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Depesche aus dem Jenseits

Depesche aus dem Jenseits

Titel: Depesche aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Richtung Roissy. Es ist 8 Uhr 40. Kein Grund zur Unruhe. Doch auf einmal tritt der Fahrer voll auf die Bremse und bringt in letzter Sekunde seinen Wagen zum Stehen. Ein einziges Gequietsche und Gekrache — und innerhalb kürzester Zeit ist das Chaos perfekt. Dem Taxi ist zwar nichts passiert, aber Monsieur Riquelinque ist bleich wie ein Leichentuch.
    »Was... was ist los?«
    »Sieht nach einem Unfall aus... Ich laufe schnell nach vorne und schaue mal nach!«
    Kurz darauf kommt Jean-Baptiste Cartant zurück. Er rennt nicht mehr. Es lohnt sich nicht. Fünfzig Meter weiter vorn ist ein Lastwagen mit einer Ladung Fische auf der Fahrbahn umgekippt. Die Lattenkisten liegen verstreut auf der Straße, und Berge von frischen, glitschigen Salzheringen versperren den Weg. Da ist nichts zu machen. Man muß warten, bis die Polizei und die Feuerwehr wenigstens eine Spur freischaufeln.
    Als das Taxi sich wieder in die Schlange einfädeln kann und endlich an der Unfallstelle vorbeifährt, ist es bereits 9 Uhr 15! In einer Viertelstunde startet die Maschine nach Rom. Vielleicht klappt es noch! Der Taxichauffeur rast mit halsbrecherischer Geschwindigkeit nach Roissy-Charles-de-Gaulle und schon zehn Minuten später hält er vor dem Alitalia- Eingang. Monsieur Riquelinque wirft einige Geldscheine auf den Vordersitz, springt aus dem Auto und ruft:
    »Die Maschine ist bestimmt schon abgefertigt! Warten Sie zehn Minuten auf mich! Es gäbe zur Not noch einen anderen Flug nach Rom, aber mit der Air-France... also in Orly!«
    Und tatsächlich, einige Minuten später kommt Monsieur Riquelinque zu dem wartenden Taxi zurückgelaufen: »Um 11 Uhr startet die Air-France nach Rom. Ich habe noch einen Platz bekommen! Meinen Sie, wir schaffen
    es?«
    »In einer Stunde? Um diese Zeit! Das wird knapp! Versuchen wir’s!«
     
    Und schon braust der Taxifahrer los. Monsieur Riquelinque sitzt steif wie ein Besen auf der Sitzkante, die Hände festgeklammert auf dem Vordersitz. Seine blauen Augen lächeln nicht mehr — er starrt mit leerem Blick nach vorn, wie hypnotisiert. Und er redet auch nicht mehr!
    Monsieur Cartant hat Mitleid mit seinem Fahrgast und bemüht sich, ihn ein wenig aufzulockern:
    »Schauen Sie, wir haben heute Glück... die Strecke ist ziemlich frei! Außerdem... bei der Air France ... ja... da gibt’s oft Verspätung! Orly ist total überlastet, deswegen haben sie auch den Terminal gebaut, gleich neben Charles de Gaulle... und nur für die Air France , stellen Sie sich das vor! Er ist schon seit einigen Wochen in Betrieb, aber es dauert bestimmt Monate, bis die Organisation klappt! Ein Wunder, daß die Piloten sich noch zurechtfinden! Manchmal erfahren sie vom Tower erst beim Anflug, wo sie den Vogel absetzen sollen!«
     
    Die freundliche Art des Fahrers lockert den verkrampften Geschäftsmann allmählich auf; er fügt sich jetzt ein wenig gelassener in sein Schicksal.
    Heute morgen um 7 Uhr war das Wetter strahlend schön. Jetzt pfeift ein starker Nordwind über die Stadt und bringt bedrohliche schwarze Gewitterwolken mit. Schlagartig beginnt es dann auch zu regnen. Gleich darauf blinken auch schon die roten Bremslichter der voranfahrenden Wagen auf.
    »Was ist denn jetzt wieder los?«
    »Es regnet halt... und da passiert immer was. Die Leute fahren viel zu schnell auf der Stadtautobahn!«
    Also steht das Taxi wieder einmal mitten im Stau. Und wieder steigen viele Fahrer aus ihren Wagen aus und laufen trotz des strömenden Regens zwischen den stehenden Autos herum. Auch der Taxichauffeur macht sich auf den Weg, bevor Monsieur Riquelinque einen Schwächeanfall erleidet!
    Als er zurückkommt zuckt er nur hilflos mit den Schultern:
    »Ein schlimmer Unfall! Zwei Busse haben zu spät gebremst und einer davon ist mit voller Wucht in einen kleinen Renault hineingefahren! In dem Auto sind vier Leute drin! Sieht nicht gut aus...«
    »Was... was machen wir nun?«
    »Nichts! Warten!«
    »Kann man denn die Leitplanken nicht herausschrauben... und umkehren?«
    »Wo denken Sie hin! Das ist völlig unmöglich! Die Polizei macht das manchmal, aber nur, um eine Spur für die Krankenwagen und die Feuerwehr freizumachen! Da darf sonst niemand durch!«
    »Aber ich muß doch nach Rom! Stellen Sie sich vor... der Generaldirektor der Bank Ambrosiano ist seit einigen Tagen in Urlaub... und er kommt extra meinetwegen heute für ein paar Stunden nach Rom! Der Chef der Vatikan-Bank in Person! Was meinen Sie, wie lange wird es dieses Mal hier dauern?«
    »Tja,

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