Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!
oben, haben den Mund dabei geschlossen, und die Antwort 56 ist
sofort da. Sie kommt aus Ihrem Bewusstsein. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf eine Sache richten, dann dringt sie automatisch
in unser Bewusstsein vor. Na, denken Sie noch an den Schlag Ihrer Augenlider? Oder ist er erst gerade bei seiner Erwähnung
wieder in Ihr Bewusstsein gesprungen? Lösen die Wörter «Klopf, klopf, klopf» immer noch die Erinnerung an Feuer in Ihnen aus?
Logisches Denken, Analysieren, Herausforderungen annehmen und Probleme lösen – das findet im Bewusstsein statt. Wenn Sie sich
also kurz vor einem wichtigen Termin Kaffee auf Ihr Hemd tropfen, dann denken Sie mit Ihrem Bewusstsein darüber nach, was
Sie tun können, damit Sie später nicht mit fleckigem Hemd dastehen. Dieser Teilbereich legt auch unsere Meinung zu oder über
etwas fest. Vergleichen wir ihn mit |117| dem Unterbewusstsein: Warum verhält sich jemand so, wie er es tut? Oder warum machen wir etwas so und nicht anders? Wie schon
gesagt: Manchmal wissen wir das selbst nicht. Warum rauchen Menschen, wenn sie sich sonst gesund ernähren? Warum essen Menschen
Currywurst mit Pommes frites und Mayonnaise, wenn sie eigentlich abnehmen wollen? Das Bewusstsein antwortet auf solche Fragen
ganz klar: Es beruhigt uns, ganz nach dem Motto: Man gönnt sich ja sonst nichts. Der wahre Grund für unsere rational nicht
nachvollziehbaren Entscheidungen liegt meistens im Unterbewusstsein irgendwo ganz tief vergraben. Ebenso wie der Glaube. Der
Wille aber hat seinen Platz im Bewusstsein. Im direkten Vergleich zeigt sich die Kräfteverteilung sehr deutlich: Wille unterliegt
Glauben – Bewusstsein unterliegt Unterbewusstsein. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Gewichtung besteht darin, dass unser Bewusstsein
der besagten 7± 2-Regel folgt, also nur eine begrenzte Kapazität hat. Unser Unterbewusstsein dagegen scheint, was seine Kapazitäten angeht, grenzenlos
zu sein! Hier ist echt Power drin.
Bei unserem Denkmodell stellen wir uns jetzt noch zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein einen kritischen Part vor: eine
Art Bodyguard oder besser noch Mindguard. Jede neue Information wird vom Bewusstsein geprüft. Ist diese Information logisch
und stimmig, dann gibt das Bewusstsein sie weiter. Der Mindguard gleicht jetzt diese neue Information mit allem ab, was im
Unterbewusstsein gespeichert worden ist. Stimmen die Informationen zwischen kritischem Teil und Unterbewusstsein überein,
dann passieren sie den kritischen Part und dürfen ins Unterbewusstsein. Wenn die Informationen nicht übereinstimmen, dann
werden sie abgewiesen. Auf diese Art und Weise manifestieren sich unsere Gewohnheiten und Glaubenssätze. Deshalb finden wir
in unserer Umwelt für jede unserer unbewussten Annahmen Beweise.
Welche Antworten hat aber die aktuelle Gehirnforschung |118| auf diese Fragen? Das folgende Kapitel «Das Gehirn – alte Mythen und neue Fakten» geht dem komplexen Zusammenhang nach.
i Das Gehirn – alte Mythen und neue Fakten
Sind wir unseres Glückes Schmied oder dem Schicksal ausgeliefert? Gehen wir als Herr über unser Denken und Handeln durchs
Leben, oder dirigiert uns die Chemie in unserem Kopf? Bei Erklärungsversuchen, die sich mit der Funktionsweise des Gehirns
beschäftigen, ergibt sich das Problem, dass der Untersuchungsgegenstand über sich selbst referiert. Wahrscheinlich haben sich
daher im Laufe der Zeit einige Irrtümer über die Schaltzentrale in unserem Kopf eingeschlichen, die wir nach dem heutigen
Stand der Forschung korrigieren können. Ob wir wirklich richtigliegen, können wir aber wohl nie mit letzter Sicherheit sagen …
Albert Einstein soll gesagt haben, dass der durchschnittlich intelligente Mensch nur zehn Prozent seiner geistigen Kapazität
nutzt. Nur zehn Prozent! Diese Aussage ist nicht belegt, sicher scheint jedoch zu sein, dass das Genie trotzdem nicht der
Auffassung war, 90 Prozent der menschlichen Hirnmasse lägen nur nutzlos herum. Soweit die Wissenschaft heute beurteilen kann, sind alle gesunden
Nervenzellen in irgendeiner Weise an Prozessen im Gehirn beteiligt. Dabei können wir von Glück reden, dass zu keiner Zeit
alle Gehirnzellen gleichzeitig feuern, denn eine solche Überaktivität käme einem epileptischen Anfall gleich. Detlef Linke,
Hirnforscher an der Universität Bonn, weist außerdem darauf hin, dass mehr Hirnaktivität nicht zwangsläufig auf erhöhte Intelligenz
beziehungsweise
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