Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten
werden können. An jeder Reaktion sind verschiedene Bereiche
beteiligt. Dennoch hält sich hartnäckig die Vorstellung, dass allein das limbische System an der Entstehung von Gefühlen beteiligt
sei. Helmut Wicht, Biologe und Privatdozent für Anatomie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, sagt
dazu: «Es gibt keine Hirnregion, die nicht über die ein oder andere Schaltstelle mit dem limbischen System verbunden ist;
damit ist das gesamte |136| Gehirn mehr oder weniger limbisch.» Anatomisch umfasst das limbische System neben der Amygdala den Hypothalamus (Nuclei anterioventrales),
Hippocampus, Fornix, Corpus mamillare und den Gyrus cinguli. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass bislang in der Wissenschaft
keine letzte Einigkeit darüber besteht, welche Hirnregionen zum limbischen System gehören und welche nicht. Fest steht mehr
oder weniger, dass das Zusammenspiel dieser Areale (mit weiteren Hirnbereichen) mit dem Entstehen und der Kontrolle von körperlichen
Bedürfnissen (Schlafen, Essen usw.), Affekten (Wut, Aggression usw.) und Gefühlen (Freude, Furcht usw.) zu tun hat. Das limbische
System arbeitet weitgehend, ohne dass es uns bewusst wird, übt aber gleichzeitig einen starken Einfluss auf unser Bewusstsein
aus. So ist kein Gedanke, keine Entscheidung rein rational, selbst wenn es uns so erscheinen mag.
Nach neuesten Erkenntnissen gibt es also kein Gefühlszentrum irgendwo in unserem Kopf; vielmehr werden unsere Gefühle durch
die Aktivität weitverzweigter Nervenzellnetze hervorgerufen. Es scheint so, als stehe jedes Gefühl mit einer speziellen Hirnaktivität
sowie einer ebenso speziellen Hormonausschüttung in Verbindung. Dieser Vorgang ist allerdings so komplex, dass es Forschern
noch nicht möglich ist, ein Gefühl einer Hirnaktivität oder einem Hormon zuzuorden. Fest steht dagegen: Das, was uns als Persönlichkeit
ausmacht, hängt nicht nur davon ab, was wir denken, sondern ganz entscheidend auch davon, was wir fühlen. Der Psychologe Richard
Davidson meint, dass jeder Mensch einen ganz individuellen «affektiven Stil» habe, der sich wie ein emotionaler Fingerabdruck
in seinem Gehirn widerspiegele.
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|137| Kapitel 2
UNSERE GEDANKEN SIND FREI
Als ich vier oder fünf Jahre alt war, sah ich bei meinen Großeltern im Fernsehen, wie ein Mann einen roten Ferrari schweben
ließ. Einfach so. Federleicht. Nachdem er das Auto mit einem großen Tuch bedeckt hatte, erhob es sich wie von Zauberhand einige
Meter in die Luft. Der Magier stellte sich unter das schwebende Fahrzeug, klatschte in die Hände und zog an dem großen Tuch.
Die Konturen des Wagens verschmolzen, und das Auto war verschwunden. Das saß und beeindruckte mich über alle Maßen. Es folgte
eine Stunde intensiver Zauberei, wie sie besser nicht hätte sein können. So etwas wollte ich auch machen. Eine Woche später,
das hatte die Moderatorin gesagt, würde eine weitere Sendung mit diesem Zauberer ausgestrahlt werden. Ich hatte bis dahin
kein anderes Thema. Ich musste auch diese Sendung sehen. Darin ließ der Mann ein Düsenflugzeug auf einer Startbahn verschwinden
– umringt von Zuschauern. Und damit nicht genug. Auch in dieser Sendung zeigte er noch mehr Zaubertricks, die unglaublich
waren. Später folgten noch zwei weitere Shows, und keine davon verpasste ich. Ich war wie gebannt.
Damals hatten wir natürlich keinen Videorekorder – wir wussten noch nicht mal, was das ist. Wenn eine Sendung also zu Ende
war, dann war’s das erst mal für lange Zeit. Es gab keine Möglichkeit, sich das noch einmal anzuschauen. Mir wurde aber auch
so immer sicherer klar: Ich will auch einmal auf einer Bühne stehen und Menschen faszinieren. Offensichtlich war |138| dieser Gedanke schon sehr früh in mir entstanden, denn ich kann mich nicht erinnern, jemals ernsthaft etwas anderes geplant
zu haben. Dennoch konnte ich fürs Erste die Sendungen und auch den Zauberer langsam aus meinem Gedächtnis ausblenden. So meinte
ich jedenfalls. Für ein kleines Kind nichts weiter Ungewöhnliches, immerhin ist die Welt groß und interessant, und es gibt
sehr viel zu entdecken. Die Saat für die Zauberkunst war gesät, lag aber noch ungefähr sieben bis acht Jahre in meinem Unterbewusstsein
begraben.
Weg mit den Überzeugungen
Erst im April 1986 begann ich, mich intensiv mit der Zauberkunst zu befassen. Genau gesagt ist das untertrieben – ich war
davon besessen.
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