Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie
Unternehmen noch weitere Kreise ziehen. Wird eine solche Problematik im Betrieb nicht rechtzeitig erkannt, offen angesprochen und durch Entlastung, Umstrukturierung, Teamarbeit, Supervision, Weiterbildung, Informationsveranstaltungen und andere geeignete Maßnahmen entschärft, so besteht ein hohes Risiko, dass ein oder mehrere Mitarbeiter ein Burn-out-Syndrom entwickeln. Stress am Arbeitsplatz verursacht in der Schweiz gemäß einer Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft (2003) jährliche Kosten von 4,2 Milliarden Franken, weshalb nicht nur im Interesse des einzelnen Menschen, sondern auch aus ökonomischer Sicht Lösungen gesucht werden müssen.
Burn-out ist diagnostisch als eine Frühform von Depression anzusehen, die sich am Arbeitsplatz entwickelt. Die Symptome lassen sich dabei in drei Bereiche einteilen:
• Seelische und körperliche Erschöpfung mit chronischer Müdigkeit, Schlafstörungen, Magen-Darm-Störungen, Tinnitus (Ohrenpfeifen), Bluthochdruck, Kopf- und Rückenschmerzen sowie allgemeiner Krankheitsanfälligkeit (siehe Frage 55 ) .
• Psychische Distanzierung von der Arbeit mit Gefühlen innerer Leere, Motivationsabfall, Freudlosigkeit, Interessenverlust und Konzentrationsstörungen.
• Einbruch des Selbstwertgefühls mit Sinnlosigkeitsempfindungen, Gefühlen des beruflichen Versagens, Reizbarkeit, Nervosität und Ängstlichkeit.
Auf dieser Stufe ist eine ärztliche oder psychologische Behandlung mit therapeutischen Gesprächen und allenfalls antidepressiven Medikamentenangezeigt. Der Patient ist über seine hohe Einsatzbereitschaft in Kombination mit spezifischen Problemen in eine Überforderungsfalle geraten, in der die ersten Symptome als Überforderungssignale und Schutzreaktion verstanden werden können (siehe Frage 6 ) , über kurz oder lang sich jedoch Krankheit entwickelt. Die Situation soll gesamthaft beurteilt werden und private wie berufliche Aspekte müssen zu einer umfassenden Lebenserleichterung in die therapeutischen Überlegungen einbezogen werden. Wenn die entlastenden Massnahmen am Arbeitsplatz (Arbeitspausen, Abbau von Überstunden, Unterstützung) zu wenig greifen, ist auch an Stellen- und allenfalls Berufswechsel zu denken.
Ohne Behandlung besteht beim Burn-out-Patienten die Gefahr einer Vertiefung des depressiven Geschehens oder einer Suchtentwicklung mit dämpfenden oder antriebssteigernden legalen oder illegalen Drogen (siehe Frage 62 ) . Werden im Falle eines gestörten Betriebsklimas keine Maßnahmen ergriffen, so kann sich daraus auch ein Mobbingklima entwickeln (siehe Frage 19 ) .
Frage 44
Was ist im Alter normal und was sind Zeichen einer Depression?
Der alternde Mensch, der sich allmählich seinem Lebensende nähert, erlebt ein Nachlassen seiner Kräfte und Gesundheit, eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit und den Verlust nahestehender Personen mit entsprechend wachsender Einsamkeit. Schließlich erfährt er den Umzug in ein Alters- oder Pflegeheim, der letzten Station im Leben. Eine solche Häufung belastender Erfahrungen begünstigt das Auftreten von Depressionen, die als solche erkannt und nicht als vorübergehendes normales Stimmungstief abgetan werden sollten. Schlafstörungen, Schmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Müdigkeit, Gedächtnisstörungen,Wertlosigkeitsgefühle und häufige Gedanken an den Tod sind nicht einfach geläufige Alterserscheinungen, sondern Symptome einer behandelbaren Depression! In der Schweiz wird geschätzt, dass jede vierte Person im Alter von über 70 Jahren an Depressionen leidet.
Da alte Menschen oftmals verschiedene Medikamente brauchen und auch der Stoffwechsel verändert ist, geht man bei einer medikamentösen Behandlung der Altersdepression besonders behutsam vor und vermeidet mit niedrigen Anfangsdosierungen unangenehme Nebenwirkungen. Auch die Psychotherapie mit einfühlsamer Besprechung von Ängsten und Nöten sowie der Verfolgung realistischer Therapieziele kann einen wichtigen Beitrag zur Behandlung der Depression alternder Menschen leisten. Der Vorbeugung gegen Depression wiederum dienen eine anregende soziale Einbindung mit Aktivitäten, eine gute medizinische Versorgung zur Verbesserung der körperlichen Gesamtgesundheit und Leistungsfähigkeit sowie eine ausgewogene Ernährung.
Die Abgrenzung zwischen Depression und Altersdemenz kann sehr schwierig sein und benötigt oftmals eine Beobachtung über einen gewissen Zeitraum. Im Zweifelsfall gilt es, eine antidepressive Behandlung in
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