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Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten

Titel: Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Spitzbart , Thorsten Havener
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Kurze Zeit später lernte ich einen meiner ersten Mentoren kennen: Eberhard Riese, in Fachkreisen besser bekannt
     als Ebs. Er nahm mich unter seine Fittiche und zeigte mir, wie ich meine Effekte besser ausarbeiten und vorführen konnte.
     Hierzu sahen wir uns unter anderem Videos von großen Meistern an. Und da geschah es: In einem der Filme sah ich den Mann,
     der mich in meiner Kindheit mit dem schwebenden roten Ferrari so fasziniert hatte. Ich erinnerte mich sofort daran und war
     genauso begeistert wie in den Jahren davor! Dass mir der Effekt gut gefalle, meinte Ebs, könne er gut verstehen. Der Mann
     sei David Copperfield und derzeit einer der besten Zauberkünstler der Welt.
    Im Frühjahr 1992 war ich noch immer Schüler, aber nach wie vor infiziert von der Zauberkunst. Mein größtes Idol war zu dieser
     Zeit noch immer David Copperfield. Fielen in der Generation meiner Eltern die Menschen reihenweise bei der bloßen Erwähnung
     des Namens der Beatles in Ohnmacht, so war bei mir die Vorstellung, eine Copperfield-Show live zu erleben, schon Auslöser
     für einen regelrechten Hype. Und |139| ich hatte inzwischen schon durch zahlreiche Auftritte genug Geld verdient, um mir meinen damaligen Traum zu verwirklichen:
     Ich flog nach Las Vegas. Obwohl ich damals erst 19   Jahre alt war, war ich davon überzeugt, dass die Reise problemlos allein zu machen wäre und ohne Schwierigkeiten verlaufen
     würde. Das war insofern naiv, als man in den USA erst mit 21   Jahren volljährig wird und mit 19 nichts, aber auch gar nichts allein unternehmen kann. Ich hatte zwar irgendwie davon gehört,
     aber egal – schließlich hatte ich mich schon mit 14 als Frau verkleidet, um die Show von Siegfried und Roy sehen zu können.
     An Tricks und Phantasie mangelte es also nicht. Das Ziel der Reise war ja auch nur, David Copperfield persönlich kennenzulernen.
     Als ich das meinen Freunden erzählte, verdrehten die nur die Augen und lächelten mitleidig. Ganz nach dem Motto: «Schon klar,
     der wartet in Las Vegas auch nur auf einen Amateur aus dem Saarland   …» Alle redeten so, bis auf meine Eltern – die ermunterten mich, es zu versuchen.
    Ich kann mich noch gut erinnern, wie mich mein Vater in Frankfurt am Flugsteig ablieferte, in den Arm nahm und mir viel Spaß
     wünschte. Von nun an war ich auf mich allein gestellt. Schon ein mulmiges Gefühl, um die halbe Welt zu fliegen, um zehn Tage
     allein in einer Stadt zu verbringen, in der man niemanden kennt. In Las Vegas angekommen, ging ich sofort zum Ticketschalter
     im Hotel Caesars Palace. Dort nannte ich brav meine Reservierungsnummer. Der Dame, die sie entgegennahm, berichtete ich, ich
     sei freiberuflicher Reporter für eine deutsche Zeitschrift für Zauberer. Diese sei überaus interessiert an einem Interview
     mit Herrn Copperfield. Ob denn die Möglichkeit bestehe, ihn nach einer der Shows persönlich zu sprechen.
    Wortlos notierte die Verkäuferin eine Nummer auf einem Zettel. Diesen gab sie mir und machte mich auf eines der vielen Haustelefone
     in der Nähe aufmerksam. Ich solle einfach diese |140| Nummer wählen, dort würde man mir weiterhelfen. Nun sah ich die Geräte auch, sie hingen in den Casinos überall an den Wänden.
     Ich ging also zu einem dieser Apparate und wählte die Zahlen. Es nahm jemand ab, und eine Männerstimme ertönte. Ich sei selbst
     Zauberer, aber auch Reporter für eine deutsche Fachzeitschrift, außerdem ein guter Bekannter von Eberhard Riese, hörte ich
     mich sagen. Ich sei für zehn Tage in Las Vegas und werde heute Abend die Show von Mr.   Copperfield besuchen. Ob es möglich sei, mit ihm zu sprechen. Ich sprach diese Sätze fehlerfrei, mit wenig Akzent und sehr
     flüssig – ich hatte sie vorab mit meinem Englischlehrer geübt. Die Antwort des Mannes am anderen Ende des Apparats überraschte
     mich sehr: «Well, Thorsten, that’s me.» Ich sprach bereits mit ihm! Er kaute übrigens Kaugummi. David himself, das war natürlich
     der Hammer. Ob ich schon Karten für die Show habe, fragte er. Als ich bejahte, meinte er: Das sei aber schade, er hätte mich
     sonst gern dazu eingeladen. Aber egal, Hauptsache, er wollte mit mir reden.
    Und tatsächlich: Nach der Show wurde ich am Bühneneingang von einem seiner Bodyguards in Empfang genommen, durfte sogar mit
     hinter die Kulissen und mir einige Requisiten anschauen. Noch am selben Abend traf ich David Copperfield persönlich. Mein
     Interview konnte ich problemlos führen, und es

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