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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Adam hört ihn. Ich seh es in seinem Gesicht.
    Der Schrei klingt gedämpft und kommt von der Seite. Wir fassen beide gleichzeitig nach der Tür zu dem Schrank unter der Treppe. Sie hat einen kleinen runden Griff und man muss einen Knopf in der Mitte drücken. Meine Hand erreicht ihn als Erste. Der Knopf versengt meine Daumenkuppe, als ich ihn berühre. Ich reiße die Tür auf, schreie und führe den Ärmel zur Nase. Ein penetranter Gestank dringt heraus – nach Essig, Alkohol und Scheiße.
    Es ist dunkel im Schrank und es dauert eine Weile, bis sich meine Augen daran gewöhnen, dann seh ich sie. Mia: lebendig, in Rosa, wie sie sich in den Armen meiner Mum windet. Die eine Seite von Mias Gesicht ist voller Blut, doch es ist nicht ihr Blut. Mum hat eine klaffende Wunde im Schädel und Schnitte im Gesicht. Ihr Blut ist auf Mia gesickert und sie hat es nicht weggewischt, denn sie weiß nicht, dass es da ist. Mums Augen stehen offen, doch sie sieht nichts. Sie ist tot.
    Ich krieche hinein zu den beiden, überall liegt Glas – zerbrochene Flaschen samt Inhalt: Whisky, Gin, saure Gurken. Scherben schneiden wie Messer durch meine Jeans, ritzen die Haut an Knien und Schienbeinen auf. Ich beuge mich vor und nehme Mia vorsichtig aus Mums Armen.
    »Ist gut, ist gut«, sage ich kosend zu ihr. »Ich hab dich ja jetzt.«
    Ich halte sie eng an mich, nach vorn gebeugt, um ihr Gesicht zu küssen, ihre Wärme zu spüren, ihre Babyhaut zu riechen. Sie ist glühend heiß. Die Sachen, die sie anhat, sind nass, weil die Windel ausgelaufen ist, und sie riecht nach Erbrochenem und Pipi. Doch es ist ihr Erbrochenes, ihr Pipi und ich atme es dankbar ein.
    Mein kleines Mädchen.
    Mein Leben.
    Lebendig wieder in meinen Armen.

ADAM
    Sarah duckt sich in den Schrank. Ich kann nicht sehen, was passiert.
    »Ist sie da? Hast du sie?«, rufe ich. Die Dachbalken über mir sind so heiß, dass ich es selbst hier unten spüre. Ich versuche, ruhig zu bleiben, zu überlegen, meinen Gefühlen nicht nachzugeben, Verantwortung zu tragen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, aber ich habe dieses Geräusch schon einmal gehört. Mein Körper erinnert sich an diese brennende Hitze, meine Haut schreit mir entgegen: Du kennst das. Nicht noch mal! Verschwinde von hier! Mir läuft der Schweiß. Jedes Knarren, jede Bewegung über mir lässt mich zusammenzucken. Das ist das Ende. Jetzt kommt es herunter.
    »Sarah!«, rufe ich, aber die Stimme, die aus meinem Mund dringt, klingt nach panischem Schrei. »Sarah! Hast du sie? Hol sie jetzt raus!«
    Ich höre Mias Weinen. Ich ducke mich, um in den dunklen Raum zu spähen. Drei Menschen sind dort eingezwängt – Mia, Sarah und ihre Mum.
    »Verdammt!« Sarahs Mum ist tot, eine tiefe Wunde klafft über den halben Kopf.
    Sarah hat Mia genommen. Mia schreit noch, aber wenigstens ist sie am Leben.
    »Um Himmels willen, Sarah, komm jetzt da raus!«
    Ich trete zurück, um ihr Platz zu machen, damit sie raus kann, aber auf einmal hör ich über mir ein zischendes, reißendes Geräusch. Ich schaue nach oben und ein Holzbalken fällt mir aus dem Himmel entgegen.
    »Scheiße!«
    Ich werfe mich in den Schrank, stürze auf Sarahs Mum. Sie sackt zur Seite, Sarah schreit, und der Balken kracht einen halben Meter von meinem Fuß zu Boden.
    »O mein Gott! O mein Gott!« Ich drehe mich um und schaue hinter mich. Der Sparren liegt quer im Flur. Er brennt noch und schickt seine Hitze und seine Flammen in unsere Richtung. Weitere Trümmer stürzen auf ihn. Was noch nicht brennt, fängt blitzschnell Feuer.
    Sarah hört nicht mehr auf zu schreien. In dem kleinen Raum macht sie genauso viel Lärm wie Mia. Ich schaue zurück in die Flammen. Sie haben uns hier drinnen eingeschlossen. Es wird heißer und heißer, gleich wird der Türrahmen brennen und die Flammen werden zu uns hineindringen. Orange, gelb, weiß. Es ist zu grell, viel zu grell, doch ich kann nicht wegschauen. In den Flammen ist ein Gesicht.
    Junior taumelt rückwärts, hält sich den Bauch, und ich stürze, stürze, stürze. Die Flammen sind überall um mich rum. Sie schmelzen die Haut, kochen mich von außen.
    Die erste Flamme leckt um den Türrahmen. Ich rutsche von ihr weg, durch die Glasscherben, bis ich an Sarah stoße. Ihr Mund ist dicht an meinem und sie schreit immer noch.
    »Sarah«, brülle ich. »Du musst aufhören. Du machst Mia Angst.«
    Ihr Schreien verwandelt sich in Worte.
    »Das Feuer! Es ist da. Wir sind eingeschlossen.«
    »Ich weiß.«
    »Was sollen wir

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