, damit du dich für die Behandlung erkenntlich zeigst, die ich nur dir gewährte.«
    Sie versuchte zu entkommen, aber Alcides hielt sie fest. Er drückte sie wieder auf das Bett und zog sein Nachthemd aus. Miora wusste nicht, was sie erwartete. Sie war noch Jungfrau. Alcides war grob und tat ihr weh. Aus ihren Augen strömten die Tränen, Tränen der Angst, des Schmerzes und der Schmach. Schließlich wurde der Schmerz so unerträglich, dass sie zu schreien begann. Sie brüllte sich die Lunge aus dem Hals. Valdez e Inclán schlug sie, bis sie das Bewusstsein verlor.
    »Undankbares Geschöpf«, murmelte er erhitzt und drang weiter in sie ein.
    Da hörte er einen dumpfen Schlag, als treffe Metall auf Metall. Er drehte sich blitzschnell um und sah eine Gestalt, die verschwamm, als eine zähe warme Flüssigkeit zwischen seinen Augen entlangrann. Es war Blut, sein eigenes Blut. Der Schlag hatte seinen Kopf getroffen. Ohnmächtig fiel er auf Miora.
    Stunden später versuchte er aufzustehen, aber der Schwindel warf ihn wieder auf das Bett zurück. Das kleine Zimmer drehte sich, und ein stechender Schmerz durchbohrte seinen Schädel.
    Er brauchte Tage, um sich zu erholen. Miora war verschwunden,
und der Täter hatte ihm eine Nachricht in seinem Arbeitszimmer hinterlassen: »Misshandle deine Sklaven nicht, oder ich nehme sie dir einen nach dem anderen weg.«
     
    »Willst du mir damit sagen«, fragte Blackraven, »dass wir wegen deiner Lüsternheit eine Sklavin für vierhundert Pesos verloren haben? Wie alt war sie?«
    »Fünfzehn, hat man Diogo bei der Auktion gesagt. Aber sie sah älter aus!«
    »Du Widerling!«, schleuderte ihm Blackraven entgegen. »Sie war noch ein Kind. Ich könnte dich dafür töten. Ich habe dir schon vor Jahren gesagt, dass ich deine Vorliebe nicht akzeptieren kann. Hat es dir nicht gereicht, was du dem jungen Mädchen in Madrid angetan hast?«
    Blackraven spielte auf Valdez e Incláns finsterstes Geheimnis an, wegen dem er in einer Nacht-und-Nebel-Aktion hatte aus Spanien fliehen und sich ein neues Leben fern seines Heimatlandes aufbauen müssen. Zu der Zeit, in der Alcides in Rogers Dienste getreten war, hatte Roger seinen besten Informanten nach Madrid geschickt, um Erkundigungen über ihn einzuholen. Es kam eine dunkle, schlüpfrige Geschichte zum Vorschein, mit der Blackraven ihn unter Druck setzen konnte. Doch Alcides war das Leben auf der Flucht leid. Blackraven bot ihm Schutz und Geld als Gegenleistung für seine Treue und Diskretion. Ja, Blackraven kannte sein verwerflichstes Geheimnis.
    »Ich werde dich eigenhändig umbringen, wenn du die Frauen in diesem Haus noch einmal gegen ihren Willen anrührst. Das gilt auch für alle anderen, die nicht bereit sind, mit dir ins Bett zu steigen. Dafür gibt es Huren, verdammt.«
    Er warf sich wieder auf das Sofa und hob die Hand an die Stirn. Valdez e Inclán wurde unruhig: Blackraven sah verärgert aus, und das konnte übel enden.
    »Ich werde den Preis für die Sklavin von deinem Geld abziehen«,
kündigte dieser an, und Alcides nickte schnell. »Bring mir was zu trinken. Das Stärkste, was du hast.«
    Blackraven trank das Glas in einem Zug aus. Der schlechte Brandy brannte ihm in der Speiseröhre.
    »Trotzdem«, sagte er mit rauer Stimme, »was hat diese Geschichte damit zu tun, dass meine Cousine Béatrice und Víctor in El Retiro sind? Ich verliere allmählich die Geduld, Alcides.«
    »Nun«, stammelte dieser, »es war Miss Melody, die mich niedergeschlagen und mir die Nachricht in meinem Arbeitszimmer hinterlassen hat. Sie hat die Sklavin mitgenommen und gibt sie nicht heraus.«
    Blackraven wusste nicht, was er sagen sollte. Alcides beeilte sich, das Schweigen zu füllen.
    »Als Miss Melody hörte, dass es ein Landgut in El Retiro gibt, entschied sie, dass die Landluft Víctors Gesundheit guttun würde. Ihrer Meinung nach ist die Luft in der Stadt im Sommer zu stickig, und das bekommt ihm nicht. Natürlich habe ich mich widersetzt. Ich sagte ihr, niemand werde das Haus verlassen. Aber sie blieb

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