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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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vielleicht sogar ein wenig ängstlich. »Ich mein … Wie krass ist das denn?«
    »Aber es hat nichts gebracht, verstehst du das nicht?« Sie sah ihn aufmerksam an. »Ich bin verletzt worden, als ich versucht hab, Jo zu helfen, aber es hat nichts gebracht, weil er sie trotzdem getötet hat. Er hat sie
ermordet,
und ich hab sie geliebt, und jetzt ist sie tot, und es ist alles meine Schuld, und jetzt kann ich nicht mehr dorthin zurück, weil irgendwer ihm geholfen haben muss.« Sie brach unvermittelt ab. »Meine Schuld«, wiederholte sie und befand, dass es stimmte. »Meine Schuld. Alles meine Schuld.«
    Eine eiskalte Träne rollte ihr die Wange hinunter. Ungeduldig wischte sie sie weg. Es gab so vieles, was sie ihm erzählen wollte, aber nicht konnte. Sie hätte ihm gern erzählt, wie die Night School sie dazu verleitet hatte, Risiken einzugehen. Sie dazu brachte, ihr Leben zu riskieren und das anderer Menschen. Wie die Night School sie dumm und arrogant gemacht hatte. Wie dadurch eine Mauer zwischen ihrem Leben und dem von Jo entstanden war, sodass Jo ihr irgendwann nichts mehr erzählte. Zum Beispiel, dass Gabe Jo schrieb und sie sehen wollte. Weshalb Allie keine Chance hatte, sie davon abzuhalten, ihn an jenem Abend zu treffen. An jenem Abend, als er sie ermorden sollte. Das alles konnte man einem Außenstehenden einfach nicht erklären. Und außerdem gab es noch etwas, das er begreifen musste.
    »Ich musste einfach raus aus dieser Schule, weil sie nichts unternommen haben – deshalb hab ich dich angerufen. Einer von denen muss Gabe geholfen haben. Einer hat das Tor aufgemacht, verstehst du? Einer von drinnen. Aber jedes Mal, wenn ich davon anfange, labern sie nur irgendwas von wegen, dass ich lernen müsste, mit dem, was passiert ist, ›umzugehen‹.« Sie machte mit den Fingern sarkastisch Gänsefüßchen in die Luft, um zu illustrieren, was sie von der Sache hielt. »Sie haben gesagt, ich soll die Sache ihnen überlassen. Und das hab ich dann. Aber sie haben nichts gemacht.«
    Sie setzte die Cider-Dose an die Lippen und nahm einen langen Schluck. Dann sah sie Mark entschlossen in die Augen. »Und darum muss ich die Sache eben selber in die Hand nehmen. Jo zuliebe. Ich muss Gabe finden und die, die ihm geholfen haben. Und ich muss sie bestrafen.«
     
    Sie saßen noch Stunden auf der Bank und redeten, bis ihnen der Cider ausging. Allie war gerade dabei zu erklären, wie sie es geschafft hatte, aus der Schule abzuhauen, als Mark auf seine Uhr schaute und fluchte.
    »Was ist denn?«, fragte Allie und schielte ihn betrunken an.
    »Der Zug.« Er zerrte sein Handy aus der Jackentasche. »Wir haben den Scheißzug verpasst.«
    »Ach du Scheiße.« Allie hatte inzwischen zu viel Cider intus, um noch eine große Hilfe zu sein, aber sie bemühte sich, konzentriert zu wirken, als Mark irgendetwas in sein Handy tippte. »Wann geht denn der nächste?«
    Mark starrte sekundenlang auf das Display. Dann fluchte er erneut, diesmal noch heftiger.
    »Morgen«, sagte er verärgert. »Das war die letzte halbwegs vernünftige Verbindung heute Nacht.«
    Allie starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Morgen? Was sollen wir denn jetzt machen?« Ihr Kopf begann zu pochen. Ohne den Cider-Nachschub, der sie wie ein schützender Schild immer wieder von Neuem gewärmt hatte, merkte sie, wie sehr sie fror. Mittlerweile war die Kälte durch sämtliche Schichten ihrer Kleidung gedrungen, bis zu den Knochen.
    »Fährt denn noch ein Bus?«
    Mark tippte noch mal etwas in sein Handy und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Um die Zeit fahren keine Busse mehr.« Er stopfte das Handy mit einer heftigen Geste in seine Tasche zurück, so als hätte es ihn im Stich gelassen. »Scheiß-Provinzkaff. Wir hängen hier fest.«
    »Aber …« Allie sah auf die Grabsteine ringsum, und ihr wurde schlagartig klar, dass sie von lauter Toten umgeben war. »Wir können hier doch nicht die ganze Nacht bleiben.«
    Mark erhob sich etwas steif. Die letzte Dose fiel ihm aus dem Schoß und landete mit einem dumpfen Scheppern auf dem Boden.
    »Der erste Zug geht erst um halb sieben. Den nehmen wir. Lass uns schauen, ob wir was finden, wo wir uns ein paar Stunden hinhauen können.«
    Leider war das leichter gesagt, als getan. Sie hatten kein Geld für ein Zimmer. Und nachdem sie zwanzig Minuten vergeblich nach einer ungesicherten Tür oder einem leer stehenden Gebäude gesucht hatten, kehrten sie zunehmend frustriert zum Friedhof zurück.
    Allies Kopfschmerzen waren inzwischen

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