Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie
die Wege zu leiten, da eine allenfalls überflüssige Behandlung keinen Schaden bringt, eine depressive alte Person jedoch von einer erfolgreichen Behandlung sehr profitieren kann. Auf Grund von Untersuchungen wurde zudem festgestellt, dass unbehandelte Depressionen ein früheres Auftreten von Altersdemenzen begünstigen.
Zu erwähnen ist auch, dass eine bestimmte Form von Depression, die als agitierte Depression bezeichnet wird, gehäuft bei älteren Menschen beobachtet werden kann. Hierbei steht eine starke innere Unruhe im Vordergrund, die sich in einem rastlosen Bewegungsdrang äußert, sowie einem gesteigerten Mitteilungsbedürfnis, zumeist in Form von anhaltenden Klagen.
In dieses Kapitel gehört noch die Erwähnung eines bemerkenswerten Experimentes, das in den USA in Altersheimen durchgeführt worden ist: Den Insassen wurden konsequent neue Brillen angepasst, worauf bis zu 50 Prozent dieser alten Menschen innert drei Monaten neue Aktivitätenentwickelten und zum Teil richtiggehend aufblühten. Wer unter Sehstörungen oder auch Schwerhörigkeit leidet, verbraucht viel mehr Energie, um sich zu orientieren und zu kommunizieren, und riskiert damit, in eine innere Isolation zu geraten und in der Folge in eine Depression.
Depressionen bei Frauen und Männern
Frage 45
Liegt beim prämenstruellen Syndrom (PMS) eine Form von Depression vor?
Beim PMS, dessen genaue Ursache noch nicht bekannt ist, liegt eine Reihe körperlicher und psychischer Symptome vor, die wenige Tage vor der Menstruation auftreten und in den ersten Tagen der Menstruation wieder verschwinden. Nebst körperlichen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Brustempfindlichkeit, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Schwellungen und Hautveränderungen findet man bei der Hälfte der Frauen depressive Störungen mit Hoffnungslosigkeit, Angst, Anspannung, Nervosität, Reizbarkeit, Überforderungsempfindung, Interesseund Lustlosigkeit, Erschöpfung und Konzentrationsschwierigkeiten.
Die Vermeidung gewisser Nahrungsmittel wie salzreiche Speisen, Kaffee, Schokolade und Alkohol kann helfen, die Symptome eines PMS abzuschwächen, und eine an Kalzium und Vitamin D reiche Ernährung senkt die Häufigkeit von PMS. Zusätzlich werden körperliche Aktivität, autogenes Training sowie weitere Entspannungs- und Stressbewältigungsübungen empfohlen.
Nebst Schmerzmitteln, Vitamin E, dem Wirkstoff Drospirenon sowie pflanzlichen Präparaten (Mönchspfeffer) und homöopathischen Heilmittelnkönnen mit Erfolg Antidepressiva gezielt in der zweiten Zyklushälfte eingesetzt werden. Nur in schweren Fällen muss ein Antidepressivum dauerhaft verabreicht werden. Prämenstruelle depressive Zustände stehen gegebenenfalls auch mit einem Wasserrückstau in Zusammenhang, weshalb die gezielte Gabe ausschwemmender Medikamente (Diuretika) hilfreich sein kann. Kurz vor Beginn des PMS eingesetzte Schlafentzugsbehandlungen (siehe Frage 93 ) können ebenfalls eine wirksame Therapie der depressiven Stimmungslage darstellen. Zusätzlich haben sich auch tiefenpsychologische Gespräche, die darauf hinzielen, die Beschwerden des PMS im Zusammenhang mit der persönlichen Lebensgeschichte zu verstehen, als wirksam erwiesen. Namentlich begünstigen Traumatisierungen durch physischen und und psychischen Missbrauch das Auftreten von PMS.
Insgesamt kann das PMS auf Grund seiner typischen depressiven Symptome und seines Ansprechens auf eine gezielte antidepressive Behandlung als kurzdauernde Sonderform einer Depression angesehen werden.
Frage 46
Was lässt sich zu Depressionen während der Schwangerschaft sagen?
Depressionen scheinen während der Schwangerschaft häufiger aufzutreten als bisher angenommen. Insbesondere hat sich bei einer genaueren Untersuchung herausgestellt, dass mehr Depressionen während einer Schwangerschaft auftreten als nach der Geburt. Die Ursachen für das Auftreten einer solchen Depression sind vielfältig und man betrachtet sie am besten als ein Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren, auch wenn individuell der eine oder andere Aspekt mehr Gewicht haben kann.
Schwangerschaftsdepressionen werden wohl deshalb zu wenig erkannt, weil Schamgefühle es einer Schwangeren verbieten, in einer Zeit, die aus der Sicht von Freunden und Angehörigen freudig sein sollte, niedergeschlagen und besorgt zu sein, worauf von Patientinnen wie von Ärzten Müdigkeit, Schlafstörungen, Appetitveränderungen und andere Schwierigkeiten automatisch als normale
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