Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität
Geschäftsführung 100 Prozent der Arbeit mit einem einzigen Totschlagargument vom Tisch fegt. Eine gute Alternative wäre, 70 Prozent der Arbeitszeit in die Ideensuche zu stecken, von allen Ideen drei möglichst unterschiedliche auszuwählen und diese in den verbleibenden 30 Prozent der Arbeitszeit nur
sehr grob auszuarbeiten. Eine noch bessere Alternative wäre, 90 Prozent der Zeit in die Ideensuche zu investieren und in der Präsentation eine Hammeridee auf den Tisch zu knallen. Hier gilt die Regel: Je hammer die Idee, umso überflüssiger die PowerPoint. Eine gute Idee erklärt sich von allein. Dieses Prinzip der »maximal langen Suche« war einer der Erfolgsprinzipien meines alten Arbeitgebers Springer & Jacoby. Es ging bei Präsentationen immer darum, eine brillante Idee kurz und knackig zu skizzieren. Es ging nie darum, eine mittelmäÃige Idee in Essig und Ãl darzustellen. Das haben andere Agenturen gemacht. Die haben allerdings auch selten Kreativpreise gewonnen.
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Was heiÃt das praktisch? Sie müssen bei jeder Ideensuche so lange es geht so viele Ideen wie möglich generieren. Sie müssen so lange unzufrieden sein mit dem, was schon auf dem Tisch liegt, bis die Deadline so nahe rückt, dass Sie die Auswahl des Favoriten um keine Sekunde mehr hinauszögern können. Erst dann dürfen Sie die Ideensuche beenden und in die Umsetzungsphase gehen.
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Wenn Sie mit Ihrem Auto auf eine unübersichtliche Kreuzung mit zahlreichen Abzweigungen zufahren, dann können Sie sich schon Hunderte Meter vor der Kreuzung in eine bestimmte Spur einordnen. Sicher ist sicher. Aber leider kann es sein, dass Sie erst kurz vor der Kreuzung alle Schilder lesen und Ihr eigentliches Ziel ins Auge fassen können. Und wenn Sie dann schon in der linken Spur stecken, dürfte es schwierig werden, nach rechts abzubiegen. Halten Sie sich lieber alle Spuren offen, so dass Sie in letzter Sekunde â dafür mit maximaler Einsicht  â das Steuer noch rumreiÃen können. Diese Strategie setzt voraus, dass Sie den flieÃenden Verkehr beobachten, offen bleiben für alle Richtungen, ab und an auch mal über durchgezogene Linien fahren und vor Antritt der Reise einen Blick auf die Ãbersichtskarte geworfen haben.
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Den richtigen Zeitpunkt für eine Entscheidung zu finden, ist eine Kunst für sich. Beim kreativen Arbeiten gilt: so spät wie möglich. Einfach deshalb, weil Ihnen jede Sekunde noch eine Idee über den Weg laufen könnte, die alle vorherigen toppt.
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Wichtig ist, nach der Entscheidung für eine Idee die Umsetzung ganz sauber von der Ideensuche zu trennen. Warum? Weil Sie sich in einen anderen Menschen verwandeln müssen! Auf Ideensuche sind Sie Querdenker und Fantast. Bei der Umsetzung aber sind Sie Perfektionist und Hardliner. Auf Ideensuche ist alles erlaubt, was zu weiteren Ideen führt. Bei der Umsetzung ist alles verboten, was von der favorisierten Idee ablenkt. Auf Ideensuche ist jede Art von Urteil oder Bewertung hinderlich für den kreativen Prozess. Für die Umsetzung ist eine Bewertung der Ideen unbedingt notwendig. Auf Ideensuche steht Ihre Tür weit offen, Sie sind dankbar für Impulse und Anregungen. Bei der Umsetzung ist Ihre Tür geschlossen, damit Sie fokussiert arbeiten können. Die Verwandlung vom Ideensucher zum Ideenumsetzer ist eine groÃe Herausforderung, auch für die Menschen in Ihrem Umfeld. Signalisieren Sie immer, in welchem Zustand Sie sich gerade befinden. Basteln Sie sich ein Türschild: »Ich suche Ideen â bitte suchen Sie mit« und ein Türschild: »Die Deadline naht â bitte bleiben Sie fern.« Vor allem aber: Machen Sie sich selbst klar, ob Sie noch suchen oder schon umsetzen. Menschen, die mitten in der Umsetzung wieder auf Suche gehen, werden nie fertig. Und Menschen, die Ideen schon umsetzen, bevor die Suche beendet ist, machen das Falsche fertig.
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Die Zeit, die zur Verfügung steht, ist wichtig. Noch wichtiger für das Ergebnis der kreativen Arbeit aber sind die Mittel, die Ihnen zur Verfügung stehen, und die Bedingungen, unter denen Sie arbeiten oder arbeiten müssen. Zu den Mitteln zähle ich Wissen, Erfahrung, Informationsquellen, Vernetzung und
Methoden. Zu den Bedingungen zähle ich Ort und Umfeld, Kultur und Kommunikation, Menschen und Emotionen. Und bei den Emotionen ganz besonders: Ihre eigene gute Laune. Die
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