Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
»Ich hätte auch die hiesige Aegis-Zelle hergeholt, aber die Aegis regt sich immer noch auf, wegen dem, was in Kanada mit den Wargen los war. Wraith hat den Wächtern zwar die Erinnerung gelöscht, aber das Oberkommando weiß natürlich aufgrund der Verletzungen und des toten Aegi, dass dort irgendwas los gewesen sein muss. Ich dachte, es wäre vielleicht nicht klug, ihnen die Chance zur Rache zu geben.«
»Heißt das, dass Arik entlastet ist und endlich wieder aus meiner Höhle ausziehen kann?«, fragte Shade, und Kynan nickte.
»Sie könnten es sich auch gar nicht leisten, ihn zu verlieren.«
Luc drängte sich durch die Menge und baute sich vor Con auf. Mit einem kehligen Fluch holte er aus und boxte ihm kräftig gegen die Schulter. »Das, Arschloch, ist dafür, dass du mich dazu gebracht hast, dich zu töten, ohne mit einem Wort zu erwähnen, dass du nicht tot bleiben würdest.«
Sin boxte Con ebenfalls. Auf dieselbe Stelle. Vielleicht neigten Vampire ja zu blauen Flecken. »Ja, es wäre echt nett gewesen, Bescheid zu wissen.«
»Tut mir leid«, sagte er verlegen, und dann küsste er sie lange und innig, und sie vergab ihm. »Ich verspreche, ich werd’s wiedergutmachen.«
»Alter.« Luc trat mit erhobenen Händen zurück. »Also, bei mir musst du gar nichts wiedergutmachen.«
»Also«, sagte Lore. Er schob die Hände in die Jackentaschen. »Ich bin ja nicht gern der Spaßverderber, aber ich glaube, ich sollte jetzt nach Hause gehen.«
Oh, verdammt. Damit musste er jetzt fertigwerden, und Sin fand schon den Gedanken schrecklich. »Ich werde mich um dich kümmern. Idess muss nicht sehen, was du durchmachst.« Außerdem hatte Sin Lore schon früher gepflegt.
»Einverstanden.« Lore sah in die wolkenlose Nacht hinauf und seufzte. »Aber du kennst sie ja. Sie wird dabei sein wollen.«
Selbstverständlich würde sie das. Sin würde durch die Giftgruben in Ost-Sheoul gehen, um an Cons Seite zu sein, wenn es ihm schlecht ging.
»Ich habe eine bessere Idee«, sagte Eidolon. »Komm ins Krankenhaus. Wir werden uns alle um dich kümmern.«
Wraith nickte begeistert. »E ist echt freigebig mit den Schmerzmitteln.«
»Jepp«, stimmte Shade zu.
»Ein Nein werden wir nicht akzeptieren.« Das kam von Eidolon mit seiner vernünftigen Doktorstimme, in der trotzdem irgendwie auch ein gewisses Mitgefühl mitschwang.
Lore stand einfach nur da; ihm waren seine Gefühle am Gesicht abzulesen, vermutlich genau wie bei ihr. Er hatte seine Brüder früher an sich herangelassen als sie, aber er war so lange allein gewesen, dass er sich offensichtlich immer noch nicht daran gewöhnt hatte, dass sie genauso fest zusammenhielten, wie sie im Kampf zuschlugen.
»Okay«, sagte er mit rauer Stimme.
Kynan rief den Typen vom R-XR zu, sie sollten noch ein bisschen Ordnung machen, und winkte Tayla und dem Wächter-Vampir, die sich der Gruppe der Warge anschlossen.
»Geht ihr schon mal vor«, sagte Sin. »Con und ich kommen später ins Krankenhaus.«
»Bist du sicher?«, fragte Shade, und Con nickte.
Sin merkte, dass ihre Brüder am liebsten Einwände erhoben hätten, aber dann gingen sie doch zusammen mit Eidolons Schwestern und ließen sie mit Con allein. Relativ allein zumindest. Kynan, Tayla und die Kerle vom Militär liefen immer noch auf dem Schrottplatz herum, aber sie schienen nicht weiter auf die beiden zu achten.
Con öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Sin sprach zuerst. »Es tut mir so leid«, sagte sie. »Ich hätte mich nicht wehren sollen, als du dich in der Wohnung mit mir verbinden wolltest. Ich hätte es tun sollen. Ich hätte –«
Con legte ihr den Finger auf die Lippen. »Schsch. Du hast fast dein ganzes Leben jemandem gehört, und da war es natürlich das Letzte, was du gebrauchen konntest, dann auch noch mir zu gehören.«
Sie musste lächeln. »Trotzdem war es dumm. Ich hätte dir von vornherein vertrauen sollen. Aber, Con, du hättest dich wirklich nicht umbringen müssen. Und wie bist du nur zum Vampir geworden?«
»Kann ich nicht sagen.«
»Kannst du nicht oder willst du nicht?«
Seine Augen glitzerten wie Diamantsplitter im Licht des Mondes, sodass sie ihren Blick gar nicht mehr abwenden konnte. »Kann nicht.«
Zuerst war Sin ernsthaft versucht, wütend zu werden, aber er hatte sie gebeten, ihm zu vertrauen, und sie würde eben darauf vertrauen müssen, dass er es ihr schon erzählen würde, wenn er könnte. Jedenfalls war das einzig Wichtige, dass er hier war, dass er nicht tot war. Na ja,
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