Depeche Mode
außerdem hat er uns hier alles vollgekotzt, können sich die Schwestern nicht beruhigen, na, es reicht, sagt der Wachtmeister streng, bringen Sie ihn her, aber dalli, um neun ist mein Dienst zu Ende, und meine Ablösung hat wohl kaum Lust, sich mit ihm zu befassen – hoher Blutdruck. Alles klar, sagen die Schwestern, Blutdruck.
Sofort rufen sie den diensthabenden Fahrer, nimm, sagen sie zu ihm, diesen Abschaum, der uns hier alles vollgekotzt hat, und bring ihn aufs Revier, mit seinen Dokumenten stimmt was nicht, aha, sagt der Fahrer, ich schmeiß alles hin und fahre euren Abschaum, damit er seine Dokumente in Ordnung bringen kann, am besten bringe ich ihn gleich auch noch aufs Standesamt? hab wohl nichts besseres zu tun, na, im Prinzip hat er gerade seine Schicht begonnen und hat wirklich nichts zu tun, red keinen Scheiß, sagt die älteste diensthabende Krankenschwester, deren Schicht eben zu Ende geht, bring ihn weg und komm sofort zurück, hier gibt es einen Haufen Arbeit, ja ja, sagt der Fahrer, einen Scheißhaufen, angeekelt packt er den geschwächten und demoralisierten Dog am Arm und führt ihn runter, öffnet die hinteren Türen des Rettungswagen, los, sagt er zu Dog, rein mit dir, setz dich da auf die Trage oder besser noch leg dich hin, sonst fällst du in der nächsten Kurve um und zerbrichst irgendein Glas oder schneidest dich oder schmeißt die Farbe um, was für Farbe? fragt Dog, Farbe halt, sagt der Fahrer, los, leg dich hin, vielleicht bleib ich besser sitzen? fragt Dog ängstlich, mach bloß keine Mätzchen, sagt der Fahrer und setzt sich ans Steuer. Dog versucht, sich hinzulegen, aber sofort wird ihm schlecht, und er fängt an zu kotzen – auf die Trage, die Wände, einen Eimer Farbe, ihr wißt schon. Der Fahrer bremst verzweifelt, rennt nach hinten zu den Türen, öffnet sie, kriegt seinen Teil Kotze ab und schmeißt den halbverreckten Dog auf den morgendlichen Charkiwer Asphalt, dann kehrt er schimpfend und fluchend ins Krankenhaus zurück, wo er, um ehrlich zu sein, nicht wirklich dringend gebraucht wird.
Prolog Nr. 2
9.00
– Und was das Schärfste ist – ich wußte nicht, daß sie zu zweit waren. Die andere war auf dem Balkon.
– Hm.
– Also, ich komme rein, sie ist alleine. Ich hatte doch keine Ahnung, kapiert? Und sie liegt fast nackt da, nur Slips, BHs.
– Was – mehrere BHs?
– Nein, also, verschiedene Unterwäsche halt.
– Wie das?
– Na, verschiedene Farben, klar?
– Besser nicht dran denken …
– Sag ich doch. Ich mag Unterwäsche sowieso nicht. Bei Frauen, meine ich.
– Logo.
– Also, ich seh, daß sie geladen hat, und fang auch an, mich auszuziehen. Ich wußte doch nicht, daß sie schon den ganzen Morgen … Also zuerst irgendeinen Mist geschluckt, dann mit Wodka runtergespült, stellt euch vor. Voll bis oben hin. Und ich steh da mit meiner Erektion.
– Echt?
– Da kommt die Kuh vom Balkon, die zweite. Kriegt einen Riesenschreck, logo.
– Logo …
– Die im Zimmer nicht, die kannte das.
– Was?
– Mich. Hat mich schon so gesehen, mit Erektion, meine ich.
– Scheiße.
– Sag ich ja. Und vom Balkon die war absolut besoffen, haben den ganzen Morgen gebechert, die zwei. Wenn's nach mir ginge, dürften Frauen überhaupt nicht saufen. Versteht ihr?
– Ja, Weiber. Ich hab einen Nachbarn, der geht morgens raus und kauft zwei Liter Wodka.
– Zwei Liter?
– Echt.
– Stell ich mir lieber gar nicht erst vor.
– Ich frag – wozu brauchst du zwei Liter, Mann? Schaffst du doch gar nicht allein. Und was sagt er?
– Hm?
– Wenn ich getrunken habe, also, die erste Flasche, hab ich Angst davor, rauszugehen. Will aber trinken, kann mich nicht zurückhalten.
– Echt?
– Und wieso hat er Angst?
– Hm, weiß nicht, macht sich halt in die Hose. Kriegt Schiß vom Wodka. Aber saufen will er. Darum nimmt er gleich zwei Liter. Sitzt da und pichelt.
– Also Moment, er tankt eine Pulle, dann die zweite, Scheiße – haut alles weg. Was dann?
– Wie – dann?
– Er will doch weitersaufen?
– Klar.
– Hat aber Angst rauszugehen?
– Nee, also wenn er seine zwei Liter intus hat …
– Zwei Liter!
– … ja, zwei Liter. Dann kriegt er einen Kurzschluß und hat keine Angst mehr.
– Echt?
– Selbst gesehen.
– Und wie?
– Was – wie?
– Wie geht es ihm, so ohne Angst?
– Er scheißt drauf.
– Und weiter?
– Holt Wodka. Hält sich kaum auf den Beinen, aber er schafft es.
– Wow …
– Eben … Aber du warst bei
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