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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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hell – groß und schlank beide.
    Sie fanden ihre Plätze, wechselten ein paar geflüsterte Worte, und dann erschien der berühmte Pianist auf dem Podium.
    Er gab einen Beethovenabend.
    Er trug seinen berühmten Namen zu Recht. Die Sonaten bekamen Fülle und Wohlklang und Wärme und Leben unter seinen Händen. Als er den ersten Teil mit der Pathétique schloß, war es, als ging ein freieres Atmen durch den Saal.
    Der Herr vor Eivind bog sich zur Seite, und da fiel Eivinds Blick auf einen roten Lockenkopf, einige Reihen vor ihm. Seine Augen hingen wie festgebannt an diesen roten Locken. Es gab nur einen Menschen auf der Welt, der diesen schmalen Nacken und diese feine Kopfform hatte – jetzt drehte sie sich ein wenig – da sah er ein wohlbekanntes Profil mit Stupsnase.
    Mit wem war sie wohl zusammen?
    An ihrer einen Seite saßen zwei junge Mädchen und flüsterten. Auf der andern Seite ein älteres Ehepaar. Toni selbst saß schweigsam, mit gesenktem Kopf. Vielleicht studierte sie das Programm?
    Jedenfalls war sie allein.
    Toni allein im Konzert? Toni allein, um Beethoven anzuhören? Sie, die nie Zeit gehabt hatte, mit ihm zu gehen! Sie, die ihre Karteikarten geschrieben oder Fachliteratur gelesen hatte, während er spielte!
    Toni, kleine Toni!
    Da wandte sie sich gerade wieder um. Wie bleich sie war! Wie alt sie geworden war. Es ging ihr nicht gut. Ihr Rücken sah so schmal und einsam aus, wie sie so dasaß.
    Dann flüsterte Siv etwas, und er wandte sich ihr zu. Er wußte selbst nicht warum, aber er wollte um jeden Preis vermeiden, daß Siv auf Toni aufmerksam wurde. Eivind war nicht genügend Psychologe, um den Grund zu wissen: er wollte Toni das demütigende Mitleid Sivs ersparen.
    „Beeile dich, dann bekommen wir die erste Straßenbahn“, sagte Siv nach dem Konzert. „Bei der nächsten gibt es den wohlbekannten Run.“
    Es war eine Selbstverständlichkeit, daß sie wie gewöhnlich bei ihm zu Hause noch Kaffee tranken.
    Und dann saß Eivind in seinem bequemen Stuhl vor dem Kamin, während Siv in der Küche wirtschaftete. Bald würde sie das Tablett mit dem duftenden Kaffee bringen und das eine oder andere Leckerchen dazu. Siv sorgte immer dafür, daß die Kuchenbüchse gefüllt war.
    Toni im Konzert.
    Toni allein im Konzert.
    Bald würde Siv mit ihrer weichen süßen Stimme fragen: „Magst du diese Kuchen, Eivind?“ Und dann würde sie still sitzen und schweigen, oder sie würde von dem fabelhaften Pianisten reden – sie würde einfache und richtige und freundliche Sachen sagen, ruhig und behaglich.
    Sie würde keine brennende, eifrige Stimme haben, würde nicht von einem tragischen Menschenschicksal erzählen, würde nicht mit einem vollen Herzen das Sterbelager eines einsamen, armen Alten schildern.
    Siv war kein Mensch mit Überschuß, sie ging nicht ihren Mitmenschen auf die Nerven. Sie war gleichmäßig und ruhig und angenehm und ansprechend. Sonst nichts.
    Siv war ein stilles Gewässer, während Toni ein heftiger sprudelnder Bach gewesen war. Frühlingsfrisch und aggressiv, voll von Leben, voll von Unternehmungslust.
    Eivind stand plötzlich auf, ging zum Klavier, schlug einige Takte der Appassionata an. Da erschien Siv in der Tür, und Eivind stand auf.
    „Nein, spiele nur weiter, Eivind.“
    „Ach nein, nicht nach dieser Appassionata-Wiedergabe, wie wir sie heute abend gehört haben.“
    „Ja, du, wie der gespielt hat, Eivind!“
    „Ja, er spielte wunderbar.“
    Siv plauderte, trank Kaffee, versorgte Eivind aufmerksam. Dann erkundigte sie sich ein wenig nach seiner Arbeit in der Bank.
    Er antwortete kurz, aber freundlich.
    Dann wandte er sich ihr lächelnd zu.
    „Du bist ein süßes Mädchen, Siv. Was würde ich ohne dich getan haben?“
    „Ach du! Da würdest du eine andere gehabt haben, die dir Kaffee gemacht hätte.“
    „Und die Apfeltorte gebacken und vierhändig gespielt?“
    „Ach, ja doch. Apfeltorte und Klavierspielen ist nichts so Außergewöhnliches bei jungen Damen.“
    Sivs Stimme war gleichmütig und freundlich wie immer. Aber nun hatte sie einen kleinen Beiklang von Munterkeit. Der Schein des Kaminfeuers fiel auf ihr leuchtendes Haar und die schmalen, wohlgeformten Hände, die eben eine Tasse und die Kuchenplatte wegräumten. Und der Schein spielte auf ihrem Kleid, sie hatte ein molliges, warmes Angorakleid an, in einer flammend roten Farbe.
    Toni hatte nie ein rotes Kleid gehabt. Das konnte sie auch nicht bei ihrer Haarfarbe.
    „Du, Siv, du siehst verdammt süß aus heute

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