Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität
dreizehnte ist.
Wie man sich mental vom Acker macht
Eine Anleitung zum Betreten von Neuland.
Es war einmal ein Bauer, der hatte einen Acker. Leider war der Boden nicht sehr fruchtbar, der Trecker war kaputt, und seit Monaten hatte es nicht mehr geregnet. Da kaufte sich der Bauer das Buch »Der kreative Bauer â Ackerwege zum Erfolg«. Weil sein Trecker kaputt war und nur noch sehr langsam fuhr, konnte der Bauer das Buch beim Treckerfahren lesen. Und so setzte er sich auf seinem Acker auf seinen Trecker â und fuhr los. Seite für Seite entdeckte er in dem Buch kreative Tipps und Tricks für seinen Ackerbau. Er war von dem Buch so gefesselt, dass er den ganzen Tag lang kein einziges Mal aufschaute. Erst am Abend brachte er den Trecker zum Stehen und legte das Buch aus der Hand. Um ihn herum aber war kein Acker mehr zu sehen. Er stand â und das wunderte ihn sehr â mitten auf einem belebten Rummelplatz vor einer Zuckerwattebude. Zuckerwatte hatte er schon als Kind gemocht. Und so wurde er Zuckerwatteverkäufer. Sein Buch »Der kreative Bauer« legte er für immer zur Seite. Es hatte nichts genützt, auÃer ihn weit über die Grenze seines Ackers fahren zu lassen.
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Sind wir nicht alle ein bisschen Bauer? Wir alle haben einen Acker, und wir alle suchen Tipps und Tricks für unseren Ackerbau. Aber unser Acker hat Grenzen. Und was wir gern übersehen, ist die Tatsache, dass wir diese Grenzen in unendlich viele Richtungen überschreiten können â und dabei unendlich viele, unendlich unterschiedliche Orte und neue Möglichkeiten entdecken können.
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Unser Wünschen und Träumen ist ein gutes Fortbewegungsmittel, schneller als jeder kaputte Trecker. Kennen Sie auch diese Menschen â meistens sind es Kinder â, die minutenlang
versonnen irgendwo hinschauen und ganz in Gedanken sind? Die machen sich mental vom Acker, die träumen! Sie sehen einen Ort weit weg, sie sehnen sich nach diesem Ort und sammeln Energie für ihren Weg dorthin. Bitte nicht stören. Wenn jemand ganz in Gedanken versunken ist, ist das ein Zeichen höchster Konzentration â auf die Zukunft.
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Ideen suchen heiÃt, sich vom Acker zu machen. Der Acker steht für alles, was wir schon kennen und wissen, was wir tagtäglich aus Gewohnheit tun. Eine Idee suchen heiÃt, einen Stein weit über die Grenze dieses Ackers zu werfen, dem Stein nachzugehen und sich das neue Fleckchen Erde aus der Nähe zu betrachten, dann den Stein aufzuheben und weiter zu werfen, immer weiter, bis er an einem Ort gelandet ist, der nur noch wenig mit dem alten, fruchtlosen Acker zu tun hat. Dafür umso mehr mit Zuckerwatte.
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Der Ideenprofi geht dabei systematisch vor. Der nimmt sich ein Dutzend Steine, marschiert einmal an der Grenze seines Ackers entlang und wirft die Steine in komplett unterschiedliche Richtungen. Dann marschiert er alle Orte ab, an denen die Steine gelandet sind. Von einem Dutzend Steine sind vielleicht zwei bis drei an Orten gelandet, an denen es schon ein wenig nach Zuckerwatte duftet. Nur von hier aus wirft er die Steine weiter, bis er am Ziel ist. Niemand auf der Welt wird die Zuckerwatte mit einem einzigen Steinwurf treffen. Denn solange ich noch auf meinem alten Acker stehe, ist der Blick auf die Zuckerwatte versperrt. Viele Bauern wissen deshalb gar nicht, dass es Zuckerwatte überhaupt gibt. Oder haben vergessen, wie sehr sie Zuckerwatte als kleine Kinder einmal geliebt haben.
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Und wenn Sie Ihren Acker überschreiten, und wenn sich Ihnen Menschen in den Weg stellen, und wenn der Weg voller Hindernisse
ist, und wenn Ihnen Zweifel kommen, ob Ihnen Kartoffeln nicht doch lieber sind als Zuckerwatte: Nehmen Sie all dies als Beweis dafür, dass Sie auf dem richtigen Weg sind. Nehmen Sie das EinreiÃen alter Muster bewusst wahr â dann werden Sie Zeuge Ihrer eigenen Veränderung.
5. KAPITEL
Rückwärtssprechen macht Sinn
Ãber den Sinn im Unsinn
Dass sinnlose Dinge keinen Sinn machen, ist ausgemachter Unsinn.
Ich liebe ihn sehr, diesen Moment, wenn ein Zuschauer nach einer Vorführung zu mir kommt und sagt: »Herr Wolff, das mit dem Rückwärtssprechen, das ist ja wirklich irre, aber macht das irgendeinen Sinn?« Am liebsten antworte ich dann: »Ja, genau den!« Dann ist kurz Ruhe. Und die Frage hängt so lange in der Luft, bis sie sich von selbst beantwortet hat: Sinn macht, wenn
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