Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!
10.
Das Freier-Wille-Experiment
Mit diesem Spiel habe ich schon einige Reporter bei Telefoninterviews oder im Radio live sehr verblüfft. Eine weitere Tatsache,
die für Sie arbeitet, ist das schlechte Gedächtnis vieler Menschen. Sehr viele Ihrer Mitspieler werden später erzählen, Sie
hätten vorher eine Zahl zwischen 1 und 50 aufgeschrieben.
Das Märchen von der Freiheit
Das Vakuum.
Angenommen, Sie haben einen tollen Abend mit jemandem verbracht, den Sie sehr attraktiv finden und |49| den Sie gern näher kennenlernen möchten. Der Haken: Sie haben die Telefonnummer der Person noch nicht. Was können Sie tun,
um Ihre Chancen zu erhöhen, auch tatsächlich die richtige Nummer zu bekommen?
Ganz einfach: Sie beeinflussen die betreffende Person. Das geht sehr viel leichter, als Sie denken. Besorgen Sie sich einen
Stift und einen Zettel, oder, noch besser, Sie haben alles schon parat. Den Zettel zerreißen Sie in zwei Hälften und schreiben
auf die eine Ihre eigene Nummer. Diese Hälfte behalten Sie zunächst. Halten Sie jetzt der Person die andere Hälfte des Zettels
und den Stift hin. Gehen Sie davon aus, dass Ihr Gesprächspartner zugreifen wird, denn alles andere wäre unhöflich. Fast jeder
wird Ihnen jetzt seine Telefonnummer notieren und den Zettel dann zurückreichen. Das Geheimnis liegt darin, dass Sie vorgemacht
haben, was zu tun ist. Danach haben Sie ein Vakuum erzeugt, also eine Situation, die eine Handlung erfordert. Wir mögen kein
Vakuum und versuchen es zu füllen – genau das aber machen Sie selbst nicht. Dadurch zwingen Sie Ihr Gegenüber dazu, es zu
tun. Damit steigern Sie Ihre Erfolgsaussichten enorm.
In meiner Eigenschaft als Autor und Entertainer führe ich sehr viele Interviews. Fast immer ist das ein großes Vergnügen.
Ich lerne gern neue Menschen kennen und unterhalte mich mit ihnen. Eines der schönsten Interviews für mich war für
Die Zeit
. Zu diesem Anlass hatte ich das Glück, Roger Willemsen kennenzulernen. Den mochte ich schon lange – und dann rief er bei
mir zu Hause an, um mich zu einem Treffen in München einzuladen. Das war ein tolles Erlebnis für mich. Nach zwei Stunden Gespräch
schaltete Herr Willemsen seine beiden Diktiergeräte aus (ja, wirklich zwei, denn sicher ist sicher: Dem digitalen Zeug misstraue
er, meinte er, auf analog – die gute alte Kassette – sei mehr Verlass), und wir plauderten noch über Persönliches und natürlich
Musik. Es ist eigentlich unmöglich, sich mit mir nicht |50| über Musik zu unterhalten, wenn man länger als fünf Minuten mit mir redet. Mein Techniker und ich sind beispielsweise sehr
viel und lange im Auto unterwegs und schaffen es über Wochen hinweg, über Musik zu sprechen, ohne dass uns dabei langweilig
wird. Im Rahmen dieser Unterhaltung kamen wir auf verschiedene Techniken zu sprechen, Informationen aus seinem Gesprächspartner
herauszukitzeln. Ich dachte ja schon, ich wäre nicht schlecht darin – Roger Willemsen allerdings ist ein Meister. Uns beiden
gefiel die Technik des Vakuums, wie ich sie im Beispiel mit der Telefonnummer schon beschrieben habe, sehr gut. Im Gespräch
angewandt funktioniert sie folgendermaßen: Sie stellen eine Frage und warten die Antwort ab. Wenn Ihnen diese nicht ausführlich
genug ist, schweigen Sie eisern. Ihr Gegenüber fühlt das abscheuliche Vakuum und wird sprechen, um es zu füllen. Dabei sind
die Chancen sehr hoch, dass Sie mehr Informationen bekommen, als wenn Sie einfach schnell weiterfragen. Ich freue mich bereits
darauf, diese Technik in ein paar Jahren bei meinen Kindern anzuwenden: «Na, was habt ihr gestern Abend so gemacht, dein neuer
Freund und du?»
Herdentrieb.
Viele Menschen können nicht irren – so denken wir. Bei näherer Betrachtung ist völlig klar, dass diese Aussage nicht stimmt.
Wären sonst Erfolge wie die von Modern Talking oder des Musikantenstadls möglich? Aber es gibt den Musikantenstadl – die Sendung
hat Quoten, von denen ich nur träumen kann –, und Modern Talking verkaufte weltweit Millionen Platten. Ein Phänomen. Unglaublich. Mir fällt dabei etwas ein. Ich war
1986 mit meinen Eltern in Malawi, mitten im Busch. Wir sind stundenlang mit einem Jeep durch wunderschöne menschenleere Gegenden
gefahren, um zu unserem Ziel zu kommen. Dort war praktisch nichts. Trotzdem gab es Coca-Cola, und aus dem uralten Transistorradio
quollen Modern-Talking-Songs. |51| Das war der Beweis: Auch viele
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