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Denkanstöße 2013

Denkanstöße 2013

Titel: Denkanstöße 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Nelte
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und Mitarbeitern aus deutschen Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnitten und angeliefert wird, ohne Ansicht der wirklichen Gefahr, kommentarlos mit einem Magneten angepinnt. Mit dieser Sammlung fange ich mal an. Denn dieser Querschnitt durch unsere Medienlandschaft zeigt besser als manche tiefschürfende Analyse, wie einäugig und perspektivlos, ja geradezu gemeingefährlich bei uns in Deutschland über Gefahr und Risiko berichtet wird und warum ein Professor für Statistik den wachsenden inneren Drang verspürte: Mensch, dagegen musst du doch was tun!
    Also habe ich was getan. Die folgende Liste beschränkt sich auf Meldungen der letzten vier bis fünf Jahre. Nicht ausgewertet wurde die Zeitschrift Öko-Test , das hätte den Rahmen gesprengt:
    Achtung Kokosnüsse . Jedes Jahr werden weltweit mehr als 100 Menschen durch herabfallende Kokusnüsse erschlagen.
    Die Angst vor dem Superbakterium . Forscher fürchten die Ausbreitung eines neuen Keims, gegen den Antibiotika machtlos sind.
    Bakterien aus dem Duschkopf . Bitte spritzen Sie sich das erste Wasser aus der Dusche nicht direkt ins Gesicht! Die fein zerstäubten Wassertropfen aus Duschköpfen könnten nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen Keime in die Lunge übertragen.
    Föhnen kann gefährlich sein . Weil die Haartrockner anfangen zu brennen. Oder »das Gehäuse platzte auf, oder es brachen Rotorblätter des Lüfters ab«.
    Hai tötet Touristin im Roten Meer . Eine deutsche Urlauberin hatte vor ihrem Hotel im ägyptischen Scharm el-Scheich im Meer gebadet; es war das letzte Mal.
    Killer-Asteroid 2007 VK 184 . Wissenschaftler schätzen, dass sich rund 100000 Asteroiden und Kometen in der Nähe der Erde befinden. Bei 20000 davon bestehe die Gefahr eines Einschlags auf unserem Planeten.
    Sorge um Feldhamster . Die EU-Kommission hat wegen mangelhafter Maßnahmen zum Schutz der letzten frei lebenden Feldhamster ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Frankreich eröffnet.
    Wenn Kaffeetrinken Angst und Bange macht . Manche Menschen hätten nach Meinung von Hirnforschern schon nach zwei Tassen mit bangen Gefühlen zu kämpfen.
    Diese Meldungen haben Verschiedenes gemeinsam. So hat etwa der Umfang einer solchen Meldung in der Zeitung und damit oft auch das Ausmaß der so erzeugten Aufmerksamkeit fast nichts zu tun mit dem Ausmaß der berichteten Gefahr. Der Artikel »Föhnen kann gefährlich sein« über gefährliche Haartrockner, erschienen in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, beansprucht dort 320 cm 2 Platz, das ist rund dreimal mehr als die gleichfalls oben aufgelistete und in der Tat besorgniserregende Meldung aus der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung: »EU warnt vor Infektionen im Krankenhaus«. Denn die bedrohen uns tatsächlich, und das nicht zu knapp, hier lauert eine echte, tödliche Gefahr. Allein in der EU kommen jedes Jahr rund 50000 Menschen durch Krankheiten ums Leben, die sie sich erst im Krankenhaus zugezogen haben! Nach allen Maßstäben eines Desasters ist das eine Riesenkatastrophe, die weit mehr Aufmerksamkeit verdiente, als sie derzeit, zumindest in Deutschland, auch erhält. Speziell die Zunahme von arzneimittelresistenten Erregern ist wahrhaft erschreckend, die Zahl der Todesopfer übersteigt bei Weitem alle vermeidbaren Todesfälle durch Chemie- und Umweltgifte, Lärm, Ozon und Tschernobyl.
    Aber seltsamerweise scheint sich darüber niemand ernstlich aufzuregen. Bei 50000 toten Kröten hätte man die Bilder in der »Tagesschau« gesehen.
    Auch die dpa-Meldung vom 13. Juni 2007 über Millionen von Toten jährlich durch verseuchtes Trinkwasser, obwohl pflichtgemäß in zahlreichen Zeitungen nachgedruckt, erschreckte niemanden so recht. Ist schließlich auch weit weg. Das Gleiche gilt für die Hunderttausende von Toten durch Malaria. Und noch grotesker wird dieses Missverhältnis in einer anderen dpa-Meldung vom 17. 8. 2009 zum Killer-Asteroiden VK 184. Das ist einer von rund 100000 derzeit bekannten Weltraumfelsen, die zuweilen die Umlaufbahn der Erde kreuzen und uns durchaus auch einmal treffen könnten.
    Das haben sie auch schon mehrfach getan. Sehen Sie sich doch beim nächsten Vollmond einmal die Oberfläche unseres Erdtrabanten an – so sähe heute auch die Erde aus, wären die Krater nicht durch Luft und Wasser eingeebnet worden. Und dass die Erde auch heute getroffen wird, zeigen die

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