Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
Krankenhaus seinen Namen gegeben hatte. So ein Idiot.
Dies würde das sechste Mal sein, dass er dort gewesen war, auch wenn er die ersten fünf Male das Höllentor nicht verlassen hatte. Er hatte es einfach nur geöffnet, hatte Roag hinaus- oder hineingelassen und war weitergereist. Offensichtlich hatte der Fluch, den Roags Bruder ihm aufgehalst hatte, nicht nur dafür gesorgt, dass der verschrumpelte Dämon für die meisten unsichtbar war, sondern hatte ihm auch die Fähigkeit genommen, Objekte wie das Höllentor oder Türen zu manipulieren. Was das Reisen ziemlich erschwerte.
Armer Kerl. Vom eigenen Bruder verraten zu werden, war so ziemlich der schlimmste Schmerz, den jemand erleben konnte, wie Rariel aus erster Hand wusste.
Er warf einen mitleidigen Blick auf Roag, der Rariel als ein durchsichtiger Schemen erschien, nicht einmal annähernd so solide wie ein Geist. Und im Gegensatz zu Geistern bestand die einzige Möglichkeit, wie Roag mit Rariel kommunizieren konnte, auf telepathische Weise.
»Bist du bereit?«, fragte Rariel.
Ja.
Erwartungsvoll tippte Rariel auf die Glyphe des Krankenhauses. Diesmal würde er seinen Mitreisenden persönlich abliefern und selbst noch ein wenig Zeit dort verbringen. Beobachten. Pläne schmieden.
Das Tor öffnete sich, und er trat hinaus. In der Notaufnahme war die Hölle los, aber er bezweifelte, dass irgendjemand außer ihm das sehen konnte.
Die meisten Leute, die dort herumwuselten, waren Geister, und sobald Roag das Krankenhaus betrat, drehten sie durch. Einige flüchteten, andere duckten sich. Manche blieben einfach stehen und heulten, bis sich Rariel am liebsten die Ohren zugehalten hätte.
Rariels unsichtbarer Freund jagte den Geistern eine Heidenangst ein, und sogar die Lebenden, die sich gerade in der Notaufnahme aufhielten, waren auf einmal fahrig und nervös.
Ein weiblicher Vampir in Krankenhauskleidung kam auf ihn zu. »Brauchen Sie Hilfe?«
»Nein«, sagte Rariel, während Roag einen der kreischenden Geister auseinanderriss.
Das war das Lustige an Geistern. Man konnte sie in Stücke reißen und ihnen so unvorstellbare Schmerzen zufügen, und trotzdem starben sie nicht. »Ich bin nur zum Schauen hier.«
»Wie Sie wollen, Freak.« Der Vampir verließ ihn, und Rariel machte es sich unter dem Wartebereich -Schild gemütlich. Von Ferne drangen schrille, erregte Stimmen an sein Ohr und aus einer anderen Richtung laute Schreie. Die Geister waren nach wie vor völlig außer sich, heulten und schlugen gegen die Wände.
Ganz in der Nähe, zwischen einer mit Plastik überzogenen Couch und einem wuchtigen Steintisch, hatten zwei Frauen drei kleine Kinder an sich herangezogen. Die hübsche mit den braunen Haaren und den auffälligen, champagnerfarbenen Augen stieß ein wolfartiges Knurren aus. Die härter aussehende Frau mit dem roten Haar strich mit einer Hand hingebungsvoll über den Griff der Klinge in ihrem Hüftholster und blickte sich mit grünen Augen auf eine Weise um, die die Kriegerin verriet.
Als Roag die beiden erblickte, strahlte eine Welle reinster Wut von ihm aus, die niemanden in der ganzen Notaufnahme unberührt ließ. Patienten wie Angestellte stolperten, ließen Gegenstände fallen und legten sich die Arme um den Leib, als ob sie frören.
Als Roag sich auf die kleine Gruppe zubewegte, lag pure Mordlust in seinen Augen. Ah ja … die Frauen waren die Gefährtinnen von Seminus-Dämonen, und die Drillinge waren Seminus-Nachwuchs. Dies war die Familie ebenjener Brüder, die Roag zerstören wollte. Interessanterweise schien einer der Säuglinge ihn zu sehen. Roag lächelte … zumindest ließ sein verzogener Mund darauf schließen, dass er lächeln wollte. Er wechselte die Gestalt und erschien jetzt wie ein hochgewachsener Sem mit schulterlangem, dunklem Haar.
Der Kleine streckte das Händchen nach Roag aus. Roag umkreiste die Familie, während das Baby zusah und sich in den Armen seiner Mutter wand, während es immer wieder nach Roag griff.
»Jetzt beruhige dich mal wieder, Rade«, sagte die Frau und zog das Kind noch enger an sich.
Roag schenkte Rariel ein Grinsen, bei dem sich ihm der Magen umdrehte. Er selbst mochte ja schon ein kranker, abartiger Irrer sein, aber die Jungen einer anderen Spezies zu foltern, gehörte nicht zu den Dingen, die er wirklich genoss.
Doch als Roags Gedanken mit seinen verschmolzen, entspannte er sich wieder. Er würde ja nicht foltern müssen. Nur töten.
11
»Kynan, bitte. Bleib bei mir im Krankenhaus. Hier bist
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