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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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abend.“
    „Nett von dir, das zu sagen.“
    Sie stand auf, um das Kaffeetablett hinauszutragen. Da stand er an ihrer Seite, nahm sie zart bei den Schultern und drehte sie zu sich herum.
    „Siv, du…“
    Sie sah ihm in die Augen, und ihr Blick war grundehrlich.
    „Siv! Du hast so einen schönen Namen. Und so einen schönen Blick. Es gibt kein Falsch an dir, Siv.“
    Ihr Körper war biegsam wie eine Weide, wie damals, als sie zusammen getanzt hatten. Und Eivind zog sie an sich. Er spürte den Duft ihres Haares.
    Sein Gesicht näherte sich dem ihren. Sie hatte die Augen geschlossen, nun schlug sie sie plötzlich voll auf und sah in die seinen, unverwandt, forschend. Dann zog sie sich sanft aus seinen Armen.
    „Nein, Eivind, betrüge dich nicht selbst.“
    „Was meinst du, Siv?“
    „Du wolltest mich jetzt küssen, nicht wahr, Eivind? Aber wo sind deine Gedanken? Die sind nicht bei mir. Deine Gedanken sind da, wo dein Herz ist, wo sie immer gewesen sind und immer sein werden… bei Toni.“
    Eivind schwieg.
    Er biß sich auf die Lippen.
    „Stimmt es, Eivind?“
    Sivs Stimme war weich und behutsam.
    „Wo… woher weißt du das, Siv?“
    „Man hat doch seinen Instinkt und auch seine Erfahrungen, Eivind. Ich bin doch kein kleines Kind mehr, verstehst du – ich habe das schon früher erlebt – und deshalb konnte ich auch diese ganz kleine Reserviertheit bei dir bemerken. Ach, Eivind, warum sollen wir davon reden? Mein Lieber, du hast es nicht gut, und ich wünschte nur, du könntest glücklich sein. Aber dazu kann ich dir nicht verhelfen, Eivind. Ich kann dir helfen, eine einsame Abendstunde totzuschlagen, ich kann deine Musikfreuden mit dir teilen, aber… Eivind, willst du so gut sein und meinen Mantel holen?“
    Eivind blickte auf Sivs schmale Gestalt und begegnete den ruhigen, ehrlichen Augen. Er nahm ihre Hand behutsam in die seine, beugte sich darüber und küßte sie. Dann holte er ihren Mantel.
    Toni saß in der Straßenbahn, den Schoß voller Pakete. Es war Gehaltstag, und sie hatte Einkäufe gemacht – etwas an Kleidern, Toilettensachen und ein paar neue Bücher. Und gleichzeitig hatte sie ein paar Kleinigkeiten für einige ihrer Patienten besorgt. Sie freute sich darauf, am Abend ein neues Buch anzufangen, wenn sie Frieden und Ruhe auf ihrer Bude hatte. Es war so schön, zu lesen. Nicht nur, weil sie es nötig hatte, ihre Kenntnisse zu erweitern, sondern auch, weil das Lesen ihre Gedanken fesselte. Solange sie unter den Patienten war, hatte sie keine Zeit für ihre eigenen Probleme, aber sowie die Arbeitszeit vorbei war, waren sie da und überwältigten sie. Und da tauchte sie in einem Buch unter, las und las, stundenlang, las, bis sie todmüde war und in ihr Bett fiel.
    Jetzt saß sie in der Elektrischen und warf zufällig einen Blick auf die Straße. Es gab ihr einen Stich. Da war ein schmaler, dunkler Nacken, über einem grauen Mantel, ein Profil, das sie besser kannte als irgendein anderes in der Welt… und dann war die Straßenbahn vorbei. Großer Gott, wie konnte man einen solchen Schock bekommen, wie konnte man geradezu Herzklopfen bekommen, nur weil man seinen Mann einen Augenblick gesehen hatte. Seinen früheren Mann noch dazu! Dieses Glücksgefühl, dieses sinnlose Herzklopfen… ach, sie kannte es, sie hatte es schon früher erlebt. Sie konnte sich noch gut daran erinnern aus ihrer ersten Zeit mit Eivind. Es war da, wenn sie ihn treffen sollte, wenn sie im letzten Augenblick zum Treffpunkt gestürzt kam – wie hatte ihr Herz gehüpft, wenn sie die geraden, breiten Schultern sah. Vielleicht stand er mit dem Rücken zu ihr, und da weilten ihre Augen verliebt auf seinem Nacken, ach, kein Mann in der Welt hatte so einen hübschen Nacken!
    Als Toni heimkam, vergaß sie, die Bücher auszupacken. Ihre Gedanken hatten sich verirrt in die Zeit – die glückliche Zeit, ehe sie verheiratet war, und wollten nicht loslassen. Sie kroch in die Sofaecke, streckte nach alter Gewohnheit die Hand aus nach einem Buch – aber es blieb ungeöffnet an ihrer Seite liegen. Warum hatte sie wohl heute genau dasselbe erlebt, diesen Stoß von schmerzlichem Glück, als sie diesen Nacken und diese Schultern sah? Als sie mit Eivind zusammengewohnt hatte, war ihr Herz ruhig gewesen, da hatte es nicht jedesmal, wenn sie ihn sah, einen Sprung getan.
    Sie dachte an die Zeit, als sie miteinander bekannt wurden. Es war in einer Gesellschaft, und Eivind hatte sie heimbegleitet. Sie waren in der Frühlingsnacht einen langen

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