Operation Zombie
Einleitung
Man erfand Namen wie »Die Krise«, »Die dunklen Jahre«, »Die wandelnde Pest«, aber auch »schicke« Bezeichnungen wie »Z-Weltkrieg« oder »Erster Z-Weltkrieg« dafür. Mir persönlich missfällt letzterer Ausdruck, da er zwangsläufig von einem »Zweiten Z-Weltkrieg« ausgeht. Für mich wird er stets der »Zombie-Krieg« bleiben, und auch wenn viele Leute Einwände gegen die wissenschaftliche Genauigkeit des Wortes Zombie vorbringen werden, dürfte es ihnen schwerfallen, einen Ausdruck für die Kreaturen zu finden, die fast unsere Ausrottung bewerkstelligt hätten, der weltweit mehr akzeptiert würde. Zombie ist und bleibt ein verheerendes Wort, das wie kein anderes die Macht besitzt, so viele Erinnerungen und Emotionen heraufzubeschwören; ebendiese Erinnerungen und Emotionen sind Gegenstand dieses Buches. Diese Aufzeichnung des größten Konflikts der Menschheitsgeschichte verdankt seine Entstehung dem wesentlich bescheideneren, wesentlich persönlicheren Konflikt zwischen mir und der Vorsitzenden der Kriegsarchivierungskommission der Vereinten Nationen. Es wäre sicher nicht übertrieben, meine anfängliche Arbeit für die Kommission schlichtweg als Liebesdienst zu bezeichnen. Mein Reisestipendium, mein Zutritt zu Hochsicherheitsbereichen, die Batterie an Übersetzern, menschlichen wie elektronischen, und mein kleiner, aber fast unbezahlbarer stimmaktivierter »Spracherkenner« (das größte Geschenk für den langsamsten Tippenden der Welt), das alles belegt, welcher Respekt und hoher Stellenwert meiner Arbeit an diesem Projekt beigemessen wurde. Es versteht sich daher von selbst, was für ein Schock es für mich war, als ich feststellen musste, dass die veröffentlichte Fassung meines Werks um fast die Hälfte gekürzt worden war. »Es war alles zu persönlich gefärbt«, sagte die Vorsitzende im Laufe einer unserer zahlreichen »angeregten« Diskussionen. »Zu viele Meinungen, zu viele Gefühle. Darum geht es in diesem Bericht nicht. Wir brauchen glasklare Fakten und Zahlen, die nicht durch den menschlichen Faktor getrübt werden.« Sie hatte natürlich Recht. Der offizielle Bericht stellte eine Mischung kalter, nüchterner Daten dar, einen objektiven »Abriss der Ereignisse«, der es zukünftigen Generationen ermöglichen sollte, die Ereignisse dieses apokalyptischen Jahrzehnts zu studieren, ohne sich von dem »menschlichen Faktor« beeinflussen zu lassen. Aber ist es nicht gerade dieser menschliche Faktor, der uns so innig mit unserer Vergangenheit verbindet? Könnte zukünftigen Generationen genauso viel an chronologischen Tabellen und Statistiken der Opfer liegen wie an persönlichen Schilderungen von Individuen, die sich gar nicht so sehr von ihnen selbst unterscheiden? Wenn wir den menschlichen Faktor unberücksichtigt lassen, könnten wir uns damit der Geschichte nicht so nüchtern und trocken annähern, dass wir, was der Himmel verhüten möge, eines Tages dazu verdammt wären, sie zu wiederholen? Und macht letztendlich der menschliche Faktor nicht genau den Unterschied zwischen uns und dem Feind aus, den wir inzwischen als »die lebenden Toten« bezeichnen? Dieses Argument setzte ich, möglicherweise nicht ganz so professionell, wie es angemessen gewesen wäre, meiner »Chefin« vor, die meinen abschließenden Aufschrei - »Wir können diese Überlieferungen nicht sterben lassen« - wie aus der Pistole geschossen beantwortete: »Dann lassen Sie sie nicht sterben. Schreiben Sie ein Buch. Sie haben immer noch Ihre gesammelten Notizen und das verbriefte Recht, sie zu benutzen. Wer könnte Sie daran hindern, diese Geschichten in Ihrem eigenen [Schimpfwort gelöscht] Buch lebendig zu erhalten?« Zweifellos werden es viele Kritiker verurteilen, so kurz nach dem Ende der weltweiten Kampfhandlungen ein Buch mit persönlichen Reminiszenzen zu veröffentlichen. Schließlich sind erst zwölf Jahre vergangen, seit in den Vereinigten Staaten offiziell der Sieg verkündet wurde, und weniger als ein Jahrzehnt, seit die letzte Großmacht mit dem »Siegestag in China« ihre Erlösung feierte.Bedenkt man, dass die meisten Menschen den chinesischen Siegestag als das offizielle Ende des Krieges betrachten, scheint es ganz ausgeschlossen, objektiv darüber zu berichten, da doch, mit den Worten eines Kollegen von der UN, »der Frieden gerade einmal so lange dauert wie der Krieg«. Das ist ein stichhaltiges Argument, das man freilich nicht unkommentiert stehen lassen sollte. Im Falle dieser
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