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Depeche Mode

Depeche Mode

Titel: Depeche Mode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serhij Zhadan
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Sonnenblumenkernen, Kippen und Lotterielose. Er kriecht zum Durchgang, kommt auf die Beine und bewegt sich zögernd aufwärts, bis zur hintersten Reihe, dort klammert er sich an die Metallstreben und bleibt kraftlos hängen –
     
    bloß nicht auf die Sitzreihen fallen und irgendwelche fans zerquetschen wenn du fällst mußt du dich entschuldigen mit jemandem reden etwas sagen und alle merken gleich wie schlecht du aus dem mund riechst und kommen drauf daß du getrunken hast also hauptsache mit niemandem reden und niemanden ansprechen wenn du fällst wird unbedingt jemand mit dir reden und du sitzt in der falle dann heißt es warum riechst du so schlecht aus dem mund werden bestimmt schnüffeln kaum daß sie anfangen zu reden auch wenn du dich abwendest und zur seite sprichst werden sie trotzdem schnüffeln kannst dich höchstens ganz abwenden beim reden, was reden? was muß ich reden damit sie nicht draufkommen? was soll ich sagen? bestimmt merken sie es und sagen etwas, was sagen sie? sagen sie warum schweigst du? schreist nicht? warum schreie ich nicht? ich muß schreien sonst merken sie daß ich schlecht aus dem mund rieche sie werden sagen daß ich schlecht aus dem mund rieche und deswegen nicht schreie oder denken daß ich betrunken bin weil ich nicht schreie was soll ich schreien? was soll ich schreien? was soll ich bloß schreien? ich muß jemanden fragen muß mich abwenden und fragen oder mich abwenden und losschreien dann merkt keiner was so oder so merken sie nichts der ganze lärm hier gut ich rufe was zur seite niemand merkt wie schlecht ich aus dem mund rieche aber alle merken daß ich schreie also bin ich nicht betrunken super das habe ich super überlegt nur was rufen was soll ich nur rufen was schreien sie alle? schiri schiri hauptsache zur seite damit sie den geruch nicht spüren aber so daß sie mich hören irgendwie so muß ich rufen und unbedingt was über den schiri dann ist alles okay
     
    – da steht unser Stürmer allein dem gegnerischen Torwart gegenüber und schießt, zieht mit aller Kraft durch, einige tausend nasse Fans erstarren, halten buchstäblich die Luft an, und in der feuchten Stille hinter ihrem Rücken ertönt ein verzweifeltes:
    – Eeeeeeeeeeeeeeeeeeei!!! – Duuuuuuuuuuuuuuuuuuuu-uuuuuuuuuuu!!!!!!!!!!!!!!!
    Die nassen Fans in den angrenzenden Sektoren drehen wie hypnotisiert die Köpfe und sehen Dog Pawlow, den guten alten Dog Pawlow, den hier jeder Hund kennt, also jeder Wachtmeister mit Funkgerät, er hängt völlig fertig an den eisernen Streben, hat den Sitzreihen seinen, nennen wir es Rücken zugewandt und heult langgedehnt irgendwo ins Nichts oder wie man es nennen soll.
     
    19.45
    Warum? Weil du nicht einfach ein Arschloch bist, das sich mit dem unbefriedigenden Zustand der Welt abgefunden hat und mit den täglichen Gemeinheiten, weil du nicht die Absicht hast, bis ans Ende deiner Tage irgendwem an die Gurgel zu gehen wegen des Fraßes, den sie da abgepackt haben. Weil du endlich was Wichtiges zu sagen hast, vorausgesetzt es fragt dich einer, das reicht doch, denkt Dog, natürlich denkt er in diesem Zustand nichts dergleichen, aber wenn er jetzt denken könnte, glaube ich, würde er genau das denken, deshalb kriecht er am Balken hinauf, der das Dach stützt, preßt sich an das kalte Rohr und schürft dabei alte grüne Farbe und trockene Vogelkacke ab, vorsichtig setzt er die Füße in die Metallstreben und zieht sich hoch, kriecht genau über die Köpfe der Wachtmeister, die ihn für den Moment vergessen haben, über die Köpfe seiner ganzen nassen und betrunkenen Bekannten, über die glücklichen Köpfe von Wowa und Wolodja. Er erkennt sie und hält über ihnen an, betrachtet sie von oben, denkt, wie super, wenn ich die Hand ausstrecke, dann kann ich die beiden hier hochholen, und er streckt die Hand nach ihnen aus und sagt etwas, dabei merkt er gar nicht, wie schlecht er aus dem Mund riecht.
    Da bolzen unsere Jungs den Ball ins Tor, und die nassen Kehlen brüllen – To-o-o-o-o-o-o-r!!! – To-o-o-o-o-o-or!!! – brüllen sie, und von diesem Gebrüll werden hunderte und tausende müde Tauben aus dem Schlaf gerissen und fliegen von ihren mit Federn, Erde und Lotterielosen gepolsterten Sitzen auf wie Granaten, fliegen als Welle in den nassen Himmel, und diese Welle trifft Dog Pawlow, der kann sich nicht halten und fliegt runter, fliegt seine paar Meter durch die Luft und knallt auf die Bank, neben Wowa und Wolodja, die erinnern sich endlich an ihren Kumpel, drehen

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