Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten
seine Hosentasche stecken. Dann bitten Sie Ihr Gegenüber, sein Pendel locker vor dem Körper
zu halten. Sagen Sie ihm, dass er von nun an nicht mehr mit Ihnen sprechen, sondern seine Antwort nur denken soll.
Fragen Sie: «Hast du die Zahl eins auf den Zettel geschrieben?» Warten Sie ab, bis das Pendel sich ausreichend bewegt. Beschreibt
es eine Linie, so lautet die Antwort: «Nein.»
Als Nächstes prüfen Sie: «Hast du die Zahl zwei auf den Zettel geschrieben?», usw.
|63| Lassen Sie Ihrem Mitspieler Zeit, sich auf die Antwort und die damit verbundene Bewegung zu konzentrieren. Falls Ihr Gegenüber
versucht, bewusst Kontrolle auf das Pendel auszuüben, können Sie in den meisten Fällen trotzdem erkennen, an welche Zahl er
denkt, weil das Pendel kurz vor der Bewegung von rechts nach links aus der Bahn ausbricht und stockt. Es ist nur ein kurzer
Moment, aber er ist oft sehr gut zu erkennen. Wenn Sie aber den Zuschauer wie oben beschrieben auswählen, ist die Chance danebenzugreifen
sehr gering.
Das Pendel macht die Gedanken sichtbar. Ich habe bei diesen Spielen schon sehr heftige Reaktionen erlebt, immerhin lesen Sie
jetzt die Gedanken Ihres Gegenübers. Die stärksten Reaktionen kommen meistens von der Versuchsperson selbst, denn sie bewegt
das Pendel tatsächlich unbewusst und hat keine Ahnung davon.
WELCHER-GEGENSTAND-IST-GEMEINT?-EXPERIMENT
Legen Sie sieben bis zehn Gegenstände in einer Reihe auf einem Tisch aus. Ihr Gegenüber soll an einen dieser Gegenstände denken.
Jetzt soll er das Pendel langsam über jeden Gegenstand halten. Bei seinem Objekt soll er Ja denken, bei allen anderen Nein.
Über seinem ausgewählten Objekt bewegt sich das Pendel im Kreis.
Auch folgendes Experiment, das bereits Bestandteil meines Bühnenrepertoires war, zeigt, wie ein Pendel Gedanken sichtbar machen
kann.
|64| DAS AUSGEWÄHLTE-SPIELKARTE-EXPERIMENT
Ein Zuschauer wird gebeten, an eine Spielkarte zu denken. Nehmen wir an, er denkt an die «Herz 5» – was Sie aber natürlich
noch nicht wissen.
Jetzt bekommt er ein Pendel, und Sie fragen ihn: «War Ihre Karte eine rote Karte, also Herz oder Karo?» Das Pendel wird kreisrund
ausschlagen. Die gedachte Antwort lautet also: «Ja.»
Als Nächstes fragen Sie: «War Ihre Karte eine Karokarte?» Diesmal schlägt das Pendel in einer geraden Linie aus. Sie wissen
also, dass es sich um eine Herzkarte handeln muss.
Fragen Sie nun, ob es sich um eine Bildkarte, also Bube, Dame, König oder Ass, handelt. (Das Ass gilt nicht wirklich als Bildkarte,
aber so geht der Versuch schneller.) Falls nicht, fahren Sie fort wie beim Lügen-haben-kurze-Beine-Experiment – auf der Seite
62 – beschrieben. Falls das Pendel einen Kreis beschreibt, zählen Sie jede Bildkarte nacheinander auf, fragen, ob das die
gedachte Karte ist, und beobachten die Bewegung ganz genau.
i Neues aus der Gedankenwelt
Menschen treffen jeden Tag Entscheidungen – wichtige und unwichtige. Sicher werden sie dabei nicht ausschließlich von ihrer
Ratio, ihrem Verstand, gelenkt. Man kann sogar weitergehen und behaupten: Emotionen, soziale Faktoren und Erfahrungswerte
spielen die entscheidende Rolle, geben letztendlich den Ausschlag. Aber sicherlich sind beide Bereiche aufs tiefste miteinander
verzahnt. Die Vor- und Nachteile wägt der Mensch individuell ab – je nach Persönlichkeit.
Dem Grund, warum eine Entscheidung so oder so getroffen wird, ist also nicht ganz einfach auf die Spur zu kommen. Aber woraus
ist der Stoff, aus dem Entscheidungen sind? Seit mehr |65| als fünfzig Jahren gehen Neurowissenschaftler diesem Phänomen systematisch nach – mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen.
In Experimenten ist es ihnen beispielsweise gelungen, schon zehn Sekunden vor dem Ergebnis zu erkennen, ob ein Patient eine
Entscheidung von großer oder kleiner Tragweite treffen und in welche Richtung sein Denken gehen wird. Erstaunlich! Hier eine
Übersicht über einige Ergebnisse.
i Halbvoll ist mehr als halbleer
Auf die Perspektive kommt es an. Die These: Zwei unterschiedliche Darstellungen ein und desselben Sachverhalts führen zu unterschiedlichen
Entscheidungen. Dass der Mensch sich dabei nicht fortwährend seiner Rationalität bedient und mitunter zu unlogischen Verhaltensmustern
neigt, begründeten die Psychologen Amos Tversky und Daniel Kahneman, der 2002 den weltweit wichtigsten Preis im Bereich Wirtschaftswissenschaften
erhielt. Ihr Versuch, die sogenannte
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