Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie
Es ist also sehr wichtig, dass sich eine Mutter bei Fragen zur Entwicklung ihres Kindes frühzeitig von einer Fachperson beraten lässt.
Es gibt eingehende Untersuchungen zur Entwicklung vom Säuglingsalter bis zum Kleinkind unter Einbezug der Mutter-Kind-Beziehung(R. Spitz). Dabei sind eine gestörte Beziehungsqualität und ein zeitlich reduzierter Kontakt zwischen Mutter und Säugling für unterschiedliche Schwierigkeiten und auch Erkrankungen des Säuglings verantwortlich. Ein teilweiser Entzug der mütterlichen Zuwendung kann in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres zu einer anaklitischen Depression führen, weil dem Kind die Anlehnung an die Mutter fehlt (griechisch Anaklisis: Anlehnung), was sich in Weinerlichkeit, Essstörung, Gewichtsverlust, Schlaflosigkeit, abwesendem Gesichtsausdruck sowie Kontaktverweigerung äußert, allenfalls auch umgekehrt in verzweifelter Anklammerung. Die Kinder liegen mit abgewendetem Kopf in Bauchlage in ihren Bettchen und weigern sich, am Leben ihrer Umwelt Anteil zu nehmen. Bei einem vollständigen Entzug mütterlicher Zuwendung, wie sie in Heimen mit Findelkindern anzutreffen ist, kommt es zum schweren Krankheitsbild eines seelischen Verhungerns, mit Verlangsamung des Bewegungsmusters bis zu völliger Passivität, leerem Gesichtsausdruck und nachlassender Koordination der Augen. Der zunehmende Verfall und die erhöhte Infektionsanfälligkeit führen bei diesen Kindern zu schweren Mangelerscheinungen und einer sehr hohen Sterblichkeit.
Insgesamt lässt sich sagen, dass auch im Säuglingsalter Depressionen auftreten können, selten auch schwere depressive Zustände. Wenn sich somit eine Mutter die Frage stellt, ob ihr Säugling oder Kind sich richtig entwickle, so sollte sie den Kinderarzt konsultieren, lieber einmal zu viel als zu wenig. Bei Entwicklungsschwierigkeiten oder Krankheiten des Kindes ist es wichtig, die Mutter in die Therapie einzubeziehen, um auf diese Weise unabhängig von der Ursache der Schwierigkeiten die Mutter-Kind-Beziehung zu festigen und dadurch ganz wesentlich auch dem Kind zu helfen. In diesem Sinne bieten zum Beispiel Kinderspitäler bei stationären Behandlungen zur Vermeidung von Traumatisierungen und Bindungsstörungen zunehmend im gleichen Zimmer Übernachtungsmöglichkeiten für Mütter (und Väter) an. Zudem gibt es spezielle Beratungsstellen für Mütter und auch Väter im Zusammenhang mit der Entwicklung ihrer Kinder (siehe Frage 47 ) .
Frage 42
Wie erkennt man eine Depression bei Kindern?
Bereits in der Kindheit können Depressionen auftreten, aus denselben Gründen wie bei den Erwachsenen, nämlich aus einer Kombination von psychischer und allenfalls körperlicher Über- oder Unterforderung sowie einer individuell unterschiedlich ausgeprägten depressiven Veranlagung und Sensibilität. Auch alle Arten von Traumatisierung können Entwicklungsschwierigkeiten und Depressionen nach sich ziehen. Man schätzt, dass ein Prozent der Kinder im Vorschulalter depressiv erkranken, zwei Prozent der Schulkinder und fünf Prozent der Jugendlichen. Eine Häufung depressiver Störungen findet sich um die Pubertätszeit herum, dass heißt zwischen dem 11. und 14. Lebensjahr. Bei Jugendlichen sind Mädchen zwei- bis dreimal häufiger von Depression betroffen als Buben.
Der Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenleben geht wie jede große Veränderung mit einer Krise einher, und diese Pubertätskrise mit ihrer großen Verletzlichkeit und schmerzlichen Erfahrungen des Unverstandenseins kann zusammen mit anderen, zum Beispiel schulischen oder familiären Belastungen, in einen Überforderungsbereich hineinführen.
Die seelischen Probleme von Kindern und Jugendlichen sind unbedingt zu beachten. Wenn ein Kind vermehrt weint, sich zurückzieht und abkapselt, aggressiv wird, in den Schulleistungen nachlässt, sich wertlos, leer und hoffnungslos fühlt und keinen Sinn mehr im Leben sieht, so liegt ein depressives Geschehen vor und nicht eine gewöhnliche Trotzoder Pubertätsreaktion. Übergewicht und auch Gewichtsabnahme können ebenfalls Ausdruck depressiven Geschehens sein. Umgekehrt können aber auch Übergewicht und eine allenfalls dadurch entstehende soziale Ausgrenzung Depressionen entstehen lassen. Besondere Aufmerksamkeit ist auch asthmatischen Erkrankungen zu schenken, denn Asthma und Stimmungsstörungen können sich gegenseitig verstärken. Jugendliche und selbst Kinder können vor Verzweiflung dazu kommen,sich das Leben zu nehmen, weshalb
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