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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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Bahnhof führen. Was blieb ihr auch anderes übrig?
    »Na gut«, sagte sie. »Aber den Zug … den möchte ich auf jeden Fall kriegen!«
    »Und wohin jetzt?«, fragte Mark, als sie auf die dunkle Straße traten. Ein Stück entfernt sah man die Lichter der Hauptstraße. »Geht hier überhaupt irgendwas?«
    Vor ihrer Zeit in Cimmeria war Mark Allies engster Freund gewesen. Sie waren ein paar Mal von der Polizei festgenommen worden, weil sie ihre Tags an irgendwelche Schulwände oder Brücken gesprüht hatten. Er hatte ihr eine Seite von London gezeigt, die Mädchen wie sie eher selten zu sehen bekamen – eine Welt voller Rebellion und Anarchie.
    Was sie verbunden hatte, war vor allem ihre Wut.
    »Keine Ahnung«, musste sie zugeben. »Ich war hier immer nur im Krankenhaus.«
    Mark zog die Brauen hoch, sodass sein Piercing glitzerte. »Na, dann los«, sagte er und zerrte sie Richtung Hauptstraße. »Komm, wir schauen, wo’s hier Alk gibt. Und dann suchen wir uns irgendwo ein Plätzchen, wo du mir deine ganzen Sorgen erzählen kannst. Interessiert mich echt, wie du zu diesen Kampfnarben gekommen bist.«
    Allie nickte und folgte ihm die Straße entlang. »Guti.«
    »Guti?«, fragte Mark und äffte ungläubig ihren Akzent nach.
    »Ach, halt die Klappe«, erwiderte Allie lachend und verpasste ihm einen Schubser. Sie hatte nicht gemerkt, wie stark sich ihr Akzent verändert hatte, seit sie auf diese Schule ging. Von da an gab sie sich Mühe, weniger schickimicki zu klingen.
    An der Hauptstraße reihte sich eine teure Boutique an die nächste. Mark quittierte die Seiden- und Kaschmir-Stapel in den Auslagen mit giftigen Blicken und murmelte etwas von »Wichtigtuern«. Doch dann fanden sie in einer Nebenstraße einen Getränkeladen.
    »Ich geh mal rein und schau, was die so haben«, sagte Mark und musterte dabei Allies entschieden minderjährige Gesichtszüge. »Bleib du mal lieber hier. Wenn wir da beide reinlatschen, werden die bloß misstrauisch.«
    Also wartete Allie draußen und vertrat sich die Füße, bis Mark ein paar Minuten später mit einer Plastiktüte auftauchte. Sie konnte die Dosen klackern hören.
    »Okay«, sagte er. »Jetzt brauchen wir nur noch ’n Ort, wo wir hinkönnen.«
    Beinahe zehn Minuten lang trotteten sie die stille Straße auf und ab, auf der Suche nach einem Ort, wo sie in Ruhe etwas trinken konnten. Bis Allie einen engen Pflasterweg entdeckte, der zu einer abgelegenen Kirche mit zinnenbewehrtem Glockenturm führte.
    Das historische Gemäuer wurde von Scheinwerfern angestrahlt, doch der sie umgebende Friedhof lag völlig im Dunkeln. Mark und Allie ließen sich auf einer feuchten Holzbank nieder, die sich unter den ausladenden Ästen einer Eiche versteckte.
    Mark holte zwei Dosen billigen Ciders aus der Tüte und reichte Allie eine davon. Mit einem Knacken öffnete er seine Dose, nahm einen tiefen Schluck und stieß einen wohligen Seufzer aus. »Schon besser.«
    Allie tat es ihm nach. Der bitzelige Alkohol mit Apfelgeschmack ging runter wie nichts und wärmte tatsächlich von innen.
    Nachdem sie eine Weile getrunken hatten, wandte sich Mark ihr zu und fragte: »Also. Wie ist das jetzt passiert mit deinem Kopf?«
    Woher sollte er wissen, was für eine gewaltige Frage er da stellte? Und wie lang die Antwort sein würde.
    Sie nahm einen großen Schluck und ließ das Feuer des Alkohols durch ihre Adern lodern.
    »Es gibt da so eine Gruppe in der Schule«, sagte Allie. »Ich bin da auch mit drin. Alles streng geheim. Wir trainieren da lauter so abgefahrenen Kram.«
    »Was für ’n abgefahrener Kram?« Mark zerdrückte die leere Dose und warf sie ins Gras.
    Allie zuckte zusammen, aber dann dachte sie:
So ist er eben.
    Sie brauchte Zeit, um nachzudenken. Also kippte sie sich erst einmal den Rest der Dose hinter die Binde und rülpste dann laut.
    »Alter Schwede, der war gut«, kommentierte Mark anerkennend und schickte sich an, die nächste Dose zu öffnen.
    »Danke sehr«, sagte Allie etwas förmlich und fuhr fort: »Na ja, Selbstverteidigung, Kampfsport und so Sachen. Und wie man Menschen mit bloßen Händen umbringt.«
    Die Dose noch ungeöffnet in der Hand, hielt Mark inne und starrte sie an. »Jetzt im Ernst?«
    »Im Ernst.« Sie schob die leere Dose neben sich auf die Bank und streckte die Hand aus, um eine neue in Empfang zu nehmen. Mit einem erstaunten Stirnrunzeln reichte er ihr eine. »In der Gruppe sind nur so Kinder aus superreichen, mächtigen Familien. Und es gibt eben so ’nen Typen,

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