Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
du sicher.«
Kynan Morgan fiel es schwer, seiner Frau irgendetwas abzuschlagen, aber er war den größten Teil seines Lebens Soldat in der Armee und bei der Aegis gewesen, und es lag einfach nicht in seiner Natur, sich vor dem Feind zu verstecken.
Doch wie oft kam es vor, dass der Feind der Bruder deines besten Freundes war?
Er legte die Arme um Gem. Das leise Schaben ihres violetten Arztkittels an seiner Lederjacke erschien ihm tröstlich. Er liebte es, sie so zu halten, und konnte nicht fassen, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der er ein solcher Narr gewesen war, dass er nichts mit ihr hatte zu tun haben wollen.
»Mir wird nichts passieren«, murmelte er in ihr Haar. »Ich habe schon gegen Dämonen gekämpft, bevor ich unantastbar und unsterblich war.« Und bevor er erfahren hatte, dass sich in seinem Familienstammbaum ein Engel herumtrieb.
»Ist mir egal.« Bockig schüttelte sie den Kopf und trat zurück, die Hände in die Hüften gestemmt. »Du hast es aber noch nie zuvor mit einem erfahrenen Mörder zu tun gehabt.«
»Ich werde von Wächtern nur so umzingelt sein, Gem. Tayla wird während deiner gesamten Schicht bei mir sein. Deine Schwester würde niemals zulassen, dass mir etwas passiert.«
Gem zupfte an einem ihrer mit violetten Strähnen versetzten Zöpfe. »Ich weiß. Aber was, wenn – «
»Schhh.« Er legte ihr zwei Finger auf die Lippen. »Ich verspreche, dass alles gut gehen wird. Außerdem passt ja auch noch ein Engel auf mich auf.«
Sie ergriff seine Hand. »Sie sollten allesamt über dich wachen. Es ist einfach nur dämlich, dass das nicht geht.«
Das fand er allerdings auch. Reaver hatte ihnen die Lage erklärt, damals, als Serena noch die Hüterin des Amuletts, Heofon, gewesen war. Schon damals hatte Kynan diesen ganzen Quatsch von wegen »Wir dürfen uns nicht in den Willen der Menschen einmischen« für absoluten Schwachsinn gehalten. Zumindest hatte sein Primori-Status – was auch immer das zu bedeuten hatte – die Nichteinmischen-Regel ein wenig abgemildert.
Doch er verstand Gems Sorge durchaus. Die Kette um seinen Hals trug den Schlüssel zu unvorstellbarer Zerstörung, und dank der Geschehnisse des letzten Monats war das keineswegs mehr das Geheimnis, das es sein sollte. Es machte ihn zur Zielscheibe, und er konnte nicht umhin, sich zu fragen, wer gewusst haben könnte, dass Lore der einzige Nicht-Engel war, der ihn töten konnte. Nur eine Handvoll Leute war bei Kynans Wiederauferstehung anwesend gewesen, nach der ihm die Kette und der Segen der Unsterblichkeit verliehen worden waren, und er war absolut sicher, dass keiner der Seminus-Brüder irgendetwas ausgeplaudert hatte, ebenso wenig wie die anwesenden Wächter. Vermutlich. Nicht jeder in der Aegis war von der Tatsache begeistert, dass Tay und Ky immer noch Wächter waren, und sie hatten beide nach wie vor mit den negativen Auswirkungen zu kämpfen.
In Gems grünen Augen schwammen Tränen, als sie seine Hände küsste. »Sei einfach vorsichtig.«
»Aber immer doch.« Sie erwarteten ein Baby, eines, das bereits gesegnet auf die Welt kommen würde – das erste, das die Gabe der Unsterblichkeit auf diese Weise erhalten würde. Also konnte er nicht zulassen, dass Gem es allein würde aufziehen müssen. Außerdem wurde er noch gebraucht, um weitere Babys zu machen. Gem wünschte sich eine große Familie, genau wie er.
Aber damit diese große Familie eines Tages Wirklichkeit wurde, musste er mit dem fertigwerden, der sie bedrohte.
Lore.
Er fühlte sich scheußlich. Er verdankte den Seminus-Brüdern alles. Sie hatten ihm einen Job, eine Frau, ein Leben gegeben. Und er würde ihnen den Bruder nehmen, den sie nicht einmal hatten richtig kennenlernen dürfen. Tayla hatte er davon nichts erzählt, aber er hatte jedes Mitglied des Siegels gebeten, sämtliche Ressourcen auszunutzen, um den ganzen Planeten nach dem Dämon abzusuchen.
Eidolon sollte lieber beten, dass er Lore fand, ehe Kynan es tat.
»Sie ist eindeutig unsere Schwester, Shade.«
Eidolon starrte auf den DNA -Bericht, während er ins Telefon sprach. Das war verrückt. Unwirklich. Er hatte den Test extra noch einmal wiederholen lassen, um jeden Irrtum auszuschließen. So wie er ausschließen wollte, dass nicht etwa jemand an dem Bericht herumgepfuscht hatte, obwohl sein Herz bereits seit gestern Bescheid gewusst hatte.
Mit schaukelnden Füßen saß Sin auf dem Bett in einem der Krankenzimmer, während sie auf ihn wartete. Durch das Fenster betrachtet, wirkte sie
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