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Denkanstöße 2013

Denkanstöße 2013

Titel: Denkanstöße 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Nelte
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Federfetisch beugte, als sie eine wichtige Lebensentscheidung zu treffen hatte.
    Eines Morgens, als ich zur Arbeit fuhr, hatte ich Zweifel, ob ich meine Pläne vorantreiben sollte, die Arbeitszeit zu reduzieren, damit ich mich auf die Selbstständigkeit in meinem gewünschten Sektor konzentrieren konnte. Einen Moment später bog ich auf den Highway ein. Plötzlich war ich von einer Wolke weißer Federn eingehüllt, die überall um mein Auto wirbelten. Ich fragte mich, ob das Auto vielleicht einen Vogel erwischt hatte, doch auf der Straße war davon nichts zu sehen. Als ich in den Rückspiegel schaute, waren die Federn verschwunden! Bei der Ankunft an meiner Arbeitsstelle fand ich an meinem Auto eine Feder von reinstem Weiß. Das habe ich als Zeichen genommen, dass ich meine Geschäftspläne vorantreiben sollte, und meine Arbeitsstunden entsprechend reduziert.
    Diese Frau mag ja ihren aktuellen Geschäftserfolg (oder möglicherweise dessen Ausbleiben) einem glücklosen Huhn verdanken, das von einem Geflügeltransport gefallen ist, aber für unsere Zwecke ist das egal. Und tatsächlich müssen wir die Glaubenssysteme des New Age nicht gutheißen, um uns selbst dabei zu ertappen, dass wir allgemein auf diese Weise denken. Auch wenn wir oft sehr wenig darauf achten, herrscht in den Nuancen unseres Alltags diese Art des Denkens vor. Das kann subtil ablaufen – man findet sich in einer Buchhandlung wieder, die Hand landet absichtslos auf dem schiefen Rücken eines alten Buches, und es scheint, als sei man selbst ausersehen , es zu lesen. Eine frustrierende Folge von Pannen, Verspätungen, verlegten Dokumenten oder im Flughafen verlorenem Gepäck könnte auch den größten Skeptiker zu der Frage verleiten, ob einem da etwas – oder vielmehr jemand – mitzuteilen versucht, dass man besser nicht in diesen Flieger steigen sollte.
    Ein Jahr nach dem tragischen Tod ihres jüngeren Bruders bei einem Verkehrsunfall vertraute mir eine sehr intelligente und klar denkende Freundin an, sie habe plötzlich angefangen, überall Frösche zu sehen. Sie meinte, sie könne einfach nicht anders, als darin eine Art Botschaft ihres Bruders zu sehen, weil er zu Lebzeiten starkes Interesse an Fröschen gehabt habe. Auch ich bin nicht abergläubisch, doch als ich einst bei einem Hauskauf als stolzer neuer Besitzer mitten im Wohnzimmer auf einen großen toten Raben stieß, kam ich für Sekundenbruchteile auf merkwürdige Gedanken. Und selbstverständlich bereichert die farbige Geschichte der Begegnungen mit meiner verstorbenen Mutter ganz einfach die Überfülle solcher Beispiele. Es kann purer Unfug sein – ausnahmslos. Doch dank unserer überaktiven Fähigkeit der Mentalisierung ist es auch absolut natürlich.

Einsichten
Aus Politik und Gesellschaft

Walter Krämer
Sind wir Deutsche eine Nation von Panikmachern?
    Â»Wir sind risikobewusst wie sonst kein Land.«
    Erwin Huber, CSU
    Â»Zwei Reiher aus Porzellan haben in einer Frankfurter Kleingartenanlage einen Vogelgrippe-Fehlalarm ausgelöst. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, hatte sich ein besorgter Bürger auf der Wache gemeldet und von einem Vogel berichtet, der in einer Parzelle regungslos und völlig steif stehe. Aus Angst, der Vogel könne möglicherweise mit der Vogelgrippe infiziert sein, ging der Mann zur Polizei, die daraufhin das Ordnungsamt um Hilfe bat.«
    Hannoversche Allgemeine Zeitung
    Die spinnen, die Deutschen. Da sterben pro Jahr jeweils mehr als 100 Menschen an Salmonellenvergiftung, Magen-Darm-Infektionen oder Trichinose, Listeriose oder Morbus Crohn, da grassieren Fisch- und Fleischvergiftungen in Werkskantinen und Altersheimen aller Art, von den mehr als 200000 vermeidbaren Todesfällen jedes Jahr durch zu viel Alkohol und Fett gar nicht zu reden. Aber Augen zu und weg und runter damit.
    Dann torkelt eine Kuh, und die Republik steht kopf.
    Seit dieser Zeit, seit der BSE-Panik der Jahrtausendwende, sammle ich am Schwarzen Brett meines Statistik-Lehrstuhls an der TU Dortmund »Die Angst der Woche«. Üblicherweise hängen dort die Ergebnisse von Klausuren, auch Konferenzankündigungen oder Themen für Abschlussarbeiten und so fort. Und seit dem Jahr 2000 auch Angstmeldungen anderer Art. Dafür ist das linke Viertel des Brettes abgeteilt, da kommt dann wahllos alles hin, was mir selbst ins Auge fällt oder von Studenten

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